Zwischenstopp am Bauernhof

Sonntag, 21.05.2023 / 1. Tag

 Oschersleben - Lotte / 280 km 

 Um nicht zu Kilometerfressern zu werden, nehmen wir uns für die fast 500 km lange Anreise zwei Tage Zeit. Für die Übernachtung haben wir uns auf einem Bauernhof mit Stellplätzen für Wohnmobile und -wagen bei Lotte, kurz hinter Osnabrück, angemeldet. Nach 280 Kilometern erreichen wir unser Tagesziel gegen 16 Uhr. Mit uns teilt sich ein holländisches Wohnmobilpaar den kleinen Platz hinter der Scheune des Bauernhofs. Bei fast sommerlichen Temperaturen sitzen wir bis zur Tagesschau noch vor unserem Wohnwagen, bevor wir uns bei einbrechender Dunkelheit ins Hütteninnere zurückziehen. 

 

 

Onder de Heerenbrug

 Montag, 22.05.2023 / 2. Tag

 Lotte - Giethoorn / 185 km 

Die Nach hinter der Scheune von Bauer Arendröwer verläuft alles andere als ruhig. Der für die Nacht angekündigte Starkregen mach seinem Namen alle Ehre und trommelt bis vier Uhr morgens auf unser Wohnwagendach. An erholsamen Schlaf ist nicht zu denken, da hilft auch das muntere Vogelgezwitscher nicht, das uns den neuen Tag ankündigt. Obwohl wir uns Zeit lassen können, ist nach dem Frühstück im Handumdrehen Fahrbereitschaft hergestellt. Bis zu unserem heutigen Zielort sind es ja nur runde 180 Kilometer. Wir zahlen 10 Euro Stellplatzgebühr und cruisen danach recht entspannt bis Bad Oeynhausen auf der BAB 2 und dann weiter auf der BAB 30 und 31 hinein in die Niederlande. Als der Reiseleiter im Städtchen Meppel trotz Navi-Ansage eine Straße zu früh abbiegt, haben wir etwas Mühe, von der A 28 auf die A 32 zu kommen. Über Steenwijk erreichen wir gegen 13 Uhr unterhalb der Heerenbrug den nach der Brücke benannten kleinen Campingplatz. Der freundliche Empfang durch Platzbesitzerin Hanni gefällt uns. Ebenso die nette Art, mit der sie uns in etwas gebrochenem aber gut verständlichem Deutsch alles wichtige erklärt. Unseren reservierten Platz in unmittelbarer Nähe der sanitären Einrichtung nehmen wir zunächst mit etwas Skepsis zur Kenntnis. Wir befolgen Hannis Einweisung, wie Wohnwagen und Auto zu stehen haben und bauen unser Camp dem schönen Wetter entsprechend zunächst in er Mini-Variante auf.

 

 

Kibbeling in Steenwijk

 Dienstag, 23.05.2023 / 3. Tag

 Giethoorn / Steenwijk 

Nach dem warmen und sonnigen Montag hat es sich über Nacht merklich abgekühlt. Beim Blick durchs Dachfenster in den wolkenverhangenen Himmel haben wir beide den gleichen Gedanken und bauen in rekordverdächtiger Geschwindigkeit noch vor dem Frühstück unser Vorzelt auf.  Der Wetterumschwung hält uns aber nicht davon ab, unsere gestern geplante Radtour durch den Nationalpark Weerribben-Wieden in die Tat umzusetzen. Allerdings lässt unser Elan bei kräftigem Gegenwind schon nach wenigen Kilometern nach. Aufgeschoben ist nicht Aufgehoben denken wir uns und vertagen unsere Tour auf morgen. Stattdessen machen wir kehrt und radeln ins vier Kilometer entfernte Städtchen Steenwijk. Nach anfänglichen Orientierungsschwierigkeiten ist das Stadtzentrum schnell gefunden und - welch Zufall - dortselbst der Steenwijker Vishandel. Es ist Mittagszeit und die Muddi zögert keine Sekunde und reiht sich in die Reihe der einheimische Kundschaft ein. Zwei große Portionen Kibbelings gehen über den Tresen und werden von uns genussvoll verspeist. Als nächstes steht noch ein Einkauf im Supermarkt und die Suche nach einem Bankautomaten auf unserer To-do-Liste. Während die Muddi zum Einkaufen im Jumbo etwas länger braucht, zieht der Reiseleiter schnell ein paar Scheine am Bankomaten. Wieder im Camp genießen wir zunächst bei einem Espresso den soeben eingekauften Kuchen und danach die Abendsonne aus der Vorzeltperspektive.

 

 

Giethoorn die Zweite

 Mittwoch, 24.05.2023 / 4. Tag

Giethoorn 

Nach einer kalten Nacht müssen wir uns auch tagsüber mit mäßigen Temperaturen um die 16 Grad begnügen. Zumindest bläst der Wind nicht mehr so stark aus Nordwest wie gestern. Erst als sich die Sonne gegen Mittag hin und wieder zeigt, machen wir uns und unsere Räder startklar. Wir radeln erstmals nicht mit der Navi-App auf unserem Handy, sondern nach einer Karte mit dem hiesigen Knooppunt-System. Und ganz ehrlich, da haben sich die radfahrfreudigen Kaaskops wirklich etwas Gutes einfallen lassen. Orientierungsschwierigkeiten gibt es nicht bzw. kaum. Man radelt einfach von Knooppunt (Knotenpunkt) zu Knooppunt und weiß beim Blick auf die Karte stets wo man ist und wie es weiter geht. Weit geht es für uns heute allerdings nicht, denn schon nach wenigen Kilometern erreichen wir Giethoorn. Und hier gibt es jede Menge Interessantes zu sehen und zu fotografieren. Mitten in Giethoorn werden wir vom Vishandel De Boer an die fällige Mittagsmahlzeit erinnert. Und während der Reiseleiter die E-Bikes einparkt und sichert, hat die Muddi schon zwei Portionen Kibbelings bestellt. Beim Blick in unser Reisetagbuch stellt sich heraus, dass wir auf den Tag genau Giethoorn vor acht Jahren schon einmal zu Fuß durchwandert haben. Damals war der 24. Mai der Pfingstsonntag und es war zu beiden Seiten der „Dorpgracht“ rappelvoll. Heute sind hier entschieden weniger Touristen unterwegs. Unser Weg endet am Südende des 5 km langen Dorfes. Weil unser Café von damals geschlossen ist, lassen wir uns wenige Meter weiter „Koffie und Appeltaart met Slagroom“ schmecken. Nach einem kleinen Einkauf im örtlichen Supermarkt radeln wir wieder in unser Camp zurück, genießen dort die Abendsonne und ziehen uns mit Einbruch der Dunkelheit ins leicht durchgeheizte Vorzelt zurück.        

 

Auf „Weerribben-Tour“

 Donnerstag, 25.05.2023 / 5. Tag

Nationalpark Weerribben-Wieden 

Die zurückliegende Nacht war klar und mit Temperaturen um die sechs Grad entsprechend kalt. Im Vertrauen auf den Wetterbericht, der ab Nachmittag annehmbare Temperaturen und Sonne voraussagt, verbringen wir den Vormittag im Camp. Als dann Klärchen zusehends an Kraft gewinnt und auch der Wind etwas nachlässt, starten wir nach der gestrigen kleinen Radelrunde erstmals zu einem größeren Rundkurs durch den Nationalpark Weerribben-Wieden. Wir strampeln zunächst am Beukers-Steenwijk-Kanaal entlang, vorbei an Giethoorn und der Blauwen Hand bis zum Dorf Sint Jansklooster. Hier machen wir am Denkmal für Evert van Benthem, einem berühmten Eisschnellläufer aus dem 2500-Seelen-Dorf, ein ausgiebiges Picknick mit frischen Erdbeeren und kleinen Mettenden. Weiter geht's in Richtung Blokzijl, vorbei am Campingplatz „Tussen de Diepen“, auf dem wir über Pfingsten 2015 gestanden haben. In Blokzijl machen wir im Café „Sluiszicht“ eine kurze Kaffeepause mit Appeltaart für den Reiseleiter und beobachten danach den regen Schleusenverkehr. Für etwas Verdruss sorgen leichte Orientierungsschwierigkeiten bei der Suche nach dem Weg aus der Stadt. Letztendlich wird aber nach dem straßenbegleitenden Radweg nach Steenwijk der besser zu fahrende Radweg über Scheerwolde gefunden. Wieder im Camp haben wir 45 Kilometer auf dem Tacho. Aus dem kulinarischen Bereich können wir berichten, dass heute weder Backfisch noch Kibbeling auf unserer Speisekarte standen. Die Muddi hat abends gekocht: Erbsensuppe aus der Dose und Wiener (!) Als Ausgleich für diese einfache Mahlzeit gab's zum Tagesausklang noch einen Schoppen Dornfelder Rosé als Absacker. Gut's Nächtle.          

   

 

Stadtbummel in Steenwijk

Freitag, 26.05.2023 / 6. Tag

Steenwijk 

Nach zwei bewegungsintensiven Tagen lassen wir es heute etwas ruhiger angehen. Das heißt aber nicht, alle Fünfe gerade sein zu lassen und gar nichts zu tun. Sind unsere Aktivitäten nach kleineren Reparaturarbeiten an den Rädern noch überschaubar, so schwingen wir uns am frühen Nachmittag auf die selben, um uns Steenwijk mal etwas genauer anzusehen. Wir durchradeln sowohl gepflegte als auch vorrangig von Flüchtlingen bewohnte, unansehnliche Wohngebiete. Im Stadtzentrum  ist Schieben angesagt, ein Bewegungszustand, der von der Muddi hin und wieder zum Blick in die zahlreichen Schaufenster genutzt wird. Am Marktrand parken und sichern wir unsere Räder, um von nun per pedes das Stadtzentrum zu erkunden. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, halten wir mit knurrendem Magen aber vorrangig Ausschau nach einem günstigen Speiselokal. Die einschlägigen Restaurants im Zentrum buhlen mit schwer zu deutenden Speisekarten um ihre Kundschaft. Was die Einheimischen da so als Lunch verputzen, ist uns fremd - .... „watt de Bur nich kennt, dat fritt er nich“. Getreu diesem fragwürdigen Motto ziehen wir weiter und landen letztendlich zu Hähnchenschnitzel, Bratwurst und Pommes mit Majo ausgerechnet beim „American Diner“..... Nach diesem kulinarischen Fehltritt beendet ein kleiner Einkauf im Jumbo unseren Stadtbummel. Im Camp stellen wir fest, dass sich der Platz so langsam füllt. Neben uns hat ein junges Ehepaar mit kleinem Jagdhund aus dem ostfriesischen Lingen aufgebaut. Gut's Nächtle, wir freuen uns auf morgen und ganz besonders auf der „URKERDAG“.        

   

 

Auf dem Urkerdag

Sonnabend, 27.05.2023 / 7. Tag

Urk 

Heute heißt es früher als sonst aufzustehen. Es gilt, die Anzahl unserer Besuche der Stadt Urk am Ijsellmeer während unserer zahlreichen Reisen in die Niederlande auf fünf zu erhöhen. Wir waren, sage und schreibe, schon vier mal an eiem Pfingstsamstag zum "Urkerdag". Und so sind wir beizeiten in Richtung des ca. 40 km entfernten Fischerdorfes auf der Piste. Urk ist eine ehemalige Insel und mit 22.000 Einwohnern heute die älteste und kleinste Gemeinde in der niederländischen Provinz Flevoland. Urk liegt an der Westseite des Noordoostpolders, an der Ijsselmeerküste. Wir hätten allerdings mindestens eine Stunde früher los fahren sollen, um noch einen zentrumsnahen Parkplatz zu bekommen. Denn was heute  in der Stadt los ist, ist mit Worten kaum zu beschreiben. Wohl nirgendwo ist Holland alljährlich am Pfingstsonnabend holländischer als hier. Am Urkerdag präsentiert sich ein Großteil der Einwohner in typisch holländischen Tracht. Rund um den Hafen und in der Altstadt zieht ein buntes Markttreiben zahlreiche Besucher an. Auch wir lassen uns von diesem Trubel gefangen nehmen und genießen den Tag und die Festtagsstimmung in einem Straßen-Café am Hafen. Von hier aus beobachten wir bei lecker Kaffee und Kuchen das bunte Treiben. Einen würdigen Abschluss findet der Urkerdag, wie in den Jahren zuvor, auch in diesem Jahr mit dem "Urkerdagconcert" in der voll besetzten Bethelkerk. Gänsehaut pur, als der Gesang der Urker Männerchöre "Crescendo" und "Hallelujah" durch das Gotteshaus schallt.

 

 

Mit den Rädern on tour

Sonntag, 28.05.2023 / 8. Tag

Naturpark Weerribben-Wieden 

Der heutige Wetterbericht macht uns die Entscheidung über unser Tagesprogramm nicht schwer. Am als ausnahmslos sonnig voraus gesagten Pfingstsonntag machen wir schon gegen Mittag unsere Räder startklar und nehmen einen längeren Rundkurs von voraussichtlich 50 Kilometern unter die Reifen. Zunächst geht es in Richtung Steenwijk und von dort aus weiter nach Meppel. Unterwegs lädt eine bäuerliche Raststation zum Verweilen ein. Hier wird neben Kaffee, Tee und Keksen alles, was so ein vieh- und landwirtschaftlicher Betrieb hergibt per Selbstbedienung vermarktet. Man(n) lernt also ganz fix, dass die Milch nicht aus der Kuh, sondern aus einem Selbstbedienungsautomaten kommt. Herum springende Zicklein und ein Pony mit einem Fohlen vervollständigen das ländliche Idyll. Wir radeln weiter und erreichen etwa bei Kilometer 20 das Städtchen Meppel. Wir pilgern durch's Zentrum, statten dem Hafen und zwei Windmühlen einen Besuch ab und setzen unseren Rundkurs über ein paar schmucke Dörfer im Naturpark Weerribben-Wieden fort. Die Suche nach einem Lokal mit einem uns zusagenden Speisenangebot bleibt zunächst erfolglos und ist erst ein paar Kilometer hinter Wanneperveen von Erfolg gekrönt. „De snelle Hap“ heißt die Imbissbude, an der die Muddi eine Art Burger für den Reiseleiter und eine Gulaschkrokette für sich ordert. Danach geht's weiter, vorbei an der „Blauwen Hand“ und durch Giethoorn. Nach 50 auf super Radwegen gefahrenen Kilometern sind wir gegen 18 Uhr wieder zurück in unserem Camp „onder de Herrenbrug“.

 

 

Ruhetag vor der Weiterfahrt

Pfingstmontag, 29.05.2023 / 9. Tag

Naturpark Weerribben-Wieden 

Die acht Tage hier im Weerribben-Wieden-Nationalpark sind wie im Fluge vergangen. In Anbetracht unserer zahlreichen Aktivitäten kam nie lange Weile auf. Herausragendes Ereignis war ohne Zweifel der „Urkerdag“ am Pfingstsamstag. Aber auch unsere Rad-Rundfahrten können bedenkenlos als ganz besondere Highlights eingestuft werden. Zumal wir das perfekte niederländische Radwegnetz von Tour zu Tour mehr zu schätzen wissen. Unsere Zeit hier im Nationalpark geht aber zu Ende. Morgen geht's weiter in den niederländischen Süden und zwar an die Nordseeküste nach Zeeland. Heute machen wir erstmal so gut wie gar nichts, bzw. nur das Nötigste. Beim Blick auf das Navi, macht sich allerdings etwas Respekt vor der morgen zu fahrenden Strecke quer durch die Niederlande breit. Immerhin sind 300 km durch die Ballungsgebiete um Amster- und Rotterdam sowie Den Haag zu durchfahren. Aber da haben wir mit unserer Hütte am Haken schon ganz andere Strecken bewältigt, wenn wir beispielsweise an unsere Reise durch Cornwall oder unsere unvergessene Fahrt durch Paris denken......  

 

 

Auf nach Zeeland

Dienstag, 30.05.2023 / 10. Tag

Von Giethoorn nach Zeeland 

Ungewohnt früh krabbeln wir heute schon gegen 6:30 Uhr aus den Betten. Wie an Reisetagen üblich, ist ein Großteil unseres Camping-Gerödels schon verpackt. Wir begleichen unsere Rechnung, die bei 18,80 € pro Nacht plus Strom und Kurtaxe für acht Tage mit rund 190 Tokken etwas höher ausfällt. Wir verabschieden uns vom Minicamping „Onder de Heerenbrug“ und von Hanni, unserer liebenswerten Gastgeberin und Platzinhaberin. Gegen 7:30 Uhr sind wir auf der Piste. Während der Berufsverkehr bis zur Autobahnauffahrt bei Emmellord noch ganz normal ist, kommt es beim Durchfahren von Amsterdam schon etwas dicker. Irgendwo in Amsterdam machen wir nach ca.100 Kilometern unsere obligatorische Frühstückspause, bevor es im zusehends dichter werdenden Verkehr vor und in Rotterdam noch dicker kommt. Da heißt es nicht nur Spur halten, sondern auch rechtzeitig die Spur zu wechseln, wenn es von einer Autobahn auf die andere geht. Nach der zweiten Pause bei 200 Km wird es hinter Rotterdam verkehrsmäßig entschieden ruhiger. Bei frischem Wind von der Nordsee cruisen wir die letzten 90 km unter blauem Himmel unserem Tagesziel recht entspannt entgegen. Wir sind zwar angemeldet,  aber fälschlicherweise als Wohnmobil (Camper) anstatt Wohnwagen (Caravan) . Wir bekommen Stellplatz Nr. 1 von über 100 Quadratmetern auf Wimbledonrasen mit Womo-Spur zugewiesen. Strom, Wasser und Kabel-TV alles am Platz. Den Campaufbau verschieben wir bei dem schönen Wetter in die Abendstunden und legen uns zunächst erstmal mit unseren Liegestühlen in die Sonne. Erst nach dem Abendbrot, es gibt Spaghetti, bauen wir das Vorzelt auf und stoßen mit einem Müller-Thurgau halbtrocken auf die gelungene Anreise und den schönen Campingplatz an.

 

 

Rund ums Veerse Meer

Mittwoch, 31.05.2023 / 11. Tag

Zeeland 

Auch heute zeigt sich das Wetter von seiner besten Seite. Nach dem Frühstück in der Morgensonne vor unserem Vorzelt besteht auch hier schnell Einigkeit darüber, das Umland mit einer kleinen Radtour zu erkunden. Einmal mehr sind wir auch hier vom gut ausgebauten Radwegnetz angetan, auf dem es sich weitestgehend getrennt vom Autoverkehr hervorragend radeln lässt. Für heute nehmen wir uns nur eine kleine Runde von etwa nur 25 Kilometer vor. Wir radeln zunächst bis zum Oosterschelde-Sperrwerk und biegen am nordwestlich von Kamperland gelegenen Bungalowpark „De Banjaard“ nach Kamperland ab. Von hier aus bringt uns eine Fähre über das Veerse Meer nach Veere. Unsere Suche nach einem Lokal mit „normalen“ Preisen scheitert hier zunächst an der Tatsache, dass man in einschlägigen Lokalen schon für ein einfaches Makrelenfilet 25 € löhnen soll. Wir üben uns mit Rücksicht auf unsere Reisekasse in Geduld, parken und sichern unsere Räder außerhalb der Fußgängerzone und schauen uns etwas im pittoresken Stadtzentrum um. Als wir zufällig am Kanal das Bistro "Frituur de Kombuis" entdecken, zögern wir nicht lange und stillen unseren Hunger mit jeweils einer großen Portion Kibbeling mit Pommes.

 

 

Stadtbummel in Middelburg

Donnerstag, 01.06.2023 / 12. Tag

Middelburg 

Unsere Hoffnung nach dem gestrigen Schönwettertag auch wieder mit angenehmen Temperaturen und Sonne rechnen zu dürfen, erfüllt sich leider nur teilweise. So sind wir gut beraten, unser gestriges Sommer-Outfit um angemessene Bekleidung zu erweitern. Dass wir unser heutiges Tagesziel bereits auf unserer England-Reise im Mai 2019 schon einmal mit dem Auto besucht haben, schmälert unsere Vorfreude auf einen zweiten Besuch der Stadt Middelburg keinesfalls. Schon nach 10 Kilometern sind wir an Middelburgs Stadtrand, von wo aus wir uns von der Radler-App weiter ins Stadtzentrum lotsen lassen. Wir parken und sichern unsere Räder unmittelbar am „Langen Jan“, dem über 90 Meter hohen Kirchturm und Wahrzeichen der Stadt. Bevor wir uns in das Touristen-Getümmel stürzen, lassen wir uns zu einer äußerst holprigen Stadtrundfahrt mit 'ner Tschu-tschu-Bahn hinreißen. In Middelburg ist Markttag und es gibt viel zu sehen und auch einiges zu kaufen. Unter anderem eine Handy-Hülle für die Muddi sowie leckere Sachen an den einschlägigen Fressbuden. Einmal mehr ist es Chronistenpflicht zu erwähnen, dass wir uns heute zu Mittag nicht Kibbeling, sondern Backfisch, hier  „Leckerbek“ genannt, schmecken lassen. Dass der Einkehr ins Markt-Café noch einige Käseproben an den Käseständen folgen, soll auch nicht verschwiegen werden. Am späten Nachmittag machen wir uns auf die Suche nach einem Jumbo-Supermarkt, den wir mit etwas Mühe auch finden. Die Rückfahrt gestaltet sich anfangs recht problematisch, weil wir den Radweg (Fietsen-Pad) aus der Stadt heraus erst nach längerem Suchen finden. Am Abend wird es zunehmend stürmischer und kälter. Der angekündigte Wetterumschwung macht leider auch um das gestern noch so sonnige Zeeland keinen Bogen.

 

 

Unruhiger Ruhetag 

Freitag, 02.06.2023 / 13. Tag

Minicamping „Hoekvliet“

Unter einem wolkenverhangenem Himmel ist es zumindest bis zum Mittag noch empfindlich kühl. Da wir aber den Tag heute ohnehin im Camp verbringen, stört uns das nicht. Getreu unserem Tour-Rhythmus versuchen wir alle drei Tage einen Ruhetag einzulegen. An solchen Tagen geht jeder größtenteils seinen eigenen Interessen nach. Der Reiseleiter bemüht sich, den Reiseblog aktuell zu halten und die Fotos zu sortieren. Die stellvertretene Reiseleiterin indes widmet sich unserem Bordfernseher, um das zurzeit in Paris stattfindende Roland-Garros-Tennisturnier (French Open) zu verfolgen. Allerdings macht der Ruhetag seinem Namen wenig Ehre. Den lieben langen Tag kutschiert der Bauer und Platzbetreiber mit einem recht geräuschintensiven Rasenmäher auf dem Platz herum. Von Ruhe kann da keine Rede sein. Der Radau hält die Muddi aber nicht davon ab, in unserer kleinen Bordküche mal wieder ein besonders leckeres Essen zuzubereiten. Auf dem Speiseplan stehen die Bratwürste aus Sohnemanns und „Locke“ Sieverts Wurstmanufaktur, dazu gibt's Blumenkohl und Kartoffeln. Es muss also nicht immer Kibbeling sein..... Was aber sein muss, ist eine nicht alltägliche Geschichte, die von gestern nachgetragen wird: Während die Muddi im Middelburger „Jumbo“ einkauft und sich der vorm Supermarkt wartende bargeldlose Reiseleiter ein Eis kaufen will, streikt dessen Kreditkarte. Die Überraschung ist groß, als ein ca. 40jähriger Einheimischer ein Eis für 2,50 € kauft und es dem Reiseleiter mit einem freundlichen „bitteschön“ überreicht. Ohne  Zweifel, eine nicht alltägliche Geschichte.......

 

 

Unsere Zeeland-Tour 

Sonnabend, 03.06.2023 / 14. Tag

Oostkapelle - Domburg - Westkapelle - Zoutelande

Nach dem gestrigen „unruhigen Ruhetag“ ist heute beizeiten klar, wohin die Reise geht. Schließlich waren wir uns bereits gestern einig, an die Nordseeküste zu radeln. Da auch das Wetter mitspielt, steht einer weiteren Fahrradtour nichts mehr im Weg. Mit der Komoot-App auf dem Navi radeln wir zunächst bis Oostkapelle und dann weiter ins noble Nordseebad Domburg. Beide Seebäder sind uns von unserem letzten Aufenthalt auf Zeeland gut bekannt. Vor vier Jahren haben wir hier auf unserer Reise nach Cornwall einen einwöchigen Zwischenstopp eingelegt. Einiges erkennen wir wieder, einiges ist neu. Nicht neu indes ist, dass sich heute, genau wie damals, sehr viele Touristen durch die Hauptstraße des Ortes drängen. Um die Mittagszeit ergattern wir zwei Plätze in einem der zahlreichen Lokale, wo wir uns neben zwei Espresso einen „Pannekoeken“ mit Schinken und Käse teilen. Die folgende Strecke von Domburg nach Westkapelle bringt uns dicht an die Nordsee heran. In Zoutelande verlassen wir die Küste und haben auf der Fahrt ins Landesinnere über Meliskerke, Grijpskerke und Seeroskerke mit heftigem Gegenwind zu kämpfen. In Seeroskerke kaufen wir in einem Camping-Shop eine Flasche Aqua KEM Blue Konzentrat (Sanitärflüssigkeit) für unsere Bordtoilette, in Gapinge bei einem Trödler zwei Töpfe für unsere Bordküche. Danach kehren wir zu Kaffee und Kuchen ins Gapinger Mühlen-Café ein. Wieder im Camp zurück, haben wir 52 Kilometer auf dem Tacho.

 

 

Dor geiht noch watt 

Sonntag, 04.06.2023 / 15. Tag

Minicamping Hoekvliet“

Nach den jeweils einwöchigen Aufenthalten auf den Minicamps „Onder de Heerenbrug“ und „Hoekvliet“ steht uns ein erneuter Stellplatzwechsel bevor. Nach 14 Tagen in den Niederlanden sollte es ab morgen eigentlich so langsam wieder in Richtung Heimat gehen. Aber was oder wer hindert uns eigentlich daran, unsere Zeit hier auf Zeeland zu verlängern? Als Antwort erinnern wir uns an ein Schild, an dem wir vor 14 Jahren (!) auf unserer Nordseeküsten-Radtour (damals ohne Akku) in der Nähe von St. Peter-Ording vorbei geradelt sind. „Do geiht noch watt“, munterte uns seinerzeit ein Schild am Deich während einer total verregneten Etappe auf. Wie gesagt: „dor geiht noch watt“!! Kurzentschlossen verlängern wir also unseren Aufenthalt hier in Zeeland um eine weitere Woche. Zwar nicht auf diesem ausgebuchten Mini-Campingplatz „Hoekvliet“, sondern 50 km weiter auf der Insel Schouwen-Duiveland, in der Nähe von Zierikzee. Der dortige Mini-Campingplatz „De Keerkoever“ gewährt auch ACSI-Rabatt und scheint sich in der Ausstattung kaum von unserem jetzigen Platz zu unterscheiden. 

Unsere Aktivitäten beschränken sich lediglich auf das gemeinsame Frühstück sowie Kaffee und Kuchen - pardon Kekse - am Nachmittag und im wesentlichen auf unsere Reisepläne. Viel mehr lässt die knallige Hitze auch nicht zu. Lediglich der Wind sorgt hin und wieder für etwas Abkühlung. Gegen Abend beginnen wir mit dem Abbau unseres Camps und dem Verpacken unseres Camping-Gerödels. Die Zeit danach ist der Nahrungszubereitung und -aufnahme gewidmet. Nach dem Abendbrot wurden letztmals die supersauberen Santitäranlagen frequentiert, bevor wir uns den Tatort mit dem hier sehr starken Wlan in die Schlepphütte holen. Gut's Nächtle bis morgen. Wir melden uns dann von der Insel Schouwen-Duiveland.

 

 

Inselhopping auf Zeeland 

Montag, 05.06.2023 / 16. Tag

Camping „De Keerkoever“

Dass unsere zweite Woche in den Niederlagen genauso schnell wie die erste vergeht, nehmen wir gelassen zur Kenntnis. Wir haben ja noch eine Woche. Und die beginnt heute mit dem dem Wechsel von der Halbinsel Walcheren auf die Insel Schouwen-Duiveland. Vor dem Inselhopping nehmen wir uns die die Zeit zu einem ausgiebigen Frühstück im Camp Hoekvliet. Während die Mutti in der Rezeption schnell noch die letzte Brötchenrechnung begleicht macht der Reiseleiter das Gespann startbereit. Die Fahrt zu unserem etwa 50 km entfernten Tagesziel verläuft nicht so ganz planmäßig, weil wir an einem Kreisverkehr die Abfahrt übers Kamperland zur Zeelandbrug verpassen und dadurch erst mit einem Umweg über Burgh-Haamstede an unser Ziel, den Campingplatz „De Kreekoever“ in Ouwerkerk kommen. Wir sind angemeldet. Nach dem Check Inn werden wir von der freundlichen Rezeptionistin gleich zur (Vor)Kasse gebeten. Unser Stellplatz in der äußersten Ecke des ziemlich großen Platzes beschert uns eine recht große Entfernung zum Sanitärgebäude. Nun gut, wir nehmen es gelassen hin, an anderen Stellplätzen ist ohnehin nichts mehr frei und wir haben ja die Räder dabei. Das super Wetter macht den Vorzeltaufbau überflüssig und so ziehen wir nur das Sonnensegel in die Kederleiste.

 

 

Von Knoopunt zu Knoopunt

Dienstag, 06.06.2023 / 17. Tag

Schouwen-Duiveland

Nach drei radelfreien Tagen juckt es uns heute förmlich in den Beinen, wieder mal los zu strampeln, zumal Petrus uns mit Kaiserwetter verwöhnt. Lediglich zum Frühstück müssen wir mit Tisch und Stühlen der Sonne etwas hinterher laufen, weil unser Wohnwagen morgens ziemlich im Schatten steht. Aber danach gibt's kein Halten mehr. Die Sachen sind gepackt, der Kurs ist klar abgesteckt. Zum wiederholten Mal radeln wir nach dem niederländischen Knotenpunkt-System (Knooppunt-Systeem). Für unsere Tour haben wir uns den Duiveland-Rundkurs ausgesucht, der uns mit angegebenen 44 Kilometern recht einfach erscheint. Und so radeln wir zunächst in Küstennähe von Knotenpunkt zu Knotenpunkt, passieren die Orte Bruinisse und Sirjansland ohne zu wissen, dass uns hier eine Umleitung noch ein paar zusätzliche Kilometer beschert. Zuvor stärken wir uns aber noch in einem Fietsen-Café etwas abseits der vorgegebenen Strecke mit Pannekoeken und einer Tasse Kaffee.  

 

 

Der Schutzengel war dabei

Dass die schmalen Deichwege auf 60 km/h geschwindigkeitsbeschränkt auch für Autos zugelassen sind, bekommt der Reiseleiter kurz vor Noordgouwe (roter Punkt) an einer etwas unübersichtlichen Kreuzung zu spüren. Die Vorfahrt eines vorbei rasenden Autos übersehend, rettet ihn sein Schutzengel und die Muddi mit einem lauten Aufschrei vor einem schrecklichen Unfall. Nicht auszumalen, was passiert wäre, wenn...... Den geplanten Bummel durch das Städtchen Zierikzee verschieben wir auf morgen und fahren auf kürzestem Weg zurück in Camp. Mit insgesamt 60 geradelten Kilometern auf dem Tacho haben wir eine beachtliche Strecke bewältigt. Unabhängig davon haben wir für den Rest des Tages immer noch die Bilder von dem möglichen Unfall im Kopf!! 

 

 

Ausflug nach Zierikzee

Mittwoch, 07.06.2023 / 18. Tag

Ouwerkerke - Zierikzee

Nach der gestrigen 60-Kilometer-Runde über die Insel radeln wir heute mit unseren Pedelecs ins 10 Kilometer entfernte Zieriksee. Den straßenbegleitenden Radweg meidend, nehmen wir nach anfänglicher Meinungsverschiedenheit den Radweg auf und an der Oosterschelde. Bei der intensiven Sonnenstrahlung lässt es sich mit dem frischen Seewind fantastisch radeln. In der 12.000-Seelen-Stadt angekommen, sind wir vom pittoresken Flair der Altstadt gleichermaßen angetan. Hier wurde historische Bausubstanz sorgsam erhalten und saniert. Das Bummeln über den Marktplatz und durch die zahlreichen Gassen der Stadt erweist sich entschieden angenehmer als in der vergangenen Woche der Stadtrundgang durch das Touristen-Gewusel in Middelburg. Mit Hilfe von Tante Google finden wir zur Mittagszeit mit „Hooked Fish und Chips“ auch genau den richtigen Laden, um die längst fälligen Kibbelings plus Pommes zu verputzen. Anschließend flanieren wir weiter durch das Stadtzentrum, wobei die Muddi selbstredend in das eine oder andre Geschäft reinschauen muss. Am Nachmittag lassen wir uns in einem urigen Straßen-Café „Koffie en Tart“ zu einem etwas überzogenen Preis schmecken. Einmal mehr merken wir, dass das alltägliche Leben in den Niederlanden wohl doch ein bisschen teurer als be uns in Deutschland ist. Am frühen Abend sind wir wieder zurück im Camp. Wir schauen uns gemeinsam das Viertelfinale der „French Open“, bzw. des Roland-Garros-Tennisturnier in Paris an.

 

 

Fahrverbot zum Campingplatz

Donnerstag, 08.06.2023 / 19. Tag

Ouwerkerke / Camping „De Kreekoever“

Den ganzen Tag mal nichts zu tun kann unter gewissen Umständen auch mal eine Option sein. Vor allem wenn das Thermometer, so wie heute, nur noch eine Richtung kennt, nämlich nach oben. War es zum Frühstück in der Sonne noch auszuhalten, werden wir zum Mittag fast gegrillt und im wahrsten Sinne des Wortes zu Schattensuchern verdammt. Ein bewährtes Hilfsmittel uns unterm Sonnensegel zusätzlichen Schatten zu spenden, ist unser 3 x  2 Meter großes blaues Tarp. Dahinter lässt es sich dann recht gut aushalten. Auch wenn wir körperliche Anstrengungen tunlichst vermeiden, schließt das keinesfalls eine gewisse „geistige“ Tätigkeit aus. Und die besteht vor allem darin, uns mit der für's Wochenende geplanten Weiterreise ins belgische Antwerpen zu befassen. Aber der Reihe nach: In Antwerpen wurde die Innenstadt und das Stadtviertel Linkeroever, in dem unser Campingplatz liegt, zur Umweltzone erklärt. Dort gilt das Fahrverbot für Fahrzeuge mit den Schadstoffnormen Euro 0 und Euro 1 sowie für Dieselfahrzeuge zusätzlich mit den Schadstoffnormen 2, 3 und 4. Da sind wir mit unserem Zugpferd leider dabei und müssen uns eine kostenpflichtige Sondergenehmigung besorgen. Das hört sich aber einfacher an, als es ist. Aber weil die zwei Übernachtungen im City-Camping schon mit 36 Euro pro Nacht teuer bezahlt sind, gibt's kein zurück mehr. Step by step wurschteln wir uns online durch den Fragebogen. Mit dem Hochladen der Zulassung erhalten wir den Bescheid, nach Zahlung von 30 Euro für sechs Tage in Antwerpens Umweltzone rum kutschieren zu dürfen. Na prima, wir brauchen die Genehmigung ja bloß für die Anreise am Sonnabend und die Abreise am Montag. Oha, das wird teurer als erwartet. Hätten wir das mit der Umweltabzockerei früher gewusst, hätten wir Antwerpen ausgelassen. Hätte, hätte - Fahrradkette

  

 

Letzter Tag auf Duiveland

Freitag, 09.06.2023 / 20. Tag

Ouwerkerke / Camping „De Kreekoever“

Der letzte Tag hier auf dem Campingplatz „De Kreekoever“ stand zum Teil noch im Zeichen der morgigen Weiterfahrt nach Belgien. Gilt es doch noch einige Modalitäten betreffs er Anreise zum Antwerpener City-Camping zu klären, der in einer Umweltzone liegt. Nun scheint aber bis auf die Korrektur unseres Auto-Kennzeichens von BK MM 930 auf BK MM 9304 alles klar zu sein und wir können mit unserem „Rußpanzer“ in die besagte Zone dieseln. In Punkto Auto-Kennzeichen ist bei der Antragstellung ein Fehler passiert, der uns hoffentlich wegen Falschangabe kein Nachspiel beschert. Darüber hinaus galt es am Nachmittag noch einiges im Nieuwerkerker „Jumbo“ einzukaufen und an der Tanke etliche Liter Diesel zu rüsseln. Wieder im Camp machen wir uns am frühen Abend an den Abbau und an das Verladen unserer sieben Sachen. Und das nun schon zum dritten Mal auf dieser Reise. Zuvor gab's noch eine deftige Erbsensuppe mit Bockwurst aus unserer Bordküche und zum Tagesausklang noch einen Schoppen Roten als Scheidebecher von diesem Campingplatz. Und nun sagen wir allen, die hier so fleißig mitlesen nicht nur gute Nacht, sondern vielen lieben Dank für ihr Interesse, uns zwei Oldies bei dieser Reise zu begleiten. Also tschüssikowski bis morgen Abend in der Stadt der Kekse - und immer schön munter und vor allem in Bewegung bleiben.... 

 

 

Weiter nach Antwerpen

Sonnabend, 10.06.2023 / 21. Tag

Ouwerkerke -- Antwerpen

Wir krabbeln bereits kurz vor sieben aus den Betten, packen unser restliches Gerödel zusammen und sind schon kurz darauf auf der Piste. Obwohl der Homepage vom City-Camping Antwerpen zu entnehmen ist, dass wir erst gegen 16 Uhr auf den Platz können, zahlt sich unsere frühe Abreise aus. Die 100 km bis an den Stadtrand von Antwerpen lassen sich recht entspannt fahren. Anders auf dem Stadtring, auf dem es manchmal sechsspurig hoch hergestellt. Spurtreues Fahren ist genauso wichtig wie der rechtzeitige Spurwechsel. Hinterm Kennedy-Tunnel, der uns auf das sogenannte Linkeroever bringt, müssen wir raus, sind aber eine Abfahrt zu früh und landen am linken Scheldeufer in einer großen Baustelle. Zur allgemeinen Verunsicherung gesellt sich unser Erstaunen, plötzlich vor einer Parkhauseinfahrt zu stehen. Zum zweiten Mal sind wir zu früh rechts abgebogen. Dummheit muss bestraft werden - das hilft uns in diesem Moment aber auch nicht weiter. Kühlen Kopf bewahrend spannen wir die Hütte ab, drehen sie um 180 Grad, spannen wieder an und fahren entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung zurück auf die Straße, von der wir zuvor zu früh abgebogen sind. Es dauert allerdings noch ein bisserl, bevor uns unser Navi auf den richtigen Weg durch die Umweltzone bringt, der justament Schlag 12 vor dem Tor zum Campingplatz endet. Mit Hilfe unseres Anmelde-Codes 5614 öffnet sich das Tor sogar jetzt schon und nicht erst um vier Uhr. So haben wir alle Zeit der Welt, uns von den gerade frei gewordenen Plätzen den schönsten auszusuchen. Unter einem schattenspendenden Baum bauen wir unser Camp auf und sind mit uns und der Welt sehr zufrieden, heute morgen so früh losgefahren zu sein. 

 

 

Unser Tag in Antwerpen

Sonntag, 11.06.2023 / 22. Tag

Antwerpen

Weil es heute wettermäßig höllisch heiß werden soll, sind wir uns bereits nach dem Frühstück nicht ganz sicher ob es bei Temperaturen jenseits der 30 Grad sinnvoll ist, durch die Stadt zu laufen. Aber uns bleibt ja nur dieser eine Tag, denn für morgen ist schon die Weiterreise geplant. Trotz dieser ungünstigen Voraussetzungen machen wir uns gegen 10 Uhr stadtfein und auf den Weg zur Fähre, die uns nach einem halbstündigen Fußmarsch gratis vom Linkeroever (linken Ufer) hinüber in die Altstadt bringt. Auf der Altstadtseite irren wir nach dem Besuch der Stadtburg Het Steen anfangs etwas orientierungslos um die Häuser, bevor wir den Weg zu den touristischen Highlights finden. Die da als erstes der Groote Markt mit dem Stadthuis (Rathaus) und dem Brabobrunnen sind. Um der Hitze halbwegs Paroli zu bieten, visieren wir immer wieder Bänke in schattigen Gassen an. Nach dieser Methode spazieren wir durch die verwinkelten Gassen der Altstadt.  Immer wieder erwischen wir uns dabei, Antwerpen mit Brügge zu vergleichen. Dabei sind wir uns schon bald einig, dass Antwerpen bei unserem Vergleich nur zweiter Sieger ist. Die historischen Gebäude wirken grau in grau und nur das Rathaus sorgt durch seinen bunten Fahnenschmuck für einen Farbtupfer unter den farblich sonst recht eintönigen Fassaden. Darüber hinaus trüben zahlreiche Dreckecken unseren Eindruck. Als dann auch noch die viel gepriesenen belgischen Fritten nicht halten, was sie versprechen und eher labberig und breiig schmecken, werden wir einmal mehr ein Opfer unserer Sparsamkeit. Schließlich gibt es in den zahlreichen Restaurants entschieden besseres zu essen, wenn man bereit ist, mal etwas tiefer in die Taschen zu greifen. Bereits am frühen Nachmittag sind wir so fußlahm, dass wir nach einem Kaffee bzw. Espresso unseren Stadtbummel beenden und uns in Richtung Fähre bewegen. Zurück im Camp kommt mit uns ein Wohnmobil mit BK-Kenneichen an. Wie sich herausstellt ist es das Ehepaar I. aus Oschersleben, unterwegs auf Frankreich-Tour. Wir kommen mit den beiden ebenso ins Gespräch wie mit unseren Nachbarn, einem sympathischen Ehepaar aus Lübeck.

 

 

Het weerzien Antwerp

Montag, 12.06.2023 / 23. Tag

Antwerpen - Arcen 155 km

Auf Wiedersehen Antwerpen. Die flämische Abschiedsfloskel „Het weerzien Antwerp“ geht uns leicht über die Lippen. Der Wunsch, hier nochmal vorzufahren ist gering. Wir haben zwar nur einen Teil der historischen Altstadt gesehen - aber auch einiges, was alles andere als eine Werbung für die Stadt ist. Wir frühstücken in der „Reisetagvariante“ vor unserem Wohnwagen, verabschieden uns von unseren Lübecker Nachbarn, die heute ebenfalls ein neues Ziel ansteuern und versuchen so schnell wie möglich aus der Stadt herauszukommen. Was auf Google-Maps recht einfach aussieht, entpuppt sich in der Realität wegen einer Großbaustelle auf dem linken Ufer als Horrortrip. Wir verpassen es, auf offiziellen Wegen die Einfahrt zum Scheldetunnel zu erreichen. Das Ganze bekommt ein besonderes Geschmäckle, weil  sich das alles in der kameraüberwachten Umweltzone abspielt. Da das Wenden mit dem Wohnwägelchen am Haken inzwischen zu einer unserer leichtesten Übungen zählt, wenn es nach vorn nicht weiter geht, ist die Hütte schnell abgespannt, um 180 Grad gedreht und wieder angespannt. Wo ist das Problem? Das tut sich erst auf, als wir den inoffiziellen Weg über den Grünstreifen einer Allee nehmen, um endlich die Zufahrt zum Scheldetunnel zu erreichen. Dass wir kurz danach in der City im dicksten Berufsverkehr bei nur noch gelb blinkenden Ampeln feststecken, verleiht unserer Ausfahrt aus Antwerpen eine recht abenteuerliche Note. Auf dem Ring 1 geht's dann allerdings recht geschmeidig auf der schlaglochreichen, beleuchteten Autobahn hinaus aufs Land. Erst beim Grenzübertritt in die Niederlande atmen wir mit dem Seufzer auf: „Belgien, bitte nicht - das muss vorläufig nicht sein.“ Unser Tagesziel Arcen in der Provinz Limburg, nahe der deutschen Grenze, erreichen wir kurz vor 13 Uhr. Wir sind zwar angemeldet, aber ärgern uns über den recht unprofessionellen Empfang in der Rezeption, der ansonsten recht gediegenen Anlage. Wir müssen uns unseren Stellplatz selber suchen und haben Mühe, ihn selbst bei getrenntem Suchen zu finden. Auf Feld E, Stellplatz I 3 angekommen ist dann aber alles paletti. Wir stehen auf einem Komfortplatz vor einer hohen, schattenspendenden Hecke. Strom, Wasser, Abwasser, Kabel-TV alles am Platz - und das alles zum ACSI-Tarif von 17 Euro/Nacht. Camperherz, was willst du mehr? Es folgen die üblichen, zig mal erprobten Handgriffe bevor unser Camp in der Sommervariante steht.  

 

 

Radtour mit 'nem Platten

Dienstag, 13.06.2023 / 24. Tag

Arcen / Geldern / Twistede 

Weil die Sonne schon am frühen Morgen gnadenlos auf unseren Wohnwagen knallt, knüpfen wir als erstes das große blaue Tarp an das Sonnensegel. Vor der sengenden Sonne geschützt können wir recht komfortabel zwischen Tarp und Wohnwagen frühstücken. Danach gilt es, unsere gestern geplante Radtour in die Tat umzusetzen. Ein Vorhaben, dass wegen der zu erwartenden Temperaturen gut überlegt sein will. Mit reichlich Wasser an Bord starten wir am späten Vormittag in Richtung der zwei Kilometer entfernten deutschen Grenze. Während das Radeln in den Wäldern im holländischen Limburg ebenso angenehm wie im deutschen Niederrheingebiet ist, müssen wir die sieben Kilometer von Walbeck nach Geldern unter freiem Himmel auf einem straßenbegleitenden Radweg abstrampeln. Obwohl in Geldern Markttag ist, macht die 35000 Einwohner zählende Stadt eher einen verschlafenen Eindruck. Wir parken und sichern unsere Räder im Zentrum und bummeln ein bisschen auf dem Markt herum. Während sich der Reiseleiter vor der Markt-Schänke ein hopfenhaltiges Kaltgetränk gönnt, klappert die Muddi einige Geschäfte ab, ohne die Reisekasse - bis auf eine Mütze als Sonnenschutz - zu sehr zu belasten. Die Fahrt aus der Stadt wird nur durch einen kurzen Zwischenstopp im Lidl unterbrochen, um unseren Vorrat  an Tassimo-Espresso-Kapseln zu ergänzen. Nach einer herrlichen, kilometerlangen Tour am Geldern-Nierskanal erreichen wir Lüllingen und Twistede. Auf den noch zu radelnden 10 Kilometern bis zu unserem Campingplatz geht der Muddi im Hinterrad die Luft aus. Obwohl wir mit „Big Apple“ von Schwalbe keine Billigreifen drauf haben, hat uns die Defekthexe erwischt. Wir versuchen mit Pannenspray und wiederholtem Nachpumpen so weit wie möglich über die Runden zu kommen und schaffen es tatsächlich bis ins Camp ohne schieben zu müssen. „Et hätt noch immer jot jejange, würde der Kölner so ein Missgeschick zusammenfassen und sich wieder den wesentlichen Dingen des Lebens zuwenden. Zumindest der Reiseleiter hatte für den Rest des Tages alle Hände voll zu tun, um das Rad wieder für kommende Touren  flott zu kriegen. 

     

 

Magda und Michael

Mittwoch, 14.06.2023 / 25. Tag

Arcen / Klein Vink 

Heute wollen wir mal nicht von Radtouren, Reifenpannen oder sonstigen Dingen berichten, sondern von lieben Nachbarn und neuen Freunden. Wie schön ist es doch, beim Campen nicht nur zurückhaltende und wortkarge Nachbarn zu haben. Das erleben wir seit der Ankunft eines jungen Ehepaars aus Düsseldorf mit großer Freude. Schnell ist mit den jungen Leuten aus der nordrhein-westfälischen-Landeshauptstadt ein „generationsübergreifender“, herzlicher Kontakt hergestellt. Magda und Michael, beide mit polnischen Wurzeln und beide um die 30, rollen mit einem knackevoll mit Camping-Utensilien geladenem Volvo-Kombi an und outen sich ohne viel Drumherum als Camping-Neueinsteiger. Ein Sachverhalt, den wir zwei „alten Hasen“ ohnehin recht schnell bemerken, weil so mancher Gegenstand erst mit Hilfe einer Gebrauchsanweisung ins richtige Format gebracht wird. Und so bauen die beiden mit viel Geduld schräg gegenüber ihr Camp auf. Dass der Aufbau erst weit nach Einbruch der Dunkelheit fertig ist, stört nicht. Zwischendurch gibt es schließlich viel interessantes zwischen Neu- und Alt-Campern zu erzählen. Ebenso wenig stört uns zwei auf Campingplätzen in punkto Hundefreundschaft eher zurückhaltende Leut ein winziges vierbeiniges Lebewesen, das uns als Chihuahua-Hündin mit dem süßen Namen „Honig“ vorgestellt wird.  Und so geht, nur einen Steinwurf voneinander entfernt, jeder seinem Hobby nach. Die einen am Anfang und die anderen (fast) am Ende ihres Campinglebens. Uns Oldies freut es, die zwei in unsere Freundesliste einreihen zu dürfen. Eine Gunst, die wir wegen schlechter Erfahrungen mit einigen Mitcampern nur noch wenigen zuteil werden lassen. Schöne Erinnerungen werden wach an Julia und Maik, mit denen wir 2011 am Bergwitzsee eine Freundschaft schlossen, die bis heute anhält und die bis heute auch gepflegt wird. (Heitere Campergrüße von hier in den Hunsrück an Julia und Maik und die fünf Kinder!)

Der übrige Tagesverlauf ist schnell erzählt. Wir haben uns in punkto Aktivitäten tunlichst zurückgehalten. Es gab noch ein bisschen an den Rädern rumzufummeln. Zum Abend serviert die Muddi Nudeln und Tomatensoße, bevor wir den beiden Neu-Campern Magda und Michael beim Aufbau eines heute erworbenen Camping-Pavillons helfen. 

 

Kaltschale und Pfirsichmarmelade

Donnerstag, 15.06.2023 / 26. Tag

Arcen / Klein Vink 

Heute nur Stichpunkte - gibt heute noch andere wichtige Dinge zu erledigen -
9 Uhr aufstehen - Frühstück wie immer - schon um 10 Uhr über 30 Grad - bis Mittag im verdunkelten Wohnwagen ausgehalten - Ventilator als Klimaanlage quirlt nur die heiße Luft um - Himbeer-Kaltschale zum Mittag - dazu Cornflakes bzw. Müsli aus dem Supermarkt des Platzes - bis 14 Uhr Mittagsruhe - dann Start zu einer Mini-Radtour ins 5 km entfernte Walbeck - ohne Navi Orientierungsschwierigkeiten - Walbecker Mühlen-Café gesucht und gefunden - große Kanne Kaffee gratis, dazu Erdbeertorte - danach Einkauf im Walbecker Netto - unser Wohnwagen wird zu Muddis Marmeladenmanufaktur und Pfirsiche zu Marmelade - ruhiger Abend vor dem Wohnwagen - Schoppen Rotwein - Skipbo ?? - Netflix im Bordfernsehen - E-mails schreiben - Fotos hochladen und sortieren -  Reiseplan sieht Sonnabend Wechsel auf einen Mini-Campingplatz im Niederrheingebiet vor - angemeldet auf Camping am Hagener Meer - soviel erstmal - die Bilder des Tages sind online und spiegeln so halbwegs den Tagesablauf wider......

    

 

Schachmatt bei mörder Hitze

Freitag, 16.06.2023 / 27. Tag

Arcen / Klein Vink 

Sich am kommenden Wochenende auf Temperaturen jenseits der 30 Grad einzustellen, ist die beunruhigende Botschaft der Wetterfrösche, mit der vor bevorstehenden besonders extremen Wetterkapriolen gewarnt wird. Weil uns zwei Oldies die mörder Hitze schon in den zurückliegenden Tagen sehr zu schaffen macht, nehmen wir die Sache ernst. Größere Ausflüge sind vorerst gestrichen und der Aufenthalt in der Sonne auf ein Minimum begrenzt. Zum Glück haben wir es mit unserem Stellplatz unmittelbar vor einer schattenspendenden Hecke gut getroffen. so dass wir uns nur noch von der Vorderseite mit dem an das Sonnensegel geknüpften Tarp vor der sengenden Sonne schützen müssen. Hauptsächlicher Aufenthaltsort ist ohnehin das verdunkelte Innere unserer Schlepphütte, wo wir zum Teil schachmatt von Sonne und Hitze auf unseren Betten liegen. Dank des starken W-Lans auf dem Platz können wir eine Vielzahl an TV-Sendern problemlos streamen und somit unser privates Daten-Volumen für schlechtere Zeiten bunkern.
Darum ist es aber wieder mal an der Zeit, unsere Leser bzw. Verfolger um Nachsicht zu bitten, in diesen Tagen nichts Interessantes bzw. Aufregendes schreiben zu können. Stattdessen nutzen wir die Gelegenheit, um einmal mehr herzlichen Dank für euer Interesse an unserer mehr oder weniger unspektakulären Reise zu sagen. Dass diese Reise nicht so interessant ist wie vorausgegangene Touren nach Skandinavien, in die Bretagne, ins Baltikum oder nach Cornwall liegt auf der Hand. Für uns ist es trotzdem eine besondere Reise, weil der Tag des Abschiednehmens von der geliebten „Wohnwagenzieherei“ immer näher rückt.

Für heute gilt es aber erstmal Sachen packen - und das auf dieser Reise bereits zum vierten Mal. Unser Versuch, hier übers Wochenende zu verlängern und rst am Montag weiter zu fahren, bleibt erfolglos. Unser Platz ist ab morgen Mittag bereits vergeben. Dass unser Gerödel wie immer recht schnell verpackt ist, bedarf eigentlich keiner Erwähnung. So endet unsere Zeit hier mit dem Fußball-Länderspiel zwischen Polen und Deutschland, das sich hier ganz locker streamen lässt.