Zur Frankentherme
Mittwoch, 01.05.2024 / 1. Tag
Eigentlich starten wir unter optimalen Bedingungen zu unserer Fahrt in den Mai. Wohnwagen und Zugpferd stehen fertig gepackt vor dem Haus, der Wetterbericht verspricht einen warmen und sonnigen Tag - Camperherz, was willst du mehr? Zumindest bis zur Frühstückspause an der A 71 auf dem Parkplatz „Hohe Schrecke" und der Mittagspause auf der Raststätte „Thüringer Wald" läuft es ebenso planmäßig wie die Durchfahrt durch den Rennsteigtunnel. Als wir uns aber im blinden Vertrauen auf unser Fräulein Navi von der A 71 auf die A 73 locken lassen, handeln wir uns einen Umweg von fast 40 km ein und gelangen erst über Coburg und eine Reihe unterfränkischer Dörfer zu unserem Tagesziel Bad Königshofen im Grabfeld. Der wohnwagenfreundliche Wohnmobilstellplatz an der Frankentherme ist schnell gefunden, aber bereits proppenvoll. Zunächst stellen wir fest, dass der Platz gar nicht so wohnwagenfreundlich ist, wie er sich im Internet ausgibt. Während die schönen Komfortplätze mit reichlich grün drumherum ausschließlich Reisemobilen vorbehalten sind, müssen wir Wohnwagenzieher mit einem grob geschotterten Stellplatz vorlieb nehmen und das zum gleichen Preis von 16 Euro pro Nacht. Wir machen gute Miene zum bösen Spiel und bauen unsere Schlepphütte auf dem Schotter auf. Nachdem wir die Stromsäule mit ein paar Münzen gefüttert und das Sonnensegel eingezogen haben, stellt sich schon bald Camperfeeling ein. Bei Himbeerschnitte und Eierschecke zum Espresso lassen wir es uns gut gehen, inspizieren das neben unserem Schotterpatz recht gediegenen Terrain, auf dem die Wohnmobilisten dicht an dicht stehen. Nach dem Abendbrot lassen wir den Tag mit einem Schoppen Roten und etwas Knabberkram ausklingen. Und bei all dem Ungemach was uns heute widerfahren ist, setzt die Tatsache, dass wir unsere Skipbo-Karten vergessen haben unserem ersten Reisetag das Sahnehäubchen auf. Eine Reise ohne Skipbo, geht denn das???
Erst Genussradeln, dann Starkregen
Donnerstag, 02.05.2024 / 2. Tag
Nachdem wir schon vorm Aufstehen durch unsere Dachfenster in den azurblauen Himmel blicken, sind wir uns schnell einig, den heutigen Tag nach längerer Pause mal wieder zu einer längeren Radtour zu nutzen. Mit wenigen Handgriffen machen wir unsere Räder startklar und schwingen uns unmittelbar nach dem Frühstück in die Sättel. Zunächst sorgen (trotz Knöpfchen im Ohr) leichte Orientierungsprobleme in Bad Königshofen dafür, dass wir nicht auf Anhieb den Radweg auf dem Bahndamm der 1997 stillgelegten Grabfeldbahn zwischen Bad Königshofen und Bad Neustadt an der Saale finden. Dann aber rollen wir auf der rund 23 km langen Rad-Autobahn entlang der Fränkischen Saale äußerst komfortabel dahin, machen hier und da eine Pause und erreichen zur Mittagszeit Bad Neustadt. Die zu dieser Zeit fällige Nahrungsbeschaffung liegt wie immer in den bewährten Händen der Muddi, die an einem Kiosk am Markt eine Currywurst mit Pommes für den Reiseleiter und ein Brötchen mit Bismarckhering für sich ordert. Mehr dem Zufall als einer Absicht geschuldet, kaufen wir uns in einem Quick-Schuhladen jeweils ein paar Rieker-Sandalen. Nach Käffchen und Torte in einer Bäckerei treten wir mit dem neuen Schuhwerk mit Turbo-Unterstützung besonders munter in die Pedalen, um den Rückweg auf der Bahndammtrasse noch vor dem angekündigten Unwetter zu bewältigen. Nachdem wir in einem tegut Supermarkt unseren Getränkevorrat aufbessern, gelingt uns das fast exakt auf die Minute. Im Camp angekommen, öffnet Petrus erbarmungslos seine Schleusen und wir haben alle Hände voll zu tun, um bei dem von Sturmböen begleiteten Starkregen unsere Markise zu sichern. Auch für die Nacht werden hier in Unterfranken starke Unwetter angesagt. Wir lassen es auf uns zukommen und beschließen den erlebnisreichen Tag mit einem halbtrockenen Dornfelder und etwas Knabberkram.
Unerwarteter Ruhetag
Freitag, 03.05.2024 / 3. Tag
Entgegen der Wettervorhersage hat der Starkregen über Nacht nachgelassen, dafür aber vom Atlantik eine empfindliche Kühle mitgebracht. Unser Bordaußenthermometer schafft es gerade so bis an die 12 Grad. Da auch für den weiteren Tagesverlauf nur maximal 14 Grad zu erwarten sind, ändern wir unseren Reiseplan und canceln den Zwischenstopp im Altmühltal. Dafür legen wir heute einen Ruhetag ein und fahren erst morgen nonstop bis Bayerbach durch. Nach der gestrigen Radtour fühlen wir uns bis auf ein paar Kleinigkeiten topfit und hätten eigentlich noch keinen Ruhetag nötig. Aber egal, unverhofft kommt oft. Stattdessen sind wir sehr dankbar auch diese Reise einschließlich Radtouren bei recht guter Gesundheit zu sein. Ein bisschen zwickt's zwar hier und da, aber das ist kein Grund zum jammern. Man(n) kann das nicht oft genug betonen. Schließlich ist es nicht selbstverständlich mit fast 80 Ringen auf dem Lebensbaum noch so mobil zu sein. Bei aller Dankbarkeit darüber denken wir oft an unsere Verwandten und Freunde, die hier mitlesen. Krankheitsbedingt können sie solche Reisen nicht mit allen Anzeichen innerer und äußerer Freude antreten, weil ihr Genesungsweg langwierig ist. Darum gehen beste Genesungswünsche nach Rostock und Berlin. Traurig indes sind wir, als uns vorgestern die Nachricht vom Tod eines Freundes aus Magdeburg erreichte, der viel zu früh seiner heimtückischen Krankheit Tribut zollen musste. Seiner Familie gilt unsere aufrichtige Anteilnahme. Aber unser Leben geht weiter und wir müssen uns sputen, unsere sieben Sachen zu packen, um morgen beizeiten auf der Piste zu sein. Bis zu unserem Tagesziel sind fast 400 km zu bewältigen, kein Pappenstiel für 'nen alten Mann. Nun geht dieser unerwartete Ruhetag ohne besondere Vorkommnisse zu Ende. Auf unseren Reisen ist es uns wichtig, mal einzuhalten und auch in einem Reiseblog über Dinge zu schreiben, die uns wichtig sind. Tschüssikowski, bleibt gesund und in Bewegung.
Weiter nach Niederbayern
Sonnabend, 04.05.2024 / 4. Tag
Weil wir uns nicht in der sonnabends erst 10 Uhr (!!) geöffneten Rezeption abmelden und unsere Rechnung bezahlen können, gerät unsere für 8 Uhr geplante Abreise in Gefahr. Dem Verhandlungsgeschick der Muddi ist es zu danken, dass wir unsere Rechnung gegen eine von einem Thermen-Mitarbeiter unterschriebene Bescheinigung von zuhause bezahlen können. Und schon sind wir wieder auf der Piste und düsen auf der B 279 bei zunächst wolkenverhangenem Himmel und einem Tank- und Frühstücks-Stopp in Maroldsweisbach auf Bamberg zu. Auf der A 73 erreichen wir die auch an einem Wochenende gut besuchte A 3. Wir kommen mit einer Pause in der Oberpfalz gut voran und verlassen Deutschlands längste Autobahn 30 km vor Passau. Von der Abfahrt Vilshofen geht's steil bergab zur Donau. Auf halber Strecke machen wir nach 320 km auf dem hoch über der Donau gelegenen Parkplatz an der kleinen Albershofer Kapelle die letzte Pause, stärken uns mit einer Zimt-Mandel-Schnecke und Kaffee und erreichen nach weiteren 50 km unser Tagesziel, den Campingplatz in Baiersbach. Wir haben reserviert und werden in der Rezeption freundlich empfangen und eingewiesen. Ab heute lautet unsere Adresse für die nächsten acht Tage Vital-Camp Baiersbach, Schwanenweg, Stellplatz 50. Hier bauen wir unser Camp auf und haben von der terrassenförmig angelegten Anlage einen herrlichen Blick über das Rott-Tal. Am Abend überrascht uns ein Anruf von Christian aus Berlin. Wegen der "unfreundlichen Diagnosen" gehen unsere Gedanken und guten Wünsche ebenso oft nach Berlin wie nach Rostock. Etwas Ablenkung verschafft uns unser Bordfernseher, der uns dank waipu.tv viele Sender in die Hütte holt. Morgen planen wir bei günstiger Wetterlage eine Radtour in Richtung Bad Füssing.
Die Sache mit dem Komma
Sonntag, 05.05.2024 / 5. Tag
Nach einer sternenklaren Nacht bewölkt es sich im Laufe des Vormittags zusehends. Wir frühstücken zwar noch vorm Vorzelt unterm Sonnensegel, sind uns aber schnell einig, die Markise gegen das Vorzelt auszutauschen, um gegen den angesagten Wetterumschwung gewappnet zu sein. Vorher gilt es aber noch, ein Missverständnis der besonderen Art aufzuklären. In Anbetracht der recht hohen Stromkosten von 0,90 Cent pro Kwh behalten wir den aktuellen Stromverbrach besonders im Auge. Weil aber der Zählerstand an der recht modernen Ver- und Entsorgungssäule auf unserem Komfortplatz nur sehr undeutlich abzulesen ist, fallen wir aus allen Wolken, dass wir in einer Nacht 15 kwh für stolze 13,50 Euro verbraucht haben sollen, Obwohl wir neben den üblichen Verbrauchern einen stromfressenden Kühlschrank im Wohnwagen und in der Nacht beide Akkus für unsere Pedelecs aufgeladen haben, erscheint uns das doch ein bisschen zu viel. Die Sache klärt sich allerdings auf Nachfrage in der Rezeption recht schnell auf. Die freundliche Rezeptionsdame ließ uns mit heiterer Miene wissen, dass man auch in Bayern Dezimalzahlen mit einem Komma trennt und wir das selbige an unserer Stromsäule scheinbar übersehen haben. Tatsächlich liegt unser Stromverbrauch zurzeit bei etwas unter 2 kwh (1,80 Euro) durchaus im normalen Bereich. Soviel zu er Sache mit em Komma.....
Als die Sonne am Nachmittag mehr und mehr die Wolken verdrängt, widmen wir uns einer Übung, die wir perfekt beherrschen. Wir lümmeln uns in unsere bequemen Westfield-Liegestühle und lassen alle Fünfe gerade sein. Ein Ausflug in den Bade- und Wellnessbereich vom Vital-Camp vervollständig unseren recht erholsamen Tagesablauf. Getoppt wird dieser allerdings noch durch den großen Auftritt der Muddi in unserer kleinen Bordküche. Bratwurst, Sauerkraut und Kartoffeln stehen auf dem Speiseplan. Wir lassen es uns schmecken und sind uns einig, heute alles richtig gemacht zu haben. Gut's Nächtle.
Mit den Rädern unterwegs
Montag, 06.05.2024 /6. Tag
Der Tag beginnt verheißungsvoll mit eitel Sonnenschein und blauem Himmel, an dem vereinzelte Schäfchenwolken dahin fliegen. Ideales Wetter, um sich nach dem Frühstück auf die Räder zu schwingen, um die Gegend zu erkunden. Dazu suchen wir uns mit der Kommot-App eine 40-km-Runde aus und düsen los. Mit dem Knöpfchen im Ohr führt uns die App zunächst entlang der Rott nach Bad Birnbach und dann in einem Rundkurs durch in einer Hügellandschaft gelegene niederbayerische Dörfer und Dörfchen. Dass dabei zum Verdruss der Muddi Steigungen bis zu 14 % zu bewältigen sind, schmälert ein wenig die Freude an einer an sich sehr schönen Tour. Wieder zurück in Bad Birnbach arbeitet die Muddi zunächst im EDEKA unseren Einkaufszettel ab, während der Reiseleiter bei einer Tasse Kaffee und einer Mandel-Blätterteigstange im Foyer des Einkauftempels auf ihre Rückkehr wartet. Zurück im Camp begrüßen wir zunächst neue Nachbarn aus dem hessischen Heppenheim, beide mit sächsischer Herkunft, bevor die Muddi zum Abendbrot die kurz zuvor gekauften Weißwürste und Brezeln serviert. Wir haben beides noch nicht einmal ansatzweise verdaut, als sich über uns ein mörder Unwetter zusammenbraut, das sich mit Blitz und Donner direkt über uns austobt und mit Sturmböen an unserem Wohnwagen rackelt, so dass es uns fast das Vorzelt weggepustet hätte. Für uns Grund genug, mal wieder die Kölsche Mundart zu verwenden: Et hätt noch immer jot jejange! Gegen 21 Uhr ist der Spuk vorbei. Nur der Starkregen nicht. Der trommelt noch den ganzen Abend auf unser Wohnwagendach und schränkt die Freude am Fernsehgucken etwas ein, weil bei dem Radau auf dem Dach kaum was zu verstehen ist.
Champions-League auf prime-video
Dienstag, 07.05.2024 /7. Tag
Nach dem Unwetter von gestern Abend hat es sich merklich abgekühlt. Unser Außenthermometer zeigt nur schlappe 11 Grad an. Zumindest ist es trocken, auch wenn ein paar Regenwolken am Himmel anderes vermuten lassen. Da die Tagesplanung heute keine besonderen Aktivitäten vorsieht, krabbeln wir später als sonst aus den Betten und frühstücken erst gegen 10 Uhr. Am frühen Nachmittag radeln wir mit der Absicht ins fünf km entfernte Bad Birnbach, wo wir das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden. Das Nützliche ist, aus der Apotheke ein gestern eingereichtes E-Rezept abzuholen und das Angenehme, nach anfangs vergeblicher Suche nach einem Restaurant in den "Rottal-Stuben" sehr gut zu speisen. Danach füllen wir im Lidl unsere Getränkevorräte wieder auf und strampeln zurück nach Baierbach. Mit dem Champions-League-Halbfinale Paris St. Germain gegen Borussia Dortmund steht der Abend ganz im Zeichen von König Fußball. Neben dem Testmonat mit waipu-TV nutzen wir on Tour mit prime-video ausschließlich diese zwei TV-Streamingdienste. Wir haben mit waipu-TV bisher gute Erfahrungen gemacht, so dass wir es auch am 1. Juli zu Hause nutzen werden und uns vom Kabelfernsehen verabschieden. Jetzt ist aber football-time! In Paris ist gleich Anstoß und wir freuen uns auf einen schönen Fußballabend mit prime-video. Also tschüssikowski bis morgen und immer schön in Bewegung und ein bisschen neugierig bleiben.
(Fast) ein gebrauchter Tag
Mittwoch, 08.05.2024 /8. Tag
Wenn man an einem Tag keine positiven Aspekte setzen kann, so kann man das umgangssprachlich „einen gebrauchter Tag nennen. Und weil sich momentan auch das Wetter nicht von seiner besten Seite zeigt, wissen wir zunächst nichts mit dem Tag anzufangen. Ein mittlerer Landregen, der auf unser Wohnwagen- und Vorzeltdach prasselt und für reichlich Nässe im Inneren unserer sturmgeschädigten Leinwandvilla sorgt macht es auch nicht leichter. Gemütlichkeit sieht anders aus. Da kommt uns die Nachricht gerade recht, von einem hiesigen Hermes-shop den bei Amazon bestellten USB-Hub für den Laptop und einen Repeater zur W-LAN-Verstärkung abzuholen. Während der USB-Hub unsere Erwartungen erfüllt, entpuppt sich der Repeater als billigster China-Mist und wird postwendend zurück geschickt. Weil der Hermes-shop den Rücksende-Code nicht lesen kann, haben wir arge Probleme, das Ding so schnell wie möglich wieder los zu werden. Nachdem ein DHL-shop in Bad Birnbach die Annahme verweigert, weil sich die Mitarbeiterin gerade in die Mittagspause verabschiedet, haben wir ein weiteres Problem. Schließlich gelingt es uns, das Ding nach sinnlos verkutschten 20 km in Pockig los zu werden. Zurück in Bayerbach gibt's noch einen kleinen Imbiss in der Metzgerei Lang, bevor wir den Rest des Tages ziemlich antriebslos auf unserem Stellplatz verbringen. Von unserem Stellplatz beobachten wir die Anreise der Neuankömmlinge, die vor und hinter uns ihre Wohnwagen in Stellung bringen. Viel mehr gibt's über diesen Tag nicht zu berichten. Es war, wie eingangs berichtet, nur ein gebrauchter Tag. Morgen ist mit Sicherheit mehr los, denn morgen ist Himmelfahrt und Vatertag.
Dies und das am Vatertag
Donnerstag, 09.05.2024 /9. Tag
Nach dem durchwachsenen Wetter der letzten beiden Tage werden wir von Petrus zu Himmelfahrt mit reichlich Sonne bedacht. Das schöne Wetter kommt uns sehr entgegen, schließlich gilt es auch, den Vatertag in ansprechender Form zu feiern. Bei uns beginnt der Tag mit einem opulenten Frühstück. Dem Wunsch des Reiseleiters zu einer weiteren Radtour in der hügeligen Landschaft bringt die Muddi anfangs nur wenig Freude entgegen. Aber heute ist doch Vatertag und schon bald ist Marschbereitschaft hergestellt und ab geht's mit voll geladenem Akku unterm Hintern. Wegen der zahlreichen Umleitungen im gesamten Landkreis können wir aber der mit der Komoot-App ausgesuchten Tour nicht folgen. So touren auf eigene Faust durch die Gegend. Wir kommen aber nur bis zum Hofcafé vom Campingplatz Arterhof in Bad Birnbach, wo ein gut ausgestattetes Kuchenbuffet auf uns wartet. Einer Einkehr dort zu Kaffee und Kuchen können wir ebenso wenig widerstehen, wie der Einkehr in den Huckenhamer Stadl auf unserem Campingplatz. Hier sorgt die Live-Musik der Black Eagles für Bombenstimmung, zu der bei uns eine Maaß für den Reiseleiter und ein halber Liter Gerstensaft für die Muddi das Übrige tun. Schnell kommen wir mit unseren Tischnachbarn, einem Wohnmobil-Rentnerpaar aus dem niedersächsischen Stadthagen, ins Gespräch. Der Aufforderung der Band folgend, wird fröhlich mit gesungen und geklatscht. Erst am späten Nachmittag kehren wir zu unserem Wohnwagen zurück. Aber damit nicht genug. Das beste kommt bekanntlich zum Schluss. Zum Abendbrot serviert die Muddi sauleckere Koteletts. Koteletts wie wir sie lange nicht mehr gegessen haben. Dass das Fleisch vom glücklichen niederbayerischen Borstenvieh stammen soll, nehmen wir mal so hin. Auf jeden Fall war es von sehr guter Qualität und für uns mit Rotkohl und Kartoffeln nicht nur ein Gaumenschmaus, sondern der kulinarische Höhepunkt eines wunderschönen (Vater)tages.
Mit den Rädern nach Pfarrkirchen
Freitag, 10.05.2024 / 10. Tag
Das schöne Wetter vom gestrigen Vatertag bleibt uns auch heute erhalten und soll, wenn man den Wetterfröschen Glauben schenken darf, übers Wochenende anhalten. Da wir in den zurückliegenden zehn Tagen schon so manchen (verregneten) Wetterumschwung hinnehmen mussten, sind wir gut beraten, das schöne Wetter sinnvoll zu nutzen. Da für uns die Auswahl an Freizeitaktivitäten recht überschaubar ist, machen wir unsere Pedelecs startklar und suchen uns als Reiseziel ganz spontan das ca. 20 km entfernte Pfarrkirchen aus. Das 12.000 Einwohner zählende Pfarrkirchen ist die Kreisstadt es Landkreises Rottal-Inn und liegt genau wie Bayerbach an der Rott. Teils auf dem idyllischen Radweg an der Rott, teils auf einem parallel zur B 388 verlaufenden Radweg rollen wir komfortabel durch das schöne Rottal dahin. Steigungen gibt es zur Freude der Muddi nicht, wir sind auf einem Flussradweg und da ist nicht viel mit rauf und runter. In Pfarrkirchen halten wir stramm auf das Stadtzentrum zu, parken unsere Räder dort und sind fortan zu Fuß unterwegs. Da ein längerer Fußmarsch nichts für den Reiseleiter ist, sitzen wir schon bald im Außenbereich eines Restaurants, um eine Kleinigkeit zu essen. Mit je einer Tüte Kartoffelspalten halten wir uns kalorienmäßig bewusst zurück, weil wir am Nachmittag auch noch eine angesagte Konditorei am Rottalradweg besuchen wollen. Die Lokalität „Meine Konditorei“ ist schnell gefunden ebenso ein leckeres hausgebackenes Kuchenstück für sie und ihn. Für die Muddi Johannisbeer- und für den Reiseleiter Zwetschgentorte. Beides reichlich mit richtiger Schlag- und nicht mit Sprühsahne. Auf dem Rückweg haben wir ausreichend Gelegenheit, uns die angefressenen Kalorien wieder abzustrampeln. Und das tun wir dann auch. Im Nachhinein müssten wir uns schämen, wegen einer Tüte Kartoffelspalten und zwei Stück Torte nach Pfarrkirchen geradelt zu sein. Besonders viel haben wir von der Stadt nämlich nicht gesehen....... Und nochmal dorthin fahren können wir nicht, denn morgen ist Pack- und übermorgen Reisetag. Unsere Zeit hier st so gut wie rum.
Ruhetag vor der Weiterfahrt
Sonnabend, 11.05.2024 / 11. Tag
Nachdem wir hier im Vita Camp nun schon eine ganze Woche stehen, hoffen wir, mit dem längeren Aufenthalt auf einem Platz noch die eine oder andere kleinere Reise in Angriff nehmen zu können. Die bisherigen kurzen Stellungswechsel auf unseren große Reisen nach drei, vier Tagen gingen uns wegen dem ständigen Auf- und Abbau kräftemäßig mehr an die Substanz als uns lieb war. Den Tag heute als Ruhetag zu bezeichnen trifft eigentlich nicht zu. Wir haben nämlich alle Hände voll zu tun, um unser komplettes Campinggerödel abzubauen und zu verpacken. Als erstes geht es dem Vorzelt an den Kragen, das uns bereits in die neunte Saison begleitet und nach dem letzten Sturm und Starkregen arg in Mitleidenschaft gezogen wurde. Das Zelt st im Dachbereich an einigen Stellen löchrig wie ein zehn Jahre alter Damenschlüpper. Am frühen Nachmittag ist bis auf das Sonnensegel, dass wir für das Vorzelt noch mal in die Kederleiste ziehen, alles in Auto und Wohnwagen verpackt. Eigentlich könnten wir heute schon weiter fahren, aber es ist besser morgen früh den Tag vor sich zu haben. Dafür hat der Reiseleiter genügend Zeit, um die Reisenotizen zu aktualisieren, Bilder zu ordnen und sich auf die morgige Etappe vorzubereiten. Tagesziel ist das tschechische Plzen, wo wir im Purkmistr Camper Park angemeldet sind.
Die Karawane zieht weiter
Sonntag, 12.05.2024 / 12. Tag
Unsere Zeit im Vital-Camp ist um und es heißt ade Bayerbach, ade Niederbayern, ade Deutschland. Die Karawane zieht weiter, der Sultan, pardon der Reiseleiter hat Durst. Und darum fahren wir heute in die Stadt des Bieres schlechthin, nach Pilsen ins benachbarte Tschechien. Es geht aber erst los, nachdem wir uns von unseren Nachbarn zur Linken und zur Rechten verabschiedet und in der Rezeption unsere Rechnung (300 Euro/7 Tage) beglichen haben. Und schon sind wir wieder auf der Piste und fahren über Vilshofen auf die A3, wo wir auf dem erst besten Parkplatz ein ausgiebiges Frühstück mit den von der Muddi vor der Abreise im Huckenhamer Stadl besorgten leckeren Brötchen machen. Dann geht's auf der A3 weiter bis zur Abfahrt Straubing und dann weiter auf der B 20 Richtung Tschechien. Zur Mittagszeit erreichen wir das „Purkmistr Auto Camp“, 8 km vor den Toren von Pilsen. Auf dem nur mäßig besuchten wohnwagenfreundlichen Stellplatz für Wohnmobile finden wir schnell einen Platz, melden uns mit Vorkasse für zwei Tage (30 Euro/Nacht!!) an und gehen erstmal ganz lecker im „Purkmistr“ Restaurant essen. Für schlappe 11 Euro serviert man uns einen saftigen Wildschweinrücken mit Spinat und - was soll es auch anderes sein - "Knedli". Dazu gibt's selbstredend einen halben Liter des nach der Stadt Pilsen benannten Gerstensaftes. Danach bauen wir unser Camp zwar nicht auf grünem Rasen, sondern auf Gittersteinen auf. Das ist aber okay, schließlich sind wir hier nicht einem Camping- sondern auf einem Stellplatz für Wohnmobile. Das der Platz trotzdem 30 Euro/Nacht kostet, ist eine andere Sache. Unter dem Motto "das letzte Hemd hat keine Taschen" stecken wir 5 Euro ins Phrasenschwein, nehmens hin und machen nach dem Abendbrot erstmal 'ne Flasche Rotkäppchen auf, um auf unsere bisher sehr schöne Reise anzustoßen. Gut's Nächtlle, bis morgen, dann geht's mit den Rädern ins 8 km entfernte Stadtzentrum von Pilsen.
Kaiserwetter in Pilsen
Montag, 13.05.2024 / 13. Tag
Um unseren Reiseblog nicht schon wieder mit dem Wetterbericht zu beginnen, machen wir's kurz und sagen: besser geht's nicht. Die Sonne lacht vom blank geputzten Himmel und das den ganzen Tag über. Für uns die Voraussetzungen für eine Radtour, deren Ziel wir gestern festgelegt und auf die wir uns sorgfältig vorbereitet haben. Vom im Pilsens Vorort Tschernitz gelegenen Auto Camp sind es nur acht Kilometer bis in die Innenstadt. Die haben es aber in sich, weil der Radweg nicht nur sehr holprig, sondern sehr schlecht ausgeschildert ist. Zum wiederholten Mal hilft uns die Komoot-App aus der Bredouille und führt uns sicher zu unserem Ziel, Pilsens Hauptplatz, dem Platz der Republik. Dort angekommen ist uns nicht ganz wohl dabei, unsere E-Bikes zwar angeschlossen, aber unbewacht hier zurückzulassen. Schließlich soll Pilsen nach Prag die zweithöchste „Fahrradklaurate“ haben. Auf dem von herausgeputzten Bürgerhäusern umrahmten Platz pulsiert das Leben und wir sind mitten drin. Bei hochsommerlichen Temperaturen flanieren wir durch die liebevoll sanierte Altstadt. Dass wir auch heute zu Mittag wieder ein Restaurant mit böhmischer Küche aufsuchen, ist keine Frage. Auf dem Radweg zurück passiert uns ein kleines Malheur. Weil der Reiseleiter die Muddi nicht mehr im Rückspiegel sieht, sind wir plötzlich getrennt unterwegs. Ohne Ortskenntnis radelt sie allein in die falsche Richtung, wird aber per Handy schon bald wieder „eingefangen“ und zurück auf den richtigen Weg gebracht. Wieder vereint erreichen wir unser Camp und suchen zunächst vergeblich nach einem Geschäft, um noch was einzukaufen. Nach dem Abendbrot beschließen wir eine Tag früher weiter zu fahren. Pilsens Altstadt haben wir gesehen und die geplante Brauereibesichtung muss vorher beantragt werden. Somit geht's also schon weiter Richtung Erzgebirge nach Oberwiesenthal. Wir werden berichten.
Über Berg und Tal
Dienstag, 14.05.2024 / 14. Tag
Unser komplettes Campinggerödel schon gestern Abend verpackt zu haben bringt uns den Vorteil, heute morgen in aller Ruhe im Wohnwagen frühstücken zu können. Wir melden uns in der Rezeption ab und starten zu unserer vierten Etappe. Mit nur 140 km zählt diese Etappe zwar zu den kürzesten unserer bisherigen Tour, entpuppt sich aber im weiteren Tagesverlauf zur schwersten. Zunächst müssen wir uns die 14%ige Steigung von unserem Auto Camp hinauf zur Hauptstraße nach Pilsen hoch kämpfen. Auf halber Strecke vorfahrtsbedingt auch noch halten zu müssen, dankt uns die Kupplung mit reichlich Gestank. Dass wir uns stop and go mitten im Berufsverkehr durch Pilsen quälen müssen, nehmen wir noch gelassen hin. Weniger gelassen indes nehmen wir allerdings die riesigen Schlaglöcher vor einer Parkplatzzufahrt hin. Bei unserer erforderlichen Vollbremsung glauben wir das Geschepper im Wohnwagen gehört zu haben. Hinter Karlovy Vary wird's ernst: es geht brutal bergauf, mehrere Haarnadelkurven sind nur im ersten Gang zu meistern. In Gottesgab, dem letzten Ort vor der Grenze, erreichen wir in 900 Meter Höhe nicht nur den Erzgebirgskamm, sondern auch ein bis dahin gesuchtes Restaurant, um unsere letzten 500 Kronen zu verhökern bzw. zu verfuttern. Im „Grünen Haus“ werden wir bestens bedient, bevor es danach zunächst durch Oberwiesenthal und dann im wahrsten Sinne des Wortes über Berg und Tal zu unserem Campingplatz „Am Kalkberg“ bei Crottendorf geht. Wir sind angekommen und sehr froh, unser Camp in ca. 800 Meter Höhe auf einer großen, frisch gemähten Wiese aufbauen zu können. Vom Inhaber, Herrn Wolf, werden wir freundlich begrüßt und mit vielen Tipps für die kommenden Tage versorgt. Am Abend planen wir den morgigen Tagesablauf und lassen den Tag mit einem Schoppen halbtrockenen Dornfelder ausklingen.
Bim bim bim die Eisenbahn
Mittwoch, 15.05.2024 / 15. Tag
Weil uns die Wetter-App für morgen Nachmittag einen Wetterumschwung mit reichlich Regen prophezeit, ziehen wir unseren Ausflug nach Oberwiesenthal auf heute vor. Gleich nach dem Frühstück fahren wir mit dem Auto zum Bahnhof Neudorf, dem Ausgangspunkt unserer Fahrt mit der Fichtelbergbahn. Die Chancen in Oberwiesenthal, Deutschlands höchstgelegener Stadt, mit der Schwebebahn oder dem Sessellift auf den Fichtelberg zu schweben sind in Anbetracht des Sturmes, der seit gestern mit Sturmböen von bis zu 80 km/h über den Campingplatz fegt, allerdings gering. Dass wir unser Camp bei dem Sturm mit ausgefahrenem Sonnensegel zurücklassen, wird sich noch rächen. Aber dazu später. Zunächst haben wir erstmal unseren Spaß mit der von Cranzahl hinauf nach Oberwiesenthal schnaufenden Bimmelbahn. Wir ergattern zwei Plätze im gut besetzten Aussichtswagen und freuen uns wie Bolle bei dem super Wetter im offenen Waggon zu fahren. In Oberwiesenthal spazieren wir zunächst ein wenig in der Stadt herum, bevor wir von einem Einheimischen erfahren, dass Schwebebahn und Sessellift wegen des Sturms nicht fahren. „Kismet" - Schicksal, sagt der Mohammedaner, somit sparen wir die kostenintensiven Ticket-Gebühren. Stattdessen suchen wir ein Restaurant zum fälligen Mittagessen auf. Wir finden zwar kein passendes Restaurant, sondern nur das Bahnhofs-Bistro, das aber unsere Bedürfnisse mit Linseneintopf und Wiener sowie Bulette mit Kartoffelsalat erfüllt. Während der Rückfahrt am Nachmittag haben wir im Aussichtswagen genauso viel Spaß wie am Vormittag. Der Spaß vergeht uns aber ganz schnell, als wir im Camp an unserem Wohnwagen ankommen. Hier hat der Sturm ganze Arbeit geleistet und das Sonnensegel arg zerrissen. Mit Nadel, Faden und etwas Geschick wird der Reiseleiter zum Schneider und rettet das Segel vor der Mülltonne. Am Abend lässt der Sturm etwas nach. Sicherheitshalber ziehen wir das Segel nach einem ersten Test erst morgen früh wieder in die Kederleiste. Schaun mer mal.
Wetterumschwung
Donnerstag, 16.05.2024 / 16. Tag
Nur gut, dass wir unser gestern Abend notdürftig geflicktes Sonnensegel, das uns gleichzeitig als Regenschutz dient, nicht gleich wieder in die Kederleiste gezogen haben. Über Nacht nimmt der Sturm wieder beträchtlich zu und rackelt mächtig an unserem Wohnwagen. Unserem Segel hätte das garantiert den Rest gegeben. Während uns nach dem Aufstehen vereinzelt ein paar Sonnenstrahlen erreichen, verschwindet Klärchen schon bald hinter dunklen Regenwolken. Die zurückliegenden Sonnentage sind erstmal vorbei - in den nächsten Tagen wird es kühl und regnerisch bleiben. Schon gestern bei bestem Wetter mit der Fichtelbergbahn nach Oberwiesenthal gefahren zu sein, war eine kluge Entscheidung. Wir nehmen es wie es ist und uns für heute zunächst nichts vor. Bei einem kleinen Rundgang um den Campingplatz entdeckt der Reiseleiter den Crottendorfer Marmorbruch. Heute geflutet, wurde hier bis 1884 Marmor und ab 1952 Branntkalk gewonnen, bevor 1973 die Stilllegung erfolgte. Heute dient der See dem Crottendorfer Tauchverein als Tauchrevier.
Nach einem weiteren Versuch, das lädierte Sonnensegel weiter zu reparieren, ist Freizeit. Den Reiseleiter hält es nicht lange im Wohnwagen. Mit der Absicht den Radweg ins 8 km entfernte Oberwiesenthal auf Tauglichkeit für unsere nicht sehr geländegängigen Räder zu testen, strampelt er auf gut fahrbarer Strecke in Richtung Fichtelberg. Mit Akku-Unterstützung geht's vom auf 800 Meter Höhe liegenden Camp bis auf 1080 Meter hinauf. Dort ist leider Schluss, weil heute die Weiterfahrt wegen Forstarbeiten untersagt ist. Tagesziel war das nur noch 2 km entfernte Hotel-Restaurant von Jens Weißflog, dem erfolgreichsten deutschen Skispringer. Ob die Tour gemeinsam mit der Muddi noch machbar ist, bleibt abzuwarten. Eigentlich schade, schließlich lässt sie im Fernsehen keinen Skisprung-Wettbewerb aus und hat im slowenischen Planica, im norwegischen Lillehammer und Oslo (Holmenkollen) sowie im finnischen Ruka schon namhafte Schanzen besucht.
Flucht vor Sturm und Regen
Freitag, 17.05.2024 / 17. Tag
Als sich über Nacht zum Sturm auch noch Regen gesellt und das Thermometer Mühe hat, acht Grad zu erreichen, haben wir die Faxen dicke. Das müssen wir uns nicht antun, zumal dem Wetterbericht zu entnehmen ist, dass hauptsächlich der Erzgebirgskreis von diesem Schietwetter betroffen ist, während es im Großraum Leipzig zumindest heute noch Sonne und angenehme Temperaturen geben soll. Wir überlegen nicht lange und packen bei strömendem Regen unsere Sachen. Dass ein Großteil unseres Camping- Equipments pitschenass verpackt werden muss, stört uns nicht. Innerhalb einer halben Stunde ist Fahrbereitschaft hergestellt. Wir zahlen für die drei Tage einen moderaten Preis von 15 Euro pro Tag - mehr ist der Platz mit seinen diversen Unzulänglichkeiten auch nicht wert. Weil wir noch einen größeren Betrag Tschechen-Kronen in der Reisekasse haben, fahren wir noch einmal ohne Wohnwagen durch Oberwiesenthal über die Grenze. Eigentlich wollte wir das Geld in einem tschechischen Restaurant mit böhmischer Küche verjubeln. Dazu fehlt uns aber die Zeit und die Motivation, weil wir noch ein gutes Stück Richtung Heimat voran kommen wollen. Somit kommt unser Zugpferd für umgerechnet 1,60 Euro noch ein paar Liter Diesel zu saufen. Zurück im Camp spannen wir den Wohnwagen an, entleeren noch schnell die „Schatzkiste" unserer Bordtoilette und nehmen Kurs auf einen uns völlig unbekannten Ort namens Podelwitz unweit von Colditz. Auf der B180 erreichen wir bei Stollberg die Autobahn A 72, auf der wir bis zur Abfahrt Rochlitz gut voran kommen. Damit ist es aber schnell vorbei, weil die Straße nach Colditz gesperrt und wir die Umleitung irgendwo verpassen. Trotz Navi werden die letzten 20 km zu einer Irrfahrt auf Straßen, die diese Bezeichnung gar nicht verdienen. Auf schmalen Wegen geht es bergauf und bergab. Zum Glück mit sehr wenig Gegenverkehr. Aber irgendwann ist auch diese (Tor)Tour vorbei und wir erreichen unser Tagesziel. Für den tollen Stellplatz am Podelwitzer Wasserschloss müssen wir nur eine Pauschale von 7 Euro für Strom, Wasser und Abwasser. Pinuts! Da wir wegen der vorzeitigen Abreise aus dem Erzgebirge ein Plus in der Reisekasse haben, lassen wir es am Abend im Schloss-Restaurant ordentlich krachen und uns eine Platte für zwei Personen mit dem verführerischen Namen "Wilde Liebe" servieren. Für den leckeren Schmaus sollen Hirsch und Wildschwein aus dem Colditzer Forst ihr Leben gelassen haben, Ein Schoppen Dornfelder vor dem Wohnwagen beendet diesen Tag. Gute Nacht!
Kreativ in Podelwitz
Sonnabend, 18.05.2024 / 18. Tag
Der vorletzte Tag unserer fast dreiwöchigen „Fahrt in den Mai“ beginnt mit einem ausgiebigen Frühstück vorm Wohnwagen. Ringsum wird auf großen Plakaten und Flyern angekündigt, dass uns ab heute etwas Großes erwartet. Kein schnöder Frühschoppen mit Blasmusik und rumtata, sondern ein dreitägiger Kreativ-Markt mit gehobenen Ansprüchen für Geist und Portemonnaie. Unter den kreativen Künstler und solchen die es werden wollen, sind auch ganz gewöhnliche Händler, die mit Blumen, Pflanzen und Kosmetika handeln. Mit Ledergürteln handelnde dunkelhäutige Nigerianer sind allerdings nicht dabei. Und das ist gut so, denn hier geht es um Kreativität und nicht um Ledergürtel, die bei dicken Männern das Rutschen der Hose verhindern. Ein besonderes kreatives Highlight entdeckt die Muddi am Stand eines Holzschnitzers oder -künstlers. Hier warten bis zu zwei Meter hohe Balken mit Aufnahmen für Schnaps- und Weinflaschen am oberen Ende und regulierbarem Schankmechanismus für alkoholische Getränke in Gläser am unteren Ende des Balkens auf Kundschaft. Und das zum Preis von 340 (dreihundertundvierzig) Euro. Mehr Kreativität geht nicht. Und der Künstler hat doch tatsächlich so ein Monstrum verkauft. Wir sind geflasht von soviel Erfindergeist und halten uns im Geldausgeben bis auf den Besuch am Imbissstand zurück. Eine Bratwurst für die Muddi und eine Fleischpfanne für den Reiseleiter sind genug. Schließlich haben wir erst gestern Abend gefuttert wie die ...... (mir fällt gerade nichts ein). Am Nachmittag beobachten wir von einer überdachten Bank bei einer Tasse Kaffee und einem Softeis das kreative Markttreiben ringsum. Ob bei den anderen kreativen Händlern der Rubel auch so rollt, wie bei dem Holzschnitzer mit seiner Schankanlage wagen wir zu bezweifeln. Aber die kreativen Frühlingstage am Schloss Podelwitz dauern ja noch bis Montag an. So lange sind wir aber nicht mehr hier, denn morgen geht's „heeme“.
Wieder daheim
Sonntag, 19.05.2024 / 19. Tag
Heute frühstücken wir ausnahmsweise mal nicht vor und auch nicht im Wohnwagen, sondern im Restaurant des Schlosshotels. An einem hervorragend ausgestatteten Frühstücksbuffet im "Schlossgewölbe" lassen wir es uns so richtig gut gehen. Unmittelbar danach versuchen wir, den besten Weg in Richtung Heimat zu finden. In Anbetracht der zahlreichen Umleitungen vor und in Grimma auf äußerst holpriger "Straße" sind wir froh, kurz hinter Grimma endlich die Autobahn A 14 zu erreichen. Hier kommen wir, vorbei an Leipzig und Halle gut voran. Erst kurz vor Magdeburg braucht der Chauffeur eine Pause und steuert das Gespann auf den Parkplatz "Sülzetal". Wenige Kilometer sind wir dann schon im Landkreis Börde und können schon bald die vertraute Silhouette von Oschersleben sehen. Und als wir dann in unsere Straße einbiegen, sind wir froh und dankbar einmal mehr gesund und munter von einer Reise zurück gekehrt zu sein. Die Frage, ob es das mit der Wohnwagenzieherei gewesen sei, ist schnell beantwortet: NEIN! Wir wissen zwar noch nicht wann und wohin - aber anspannen werden wir unser Schneckenhaus bestimmt noch mal, vorausgesetzt wir bleiben gesund.....