Start zur Sommertour

Dienstag, 02.06.2020 / 1. Tag

 Oschersleben - Rinteln  210 km

Der Start zu unserer diesjährigen Sommertour erfolgt kurz vor zehn Uhr und führt uns zunächst auf der gut besuchten A 2 von der Börde ins Weserbergland. Es geht für etwa eine Woche ins Camping- und Erholungsgebiet Doktorsee bei Rinteln an der Weser. Dort haben wir bereits Ostern 2019 auf unserer Fahrt von Rostock nach Dünkirchen (F) gestanden. Hier wollen wir uns erstmal ca. eine Woche wieder ans Campen gewöhnen, bevor es entlang der Weser bis runter nach Hann. Münden und noch weiter bis in den südwestlichsten Zipfel Deutschlands gehen soll. Etwa eineinhalb Stunden bringen wir in zwei fetten Staus vor Braunschweig und hinter Hannover zu. Somit sind wir erst gegen 14 Uhr am Ziel und bauen unser Camp nach problemlosen Check-in genau wie vor einem Jahr am Nordstrand auf. Der Anreiseverkehr ist mäßig, und ebenso mäßig ist die Platzbelegung. Mit gebotenem Abstand beziehen wir eine von Hecken umsäumte 100 Quadratmeter Parzelle mit Wimbledonrasen in zweiter Reihe am Nordufer. Die Muddi  checkt zunächst, wie es im Sanihaus um die Einhaltung der Coronaregeln bestellt ist. Alles top und machbar. Wir sind uns sicher, es hier gut getroffen zu haben und beenden den ersten Tag unserer Sommereise nach leckeren Steaks und ein paar Würstl vom Grill mit einem halbtrockenen Roten und einer Runde Skipbo bei Kerzenlicht.   

 

 

Backfisch und Bratkartoffeln

Mittwoch, 03.06.2020 / 2. Tag

Der Tag beginnt mit einem fantastischen Sonnaufgang über dem See, was uns früher als gewohnt aus den Federn treibt. Da der Tagesablauf noch nicht klar ist, liegen wir nach dem Frühstück erstmal träge in unseren Liegestühlen und ordnen unsere Nachbarn ringsum in verschiedene Camper-Kategorien ein.

Als der Wetterbericht wiederholt von einem morgen zu erwartenden Wetterumschwung mit Polarluft und Temperatursturz bis auf unter 20 Grad (shocking!) berichtet, ziehen wir den für morgen geplanten Einkauf und Stadtbummel in Rinteln auf heute vor. Mit dem Auto ist es nur ein Katzensprung bis zum Marktkauf. Dortselbst heißt es erstmal Mund- und Nasenschutz anlegen, um den Einkaufstempel betreten zu dürfen. Nach dem Einkauf wird das Mittagessen im gut sortierten Marktkauf-Imbiss zu einem besonderen Erlebnis: Es werden endlich wieder Sitzgelegenheiten angeboten, zu denen man aber nur nach vorheriger Anmeldung mit Namen, Wohnort und Telefonnummer Zugang hat. Corona lässt grüßen. Die Anmeldeformalitäten werden von der Muddi ebenso bravourös bewältigt wie die Bestellung von Speis und Trank. Nach Backfisch und Bratkartoffeln machen wir uns auf den Weg in die Altstadt. Nach etwa zwei Stunden Stadtbummel, einem Eis beim Italiener und zwei Schälchen Erdbeeren fahren wir zurück ins Camp. Im Laufe des Abends bestätigt sich, was der Wetterbericht prophezeit. Es wird zunehmend kühler und von Westen zieht ein Unwetter auf. Nach dem üblichen Abendprogramm (Skipbo, Dämmerschoppen, Knabberkram) sind wir gut beraten, vor dem Schlafengehen das Sonnensegel noch mit zusätzlichen Leinen zu spannen. Zum Glück flaut der Sturm bald ab und wir schlafen recht entspannt dem Wetterumschwung entgegen.

 

 

Ein Regentag

Donnerstag, 04.06.2020 / 3. Tag

Gegen acht Uhr werden wir vom vertrauten Trommeln des Regens auf unserem Wohnwagendach geweckt. Damit ist eingetroffen, was uns die Wetter-App für heute und die nächsten drei Tage prophezeit. Noch ist es verhältnismäßig mild, so dass wir zwar ohne Sonne aber bei annehmbaren Temperaturen um die 20 Grad vor dem Wohnwagen frühstücken. So recht wissen wir allerdings nicht, was wir mit dem Tag anfangen sollen. Während die eine meint, ihrer Frisur etwas Gutes tun zu müssen, will heißen, Haare waschen und färben, ist der andere den Kolleginnen und Kollegen beim zurzeit etwas mühevollen Füllen der Sportseiten für die Tageszeitung in Harz und Börde behilflich. Etwas Statistik geht immer! Das kostenlose WLAN auf dem Platz reicht zumindest tagsüber aus, um eine stabile Datenleitung ins Magdeburger Druckhaus aufzubauen. Abends schwächelt es etwas, aber da hilft dann das Handy als Hotspot. So vergeht der Tag ohne besondere Aktivitäten. Aber halt, nicht so ganz: Höhepunkt des Tages ist die Paprika-Pilz-Fleisch-Pfanne, die die Muddi am Abend zubereitet. Die restlichen Stunden des Tages verbringen wir vorm Fernseher, der uns hier über DVB T2 die öffentlich-rechtlichen Sender in HD-Qualität in die Hütte holt.

 

 

Stadtbummel in Bückeburg

Freitag, 05.06.2020 / 4. Tag / 45 km

Nach einer verregneten und stürmischen Nacht beginnt der neue Tag unerwartet sonnig. In Kenntnis der Wetterlage geben wir uns keinen falschen Hoffnungen hin, nutzen aber die Gunst der Stunde und genießen unser Frühstück in der Morgensonne. Im weiteren Tagesverlauf wechseln sich sonnige Minuten und leichte Regenschauer miteinander ab. Eine längere Schönwetterphase nutzen wir zu einem Ausflug ins 15 km entfernte Bückeburg. In der ehemaligen  19 000 Einwohner zählende Residenzstadt der Grafschaft und des späteren Fürstentums Schaumburg-Lippe lädt nicht nur das Schloss, sondern auch die historische Altstadt zu einem Besuch ein. Eine Schlossbesichtigung ist coronabedingt nur am Wochenende und ohne Führung möglich. Vielleicht fahren wir nach unserem etwa zweistündigen Aufenthalt in der Altstadt morgen noch mal hierher. Ein Einkauf im Netto beendet unseren Ausflug ins Schaumburger Land. Wieder in Rinteln werden wir von einem kräftigen Starkregen empfangen und auch mit der Temperatur geht es rapide in den Keller. So spielt sich die Zeit nach dem Abendbrot meistens im Wohnwagen ab. Die schlappen 12 Grad auf dem  Außenthermometer veranlassen uns, mal schnell die Truma anzuschmeißen, um im wohltemperierten Inneren unserer Hütte einen kurzweiligen Abend bei 'ner Runde Skipbo und anregenden Getränken zu verbringen. Fazit des Tages: Das Schietwetter kann uns mal.......

 

 

Kein Kaiserwetter beim Kaiser

Sonnabend, 06.06.2020 / 5. Tag / 70 km

Auch heute werden wir wieder von der Sonne geweckt. Wir beginnen den Tag mit dem nun schon obligatorischen "outdoor breakfast" vor dem Wohnwagen. Nach recht kühler Nacht verbringen wir den Vormittag in unseren Lieblingscampingmöbeln und beobachten den Anreiseverkehr am Wochenende. Als wir von unserem nächsten Etappenziel, dem Weserbergland Camping in Heinsen, eine Absage bekommen, ist guter Rat teuer, aber schnell gefunden. Wir beschließen, ein paar Kilometer weiter nach Höxter zu fahren, um dort für drei Tage Halt zu machen. Auf Anfrage erhalten wir die Zusage für einen Stellplatz am Weserufer. Als wir gegen Mittag in Richtung Porta Westfalica fahren, um das Kaiser-Wilhelm-Denkmal zu besuchen, haben wir die Rechnung ohne Petrus gemacht. Ein mächtiger Starkregen macht die  Auffahrt zum Denkmal fast unmöglich und hindert uns daran, die letzten Meter hinauf zum Denkmal zu Fuß zu "erklimmen". Darüber hinaus finden wir auch die 5 € Parkgebühren für ein Tagesticket, verbunden mit der Eingabe des Kfz-Kennzeichens, etwas überzogen, wenn man nur kurz hier oben verweilen will.

Den Nachmittag verbringen wir mit einem Stadtbummel in Mindens Zentrum. Es hat aufgehört zu regnen und die Sonne gewinnt bei Temperaturen um die 20 Grad zusehends die Oberhand. Ein Erlebnis der besonderen Art ist mal wieder, unter Coronabedingungen Kaffee und Kuchen im Sitzbereich einer Mindener Bäckerei zu bekommen. Hier sind zunächst Name, Vorname und Telefonnummer selbst einzutragen. Gegen 18 Uhr sind wir zurück in Rinteln, genießen bis zum Abendbrot die  Abendsonne in unseren Liegestühlen. Ein fast romantischer Sommerabend vorm Wohnwagen beschließt bei einem halbtrockenen Weißen den Tag, bevor wir gegen 23 Uhr in unsere Betten fallen. Gute Nacht.....

 

 

Nichtstun ist Trumpf

Sonntag, 07.06.2020 / 6. Tag

Nach dem Ausflug vorgestern nach Bückeburg und gestern nach Minden fahren wir heute unsere Aktivitäten auf Null bzw. fast auf Null zurück. Und wo so extrem gefaulenzt wird, gibt es auch nicht viel zu berichten. Erst am Nachmittag beginnen wir mit dem Abbau unseres Camps und verstauen die heute nicht mehr benötigten Sachen für die morgige Weiterfahrt. Arbeitstechnisch ist der Weg mit dem "Musterkoffer" zur Chemie-Toilette  die bis dahin einzige erwähnenswerte Tätigkeit. Nach dem Abendbrot ziehen wir uns vom Bordfernseher zunächst den Tatort und später noch einen weiteren Krimi rein, bevor wir uns zur letzten Nachtruhe hier am Doktorsee fertig machen. 

 

 

Ab heute in Höxter

Montag, 08.06.2020 / 7. Tag

Rinteln - Höxter 85 km

 Nach knapp einer Woche am Doktorsee fahren wir heute weiter weseraufwärts nach Höxter. Der Tag beginnt bereits um 8 Uhr mit dem an Reisetagen üblichen kleinen Frühstück. Unser Camping-Gerödel ist schnell verpackt, auch das Checkout an der Rezeption geht ganz fix. Auf der gut ausgebauten B 83 kommen wir zunächst gut voran, bevor wir hinter Hehlen die Weserstraße verlassen müssen. Wegen einer weiträumigen Umleitung bekommen wir ein paar Kilometern mehr auf den Tacho und eine gute halbe Stunde mehr auf die Uhr. In Höxter gibt uns eine durch Betonklötze auf 2,10 Meter verengte Kurve vor der Weserbrücke Rätsel auf. Da passen wir nicht durch, meint die Muddi, nachdem sie die enge Durchfahrt aus der Nähe in Augenschein genommen hat. Hilfsbereite Passanten geben uns einen Tipp, wie wir das Hindernis nicht ganz verkehrsgerecht umfahren können. Im Weser-Camping angekommen, werden wir vom Platzinhaber freundlich begrüßt und eingewiesen. Der unmittelbar am Weserufer gelegene Platz fällt zwar zum Fluss ein wenig ab, aber nach der Auffahrt auf einen Keil kriegen wir die Hütte schön waagerecht aufgestellt. Am Abend gönnen wir uns in der zum Platz gehörenden Gaststätte ein Jägerschnitzel mit super Pommes und verbringen den Rest des Abend vor dem Wohnwagen.

 

 

Auf Sonne folgt Regen

Dienstag, 09.06.2020 / 8. Tag

Der Tag beginnt mit viel Sonne, die aber schon am Vormittag im Kampf mit der zunehmenden Bewölkung nur zweiter Sieger ist. Bis sie endgültig hinter den dunklen Regenwolken verschwindet, bleibt uns aber noch eine gute Stunde, die wir alle Fünfe gerade lassend in unseren Liegestühlen verbringen. Als dann leichter Nieselregen einsetzt, überbrücken wir die Zeit mit einer Fahrt in die Stadt, um im Lidl und im Getränkemarkt unseren Lebensmittel- und Getränkevorrat zu ergänzen. Den geplanten Stadtbummel müssen wir zum einen wegen des Regens und zum anderen wegen der vergeblichen Parkplatzsuche im Stadtzentrum auf morgen verschieben.

Nach jahrelangem Besuch bei ihrer Hausfrisöse daheim, lässt sich die Muddi vor einem Frisör-Salon absetzen und sich eine neue Friese verpassen. In Coronazeiten eine gar nicht so einfache Sache, "die aber dringend nötig war", meint sie....
Als Entschädigung für die zu löhnenden 34 Tokken belohnt sich der Reiseleiter zum Nachmittags-Kaffee mit zwei leckeren Prillecken, will heißen Pfannkuchen, wie die Dinger vielerorts heißen. Darüber hinaus gibt es zum Abendbrot auf besonderen Wunsch des noch unfrisierten Reiseleiters Spaghetti Bolognese. Als sich dann am Abend die Sonne noch mal kurz zeigt, beschließen wir den Tag mit dem ähnlichen Programm wie schon in den Tagen zuvor. Kenner unseres Blogs wissen, was gemeint ist........ Prosit, äh gute Nacht.

 

 

Höxter und Schloss Corvey

Mittwoch, 10.06.2020 / 9. Tag

Auch heute ist das Tagesprogramm recht überschaubar. Wir nehmen uns vor, mit den Rädern ins nahe gelegene Höxter zu fahren und dortselbst die Altstadt zu Fuß zu erkunden. Vorher sind allerdings noch ein paar kleine Reparaturen an den Rädern zu bewerkstelligen. Auf dem Weserradweg sind wir in wenigen Minuten in der Stadt. In Höxter ist Markttag: Mund- und Nasenschutz sind zwar Pflicht, aber mit dem Abstand ist das so eine Sache im Marktgewusel. Darum wenden wir uns nach der Altstadt recht bald neuen Zielen zu. Die da sind ein Stück auf dem Weserradweg stromaufwärts zum Schloss Corvey zu radeln. Schloss Corvey zählt zum Weltkulturerbe und ein bisschen Kultur soll beim Camping auch nicht zu kurz kommen. Wir spazieren über das weitläufige Schloss- bzw. ehemalige Klostergelände, statten dem Grab von Hoffmann von Fallersleben hinter der Klosterkirche einen Besuch ab und kehren in ein kleines schnuckeliges Café unweit des Schlosses ein, das die Muddi schon auf der Herfahrt entdeckt hat. Windbeutel mit Erdbeeren und Schlagsahne zum Kaffee für den Reiseleiter und eine Eisschokolade für die Muddi munden vorzüglich. Rundum zufrieden treten wir die Heimfahrt an, kaufen unterwegs beim Bäcker noch ein frisches Brot und bereiten im Camp unsere morgige Weiterfahrt vor.

 

 

Weiter nach Hann. Münden

Donnerstag, 11.06.2020 / 10. Tag

 Höxter - Hannoversch Münden 70 km

Heute ist wieder Reisetag. Wir krabbeln schon kurz nach acht Uhr aus den Betten, frühstücken letztmals auf unserem schönen Stellplatz am Weserufer und sind kurz vor 10 Uhr abfahrbereit. Es geht auf der Deutschen Märchenstraße südwärts über Fürstenberg und Bad Karlshafen nach Hann. Münden. Die nur 70 km sind in gut eineinhalb Stunde gefahren. Ab Bad Karlshafen fahren wir auf bekannten Wegen, nämlich genau auf den Straßen, die wir vor acht Jahren von einem Treffen von Bad Karlshafen ins Elsass gefahren sind. Die Zufahrt zum Campingplatz in Hann. Münden ist uns aus dem Jahr 2005 noch in guter Erinnerung. Damals waren wir mit einem Mietwohnmobil in die Toscana unterwegs. Nach der Anmeldung und freundlichen Einweisung ist unser Stellplatz schnell gefunden. Schweißtreibend indes, weil etwas anstrengend ist allerdings die Einrangierei und das Ausrichtung unseres Wohnwagens auf dem etwas welligen Gelände. Letztendlich kriegen wir aber unsere kleine Hütte wie gewünscht zum Stehen. Was uns sofort auffällt ist die räumliche Enge auf dem fast ausgebuchten Platz. Die Parzellen sind zwar von mannshohen Hecken umsäumt aber kaum 80 Quadratmeter groß. Die Wohnwagen und Wohnmobile stehen dicht an dicht, unserer Meinung in Coronazeiten vielleicht etwas zu dicht beieinander. Dafür sind unsere Nachbarn zur rechten, eine vierköpfige Familie aus Paderborn, hilfsbereit und gesprächsoffen.

 

 

Endlich Sonne satt

Freitag, 12.06.2020 / 11. Tag

Nach den zuletzt eher durchwachsenen Tagen beschert uns der für heute angekündigte Wetterumschwung herrliches Sommerwetter. Mit subtropischer Warmluft und einem fast wolkenlosen Himmel scheint Petrus wieder gut machen zu wollen, was er uns in der zurückliegenden Woche zugemutet hat. Somit ist nach dem Frühstück erstmal Sonnenbaden angesagt. Allerdings nicht lange, denn die sengende Sonne zwingt uns schon recht bald dazu, ein schattiges Plätzchen aufzusuchen, um nicht Gefahr zu laufen, sich den Pelz zu verbrennen. Unterm schattenspendenden Sonnensegel gelingt es uns mit vereinten Kräften sogar die Reparatur unserer zuletzt laut ratternden Kühlbox. Ehrlich gesagt nicht 100%ig fachmännisch, aber am Ende erfolgreich. Die Kühlbox tut wieder was sie soll, sie kühlt und rattert nicht mehr. Am Nachmittag machen wir uns stadtfein und pilgern etwa zwei Stunden durch die wunderschöne Altstadt von Hann. Münden. Dabei wird im NKD ebenso wie im Rossmann und in einem Feinkostladen für Käsespezialitäten einiges eingekauft Natürlich kommen auch Kaffee und Kuchen vor einer Bäckerei in der Altstadt nicht zu kurz. Abschluss unseres Spaziergangs bei schönstem Sommerwetter ist ein Abstecher zum Weserstein. "Wo Werra sich und Fulda küssen....."

Heute kommen die Fotos etwas später - das kostenpflichtige WLAN geht hier gegen 20 Uhr regelmäßig total in die Knie. Will heißen, Foto-Uploads sind unmöglich! Wir waren schon in vielen Ländern Europas unterwegs, überall war Internet kein Problem und meist auch kostenlos. Hierzulande kommen wir uns vor wie in einem Entwicklungsland - Armes Deutschland......

 

 

Der Frisörunfall

Sonnabend, 13.06.2020 / 12. Tag

Das Sommerwetter bleibt uns auch heute erhalten. Wir mutieren zu Schattensuchern und haben Mühe, uns zumindest während des Frühstücks vor der Sonne zu schützen. Eine zusätzliche, an das Sonnensegel geklammerte Plane (Tarp) spendet etwas Schatten. Zum Sonnen ist es viel zu heiß. Um sich nicht dem völligen Nichtstun hinzugeben hat die Muddi den genialen Einfall, den gestern beim Rossmann erworbenen Haarschneider am Haupt des Reiseleiters auszuprobieren. Gleich vorneweg: Ihr erster Versuch mit dem elektrischen Ding geht voll daneben, ratzfatz senst sie eine gehörige Kerbe in den ergrauten Haarschopf des Reiseleiters.  Da gibt's nichts mehr zu kitten, passiert ist passiert. Ihr Frisörunfall sorgt auch in der Nachbarschaft für allgemeine Erheiterung. Wer den Schaden hat, dem schlägt auch noch die Krone mitten ins Gesicht...….

Im Laufe des Tages wird die Hitze fast unerträglich. Dennoch fahren wir gegen 15 Uhr mit dem Auto in die Stadt, um im Lidl und im Edeka noch einiges fürs Wochenende einzukaufen.  Auch unser Zugpferd bekommt auf dem Rückweg an der Tanke noch eine Füllung Diesel für 1,04 €/Liter. Nach Kaffee und Kuchen am späten Nachmittag zieht zwar ein Gewitter auf, das hindert uns aber nicht daran, unseren Mini-Grill einsatzbereit zu machen und mit Köstlichkeiten vom Schwein zu bestücken. Nach dem Gewitter kühlt es sich etwas ab, bevor ein warmer Landregen für ein angenehmes Klima sorgt. Mit dem bisherigen Verlauf unserer Reise zufrieden, sitzen wir bei zwei Runden Skipbo und einem Schoppen Weißwein noch bis zum Einbruch der Dunkelheit gemütlich vor unserem Wohnwagen. Apropos Skipbo: Nicht nur beim Haarschneiden, sondern auch beim Kartenspielen hat die Muddi zurzeit kein glückliches Händchen. So weist das inoffizielle Wettkampfprotokoll nach ihrer 3:2-Führung zu Beginn inzwischen sechs Niederlagen in Folge und einen 3:8-Rückstand aus.

 

 

Blitz und Donner

Sonntag, 14.06.2020 / 13. Tag

Die zweitägige Schönwetterphase verabschiedet sich über Nach mit einem kräftigen Gewitter. Auch bis zum Mittag schwenkt Petrus seine Gießkanne emsig über Niedersachsens südlichsten Teil. Erst gegen Nachmittag lässt der Regen nach. Zu spät, um die für heute geplanten Aktivitäten umzusetzen. So fällt auch der Plan, mit den Rädern auf dem Weserradweg etwas stromabwärts zu radeln, im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Stattdessen ziehen wir uns zu einem Krimi aus der ARD-Mediathek in den Wohnwagen zurück. Mit dem heutigen Tag geht unsere Zeit hier am Zusammenfluss von Fulda und Werra und damit unserer dritte Etappe zu Ende.
Morgen geht es über Kassel in Richtung Dortmund. Als Ziel haben wir uns den ca. 170 km entfernten Möhnesee im Sauerland ausgeguckt und dort auch schon reserviert. In Coronazeiten ist es ratsam zu reservieren, da viele Plätze nicht voll ausgelastet werden dürfen. Wir sind gespannt, was uns im für uns unbekannten Sauerland erwartet.

 

 

Platzwechsel am Möhnesee

Montag, 15.06.2020 / 14. Tag
Hann. Münden - Möhnesee 175 km

Die ganze Nacht schüttet es wie aus Kannen. Der Starkregen trommelt laut auf unser Wohnwagendach und beschert uns eine schlaflose Nacht. Zu allem Überdruss hält der Regen auch noch am Vormittag an, so dass wir unser komplettes Gerödel pitschnass einpacken müssen. Witterungsbedingt ziehen wir es erstmals auf dieser Reise vor, im Wohnwagen zu frühstücken. Nach dem Bezahlen unserer vier Übernachtungen nehmen wir die nächste Etappe in Angriff, die uns von Hann. Münden auf der B 296 zunächst hinauf zur A 7 bringt. Ab Kassel Süd rollen wir auf der A 44 recht komfortabel unserem Ziel, dem Möhnesee, südlich von Soest entgegen. Von unserem reservierten Platz auf dem  ADAC-Camping in Körbecke sind wir enttäuscht und suchen sofort das Weite. Inmitten einer ziemlich herunter gekommenen Dauercamperkolonie will man uns einen Miniplatz in Hanglage, von max. 40  Quadratmetern zum "ADAC-Vorzugspreis" von 24 €/Tag unterjubeln. Nein danke, nicht mit uns, sind wir uns sofort einig. Nach geglücktem Wendemanöver auf engem Terrain geben wir Gas und checken auf dem Campingplatz am Südufer des Möhnesees (gegenüber von Delecke) ein. Hier fühlen wir uns gut aufgehoben, zumal die Begrüßung freundlich ist und der zugewiesene Stellplatz direkt am See liegt. Nachdem wir zuerst nur das Sonnensegel in die Kederleiste einziehen, bauen wir am Abend doch noch unser Vorzelt mit der Option auf, eventuell sogar vier Tage hier zu bleiben.

 

 

Ausflug nach Soest

Dienstag, 16.06.2020 / 15. Tag

Möhnesee - Soest - Möhnesee 30 km

Oh shit, wettermäßig sind wir zurzeit tatsächlich mächtig am Ar....  Wenig Hoffnung hat auch die Wetter App für die nächsten Tage zu bieten. Während uns von Camperfreunden an der Ostsee Urlaubsfotos unter strahlend blauem Himmel erreichen, hat  den Westen und Süden Deutschlands ein breites Regenband fest im Griff. Erst zum Wochenende sei mit leichter Wetterbesserung zu rechnen, versucht uns stündlich der Wetterbericht zu trösten. Eigentlich sollte ja heute emsigen Trittes um den Möhnesee geradelt werden. Für uns zwei Bewegungslegastheniker ein lobenswertes Vorhaben, aber bei dem Dauerregen kaum umsetzbar. Als dann am Nachmittag der Regen etwas nachlässt, brechen wir zu einer Autofahrt ins 13 km entfernte Soest auf. Der Himmel hält tatsächlich für den Rest des Tages dicht, so dass wir trockenen Fußes die Altstadt erwandern können. Gegen 18 Uhr sind wir im Camp zurück und froh, dem verregneten Tag mit dem Ausflug etwas halbwegs Nützliches abgewonnen zu haben. Da sich der morgige Tag wettermäßig kaum vom heutigen unterscheiden soll, ist die Stimmung in unserer rollenden Einraumwohnung etwas gedämpft.

 

 

Denn erstens kommt es anders....

Mittwoch, 17.06.2020 / 16. Tag

Dass sich der Lockdown in jedem Bundesland anders auswirkt, bekommen wir heute erstmals zu spüren. Während auf den Campingplätzen in Nordrhein-Westfalen zumindest die Sanihäuser geöffnet sind, sieht es in Rheinland Pfalz nicht so gut aus. Viele Plätze sind noch geschlossen, bei anderen kann man nur autark anreisen, weil die Sanihäuser noch gesperrt sind. Bei unserem nächsten Reiseziel am Laacher See hatte man uns Anfang Juni mitgeteilt, dass hier der Lockdown hier ab 15. Juni gelockert wird - aber Pustekuchen. Eine Nachfrage bringt zutage, dass man dort noch gar nichts gemacht hat, um unter Coronabedingungen Gäste zu empfangen. Weder Toiletten noch Duschen sind offen - für uns keine Option dorthin zu fahren. Will heißen, wir müssen umplanen und ein anderes Ziel in Rheinland Pfalz anfahren. Unsere Nachbarin aus dem Bonner Raum empfiehlt uns einen kleinen Platz bei Bad Honneff am Rhein. Unser Anruf dort ist erfolgreich, auch wenn dort im Sanihaus nur die Toiletten und nicht die Duschen geöffnet sind. Mit einem dreitägigen Dusch-Handicap können wir leben. Na, schaun mer mal, und gehen nach dem Abendbrot nochmal besonders lange duschen - auf Vorrat sozusagen.

 

Weiter an den Rhein

 Donnerstag, 18.06.2020 / 17. Tag

Möhnesee - Rheinbreitbach 195 km

Wie schon in Hann. Münden wird auch unsere Abreise vom Möhnesee mit sehr viel Regen begleitet. Nur gut, dass wir das meiste von unserem Camping-Equipment bereits gestern Abend halbwegs trocken verstaut hatten. So bedarf es heute nur noch ein paar Handgriffe, um die Fahrbereitschaft herzustellen. Trotz Regen gut gelaunt rollen wir zunächst auf der A 44 auf Dortmund zu, bevor unser Fahrspaß auf der  A 1 durch neun Baustellen in kurzen Abständen einen Dämpfer erhält. Schlimmer indes ist ein Mega-Stau auf der A 59, der uns gegen Mittag kurz hinter Bonn ausbremst. Wir verlassen die Autobahn und versuchen uns unserem Ziel über kleinere Landstraßen zu nähern. Die Zeit bis zur vereinbarten Ankunft auf dem Campingplatz nutzen wir mit einer ausgiebigen Mittagspause irgendwo in einem Wald kurz vor Königswinter.

Die enge Zufahrt zum Campingplatz wie auch das Einchecken dortselbst ist etwas gewöhnungsbedürftig. Eine Rezeption gibt es nicht, alles wird von Frau Otto auf offener Wiese erledigt. Wir gehen mit 70,50 € für drei Tage in Vorkasse und bekommen dafür einen ebenen,  betonierten Stellplatz unmittelbar am Rheinufer zugeteilt. Der Aufbau ist mit bewährter Routine schnell erledigt, bevor wir uns im zum Campingplatz gehörenden Biergarten für die erfolgreiche Reise hierher und den schönen Platz am Rhein mit einem köstlichen Flammkuchen belohnen. Weil sich auch das Wetter wieder von seiner besseren Seite zeigt, schlafen wir unter dem leiseren Motorengeräusch der stromabwärts und dem lauteren der stromaufwärts fahrenden Kähne zufrieden ein.

 

 

Mit dem Rad nach Königswinter

Freitag, 19.06.2020 / 18. Tag

Der Tag beginnt mit viel Sonne und einem ausgedehnten Spätstück vor dem Wohnwagen. Der Gedanke, mit den Rädern am Rhein entlang nach Königswinter zu fahren, trifft auf beidseitige Zustimmung. Und so schwingen wir uns kurz vor zehn Uhr in den Sattel und strampeln munter die knapp 8 km auf herrlichen Radwegen stromabwärts in die 40 000 Einwohner zählende Stadt zu Füßen des Siebengebirges. Unmittelbar am Rheinufer künden zahlreiche Villen an der Rheinallee vom Wohlstand seiner Bewohner. Wir radeln auf heckenumsäumten Radwegen bis ins Zentrum der Stadt. Dort schließen wir die Räder in einer Nebenstraße an und spazieren in der Fußgängerzone ein paar mal hoch und runter. Dabei schlagen wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen lässt sich die Muddi bei einem Allgemeinmediziner ein Rezept für ein dringend benötigtes Medikament ausstellen, zum anderen werden in einem kleinen Supermarkt einige lebensnotwendige Sachen eingekauft. Last but least fällt nach einer Portion Eis auch noch ein Latte Macchiato für ihn und ein Espresso für sie beim Italiener ab. Ebenso munter wie die Herfahrt treten wir dann wieder die Rückfahrt zu unserem Campingplatz an. Mit dem bisherigen Tagesablauf rundum zufrieden, sollte der Tag mit leckeren Steaks vom Grill ausklingen. Daraus wird aber nichts. Zum Entsetzen des Grillmeisters sind die im Gaskasten des Wohnwagens gelagerten Grillbriketts pitschenass. Hier hat der Regen der letzten Tage sein feuchtes Werk getan. Trotz der von der  Muddi zubereiteten Nudelsuppe aus der Tüte hielt die Enttäuschung über den verkorksten Grillabend noch etwas an.

 

 

Königswinter die Zweite

Sonnabend, 20.06.2020 / 19. Tag

Fast sind wir es nicht mehr gewohnt, mit so viel Sonne wie heute geweckt zu werden. Da auch die Wetter App für heute nur Gutes zu berichtet, wollen wir dem schönen Königswinter ein zweites Mal einen Besuch abstatten. Unser Vorhaben gerät allerdings in Gefahr, als sich zum Frühstück unser Toaster mit einem klassischen Kurzschluss verabschiedet und dabei fast den halben Campingpatz lahm legt. Eine Notlösung zur Stromversorgung ist mit Unterstützung unserer freundlichen Nachbarn aus Bad Segeberg schnell gefunden. Nun gilt es aber, schnellstmöglich die Beschaffung eines neuen Toasters in Angriff zu nehmen. Ein Campingfrühstück ohne Toaster oder Backofen ist für uns undenkbar. So geht´s nach dem Frühstück (mit auf der Gasflamme aufgebackenen Brötchen) zunächst nach Bad Honnef, um im "Expert" einen neuen Toaster zu erstehen. Zeitgleich kauft die Muddi im Hit-Supermarkt nebenan ein. Sogar ein paar Flaschen unseres geliebten Rotkäppchen-Weins aus dem heimischen Sachsen-Anhalt landen in ihrem Einkaufswagen. Nach dem Einkauf in Bad Honnef fahren wir nach Königswinter und haben dort nach längerem Suchen das Glück, unmittelbar an der Rheinallee einen Parkplatz zu erwischen. Nachdem wir uns in einem Café unmittelbar am Rheinufer teure Torte und ebenso teuren Kaffee (es gibt nur Kännchen) servieren lassen, bummeln wir noch eine gute Stunde die Rheinpromenade hoch und runter.

Zurück im Camp heißt es dann, sich so langsam Gedanken über die morgige Weiterfahrt zu machen. Wir nehmen uns vor, unmittelbar am Rhein, vorbei an Koblenz, bis hinunter nach Bingen zu fahren und dort ein Stück naheaufwärts den Campingplatz Aumühle bei Schweppenhausen anzusteuern.

 

 

Am Rhein entlang nach Bingen

Sonntag, 21.06.2020 / 20. Tag

Rheinbreitbach - Schweppenhausen 140 km

Heute verlassen wir den Campingplatz "Am Salmenfang" in Rheinbreitbach mit der Absicht, am Rhein weiter stromaufwärts, zunächst 125 km bis Bingen, zu fahren. Wettermäßig scheint Petrus auch heute einiges von dem wieder gut machen zu wollen, was er uns in den zwei Wochen zuvor an Regen angetan hat. Ein Frühstück unter blank geputztem blauen Himmel ist für uns ein guter Einstieg in unseren fünften Reisetag. Nachdem wir unser Camping-Equipment ordentlich verpackt haben, ist  das Herausziehen unseres Wohnwagens aus der etwa einen halben Meter tiefen Mulde zwar kompliziert aber lösbar. Mit der zunächst linksseitigen Fahrt auf der B 42 am Rhein stromaufwärts  beginnt der schönste Teil des Tages. Von der Straße haben wir einen herrlichen Blick auf den Fluss, passieren Linz, Bad Hönningen und Neuwied, bevor in Koblenz Kaiser Wilhelm vom Deutschen Eck gegenüber grüßt. Unserem Fräulein Navi haben wir wohlweislich Redeverbot erteilt, weil die Dame ständig mit monotoner Stimme versucht, uns auf die andere Rheinseite zu lotsen. Wir bleiben auf der B 42, überqueren bei Lahnstein die Lahn und cruisen munter weiter am Rhein entlang. Es ist eine herrliche Tour, die wir kurz vor St. Goarshausen mit einer kleinen Pause unterbrechen und dann mit der Fähre nach St. Goar übersetzen. Obwohl wir schon öfter im Oberen Mittelrheintal waren, ist es immer wieder schön, diese einmalige Kulturlandschaft zu durchfahren. So sentimental, beim Umfahren der Loreley das einschlägige Lied anzustimmen, sind wir allerdings nicht. In Oberwesel und Bacharach werden Erinnerungen an unsere Reise vor drei Jahren wach, als wir von Heidelberg kommend hier ein paar Tage Halt gemacht haben. Leider mit Krankenhausaufenthalt des Reiseleiters in Oberwesel.

In Bingen müssen wir auf der Hut sein, um die Straße nach Schweppenhausen zu erwischen. Den angepeilten Campingplatz "Aumühle" erreichen wir kurz vor 13 Uhr. Der gute Eindruck, den wir von dem Platz im Internet gewonnen hatten, bestätigt sich schon nach wenigen Minuten. Wir bauen unser Camp auf einer sehr ebenen Wiese in der Nähe eines Baches auf. Abendbrot gibt's im Bistro des Platzes. Das WLAN ist gut und gratis. Dank DVB-T haben wir auch Fernsehen in der Hütte.  Gut's Nächtle und bis morgen.

 

 

Julia und Maik

Montag, 22.06.2020 / 21. Tag

Seit unserer ersten Begegnung im Mai 2011 am Bergwitzsee haben wir uns mit Julia und Maik nur 2012 an der Mosel noch einmal getroffen. 2011 standen wir in Sachsen-Anhalts Süden nebeneinander und verlebten über Pfingsten "generationsübergreifend" lustige und feuchtfröhliche Campertage. In den folgenden acht Jahren gingen wir recht unterschiedliche Wege. Während wir mit unserer Schlepphütte durch halb Europa reisen, stand bei den beiden erstmal die Familiengründung und -vergrößerung im Mittelpunkt, bevor sie mit inzwischen vier Kindern ins Camperleben zurückkehren.  
Als wir den beiden unsere Anwesenheit hier im Hunsrück per WhatsApp signalisieren, setzen sie sich ganz spontan mit der Mitteilung ins  Auto: "Wir sind schon unterwegs!" So ist die Freude über das Wiedersehen auch nach acht Jahren ungebrochen, als sie  mit einer großen Portion Kuchen und ihrem jüngsten Spross vor unserem Wohnwagen stehen. Hier sitzen wir bei schönstem Sommerwetter fröhlich vor unserem Wohnwagen zusammen und lassen uns Kaffee und den mitgebrachten Kuchen schmecken. Die Zeit vergeht wie im Fluge - gegen 16 Uhr heißt es, Abschied nehmen. Wir winken ihrem roten T6-Bus hinterher und sind ein wenig gerührt, dass die beiden uns zwei Alte nach so vielen Jahren nicht vergessen haben.
Dass wir den Abend auf Julias Empfehlung in einer Genheimer Straußenwirtschaft, in der ihre Mutti bedient, bei einem Schoppen Wein und gutem Essen verbringen, rundet diesen schönen Tag ab. 

 

 

Auf Schusters Rappen

Dienstag, 23.06.2020 / 22. Tag

Die von Julia und Mike empfohlene Ring-Tour von Bingen über Rüdesheim nach Assmannshausen und zurück nach Bingen beschert uns am Ende eines wunderschönen Tages neben einem kleinen Muskelkater etwas Stolz, auch den mittleren Teil dieser Tour gut bewältigt zu haben.

Aber der Reihe nach: Zunächst düsen wir mit dem Auto runter nach Bingen, finden am alten Hafen einen kostenlosen Parkplatz und setzten mit der Fähre nach Rüdesheim über. Nach einem Fußmarsch durch das am Vormittag nur mäßig besuchte Rüdesheim hinauf zur Seilbahnstation in der Oberstraße lösen wir zwei Ring-Tickets a 17 €, was uns berechtigt, von nun an alle "Verkehrsmittel"  gratis zu nutzen. Als erstes geht es mit der Seilbahn in gemütlicher Fahrt und einem fantastischen Blick über die Weinberge und das Rheintal weiter hinauf zum Niederwalddenkmal. Nach ein paar Fotos von der hoch oben thronenden Germania nehmen wir den fast vier Kilometer langen Fußmarsch durch den Niederwald zur Bergstation des Sessellifts nach Assmannshausen in Angriff. Es geht zwar zunächst nur bergauf, aber unter den schattenspendenden Bäumen des Niederwaldes wird der Fußmarsch schon bald zu einer schönen Wanderung. Unsere Wanderung endet dann am Sessellift, mit dem wir in steiler Talfahrt hinab nach Assmannshausen fahren. Zum Tagesbericht gehört allerdings auch, dass wir uns im Assmannshausener "Lamm" mit einem guten Essen für die bisherigen Strapazen belohnen. Am frühen Nachmittag geht es mit dem Schiff zurück nach Bingen, wo uns ein längerer Fußmarsch auf der Rheinpromenade zu unserem Auto bringt. Trotz der bequemen Fahrerei mit Seilbahn, Sessellift und Schiff kommen roundabout sieben Kilometer auf Schusters Rappen zusammen. Zugegeben, die Hüfte hat zum Schluss ein bisschen gezwickt, aber die Beine haben durchgehalten. Schön war's.

 

 

Pause muss auch mal sein

Mittwoch, 24.06.2020 / 23. Tag

Nach der gestrigen Ring-Tour verschieben wir die für heute geplante Weiterreise auf morgen und legen einen Ruhetag ein. Bei über 30 Grad mit dem Gespann unterwegs zu sein, macht ohnehin wenig Freude. So verlängern wir hier um einen Tag, den wir hauptsächlich in unseren Liegestühlen verbringen. Die Muddi zieht sich ab und zu in den Wohnwagen zurück und sich irgend 'ne Fernsehserie rein. In unserer Schlepphütte haben wir den Komfort deutlich erhöht und einen Ventilator zur Klimaanlage umfunktioniert, der mit seiner frischen Brise für ein erträgliches Klima sorgt. Sorge indes bereitet uns seit vorgestern der Fahrrad-Heckträger. Bei der letzten Etappe sollen die Räder etwas ins Wackeln gekommen sein, falls wir das Hupen eines überholender PKW richtig gedeutet haben. Und richtig, wir hatten vergessen den zusätzlichen Spanngurt richtig festzuzurren. Ab morgen soll nun ein zweiter Spanngurt für mehr Sicherheit sorgen. Dass sich bei unserer Dachbox nach dem ersten nun auch der zweite Haltebügel (Lifter) verabschiedet hat, ist das geringere Übel. Ab sofort hält eine  Holzleiste den Deckel beim Beladen in der geöffneten Position. Man(n) kann blöd sein, man(n) muss sich nur zu helfen wissen.
Und dann ist es auch so langsam soweit, sich über den Fortgang unserer Reise Gedanken zu machen. Klar ist, dass wir auf Südkurs bleiben. Speyer mit seinem Dom und seinem Technikmuseum haben wir schon am Ende unserer Neckartour vor drei Jahren und unserer Weinstraßen-Tour vor zwei Jahren links liegen lassen. Nun ergibt sich die Gelegenheit, dort mal vorbeizuschauen. Entfernungsmäßig sind's knapp über 100 Kilometer. So dicht kommen wir da vielleicht nicht wieder ran. Also packen wir's!

 

 

Hähnchenkeule und Sekt

Donnerstag, 25.06.2020 / 24. Tag
Schweppenhausen - Speyer 120 km

Heute krabbeln wir schon kurz nach sechs Uhr aus den Betten. Es ist Reisetag und wir haben viel vor. Zum einen wollen wir möglichst früh unser Tagesziel Speyer erreichen, um auf dem Womo- und Caravanplatz am Technikmuseum so früh wie möglich unsere Zelte aufzuschlagen. Zum anderen ist für den Nachmittag ein Stadtbummel mit Besichtigung des weltberühmten Dom zu Speyer vorgesehen. Dabei haben wir die Rechnung ohne die Mörderhitze gemacht, die uns schon beim Campaufbau mächtig zusetzt. Obwohl für den Nachmittag Gewitter angesagt ist, bleibt es trocken und bannig heiß. Trotz der Hitze raffen wir uns zu einem Spaziergang ins nur 900 Meter entfernte Zentrum von Speyer auf. In dem fast tausendjährigen Kirchenbau ist es angenehm kühl. Wir sind Augenzeuge, wie die Grabplatte des gestern im Dom beigesetzten Bischof Dr. Anton Schlembach (von 1983 bis 2007 war er Bischof von Speyer) eingelassen und versiegelt wird.

Themenwechsel: Kaffee und Kuchen gibt's diesmal recht preisgünstig in einer Back-Factory in der Maximilianstraße, bevor wir zum zweiten Mal in den Dom eilen, um die vom Reiseleiter versehentlich gelöschten Fotos wieder ins Handy zu bekommen. Nach ca. vier Stunden Stadtbummelei spazieren wir wieder ins Camp zurück, wo die Sonne dabei ist, aus unserem Wohnwagen einen Backofen zu machen. Wie schon so oft verschafft uns unser großes Tarp etwas Schatten und Schutz vor der sengenden Sonne. Kulinarischer Höhepunkt des Tages sind zwei leckere Kassler-Hähnchenkeulen mit einem von der Muddi in wenigen Minuten gezauberten Gemüsesalat. Und wieder geht ein schöner Tag zu Ende, den wir mit einer Flasche Sekt, natürlich aus dem Hause Rotkäppchen, gebührend ausklingen lassen.

 

 

Im Technikmuseum

Freitag, 26.06.2020 / 25. Tag

Einen so schönen Sonnentag im Museum zu verbringen, ist eigentlich nicht unser Ding. Aber was soll's wir sind in Speyer, waren gestern im Dom, heute steht das Technikmuseum auf dem Programm und morgen fahren wir weiter. Die Wetter-App hat erst für den Nachmittag Gewitter mit etwas Regen angesagt. Bis dahin knallt die Sonne erbarmungslos vom Himmel. Das Thermometer nähert sich verdächtig der 30 Grad-Marke. So leicht bekleidet wie möglich, mit kalten Getränken im Rucksack und dem Handventilator in der Faust machen wir uns auf den Weg. Als Gäste des zum Museum gehörenden Caravan- und Wohnmobilplatztes gewährt man uns sogar einen Rabatt von einem Euro, was bei einem Eintrittspreis von 17 € p./P. glattweg eine Frechheit ist. Und was es dann aber auf dem weitläufigen Freigelände und in den verschiedenen Ausstellungshallen zu sehen gibt, rechtfertigt den hohen Eintrittspreis auch nicht unbedingt. Zahlreiche Attraktionen sind coronabedingt nicht zugänglich. Von der kaum überschaubaren Oldtimer-Ausstellung sind wir aber ebenso begeistert, wie von der Vielfalt der ausgestellten Flugzeuge. Ein Hingucker ist ohne Zweifel einer Boeing 747, die trotz Corona von innen zu besichtigen ist. Zum Leidwesen der Muddi allerdings nur in bestimmten Bereichen. Das überschaubare Platzangebot in der Premium Economy Class wirkte auf uns Nichtflieger eher ernüchternd. Das soll nun das größte Passagierflugzeug der Welt gewesen sein, bevor der Airbus 380 kam? Begeisterung sieht anders aus - wir bleiben am Boden und wenden uns als nächstes der Raumfahrthalle zu. Nach kurzen Verschnaufpause vor dem Platzrestaurant setzen wir unseren Rundgang fort. Hier nun jede Attraktion aufzulisten würde den Rahmen unseres Reiseblogs sprengen. Zur Chronistenpflicht gehört eventuell, dass der russische super Transporter Antonow und ein deutsches U-Boot vom männlichen Teil unserer zweiköpfigen Reisegruppe allein besucht wird, während die Muddi auf einer Bank unter einem Tragflügel der Antonow Schatten sucht. Nach gut fünf Stunden und Einkehr in Hangar 10, dem Platzrestaurant, zu einem kleinen Imbiss treten wir halbwegs fusslahm den Heimweg an.

 

 

Zwischen Rhein und Schwarzwald

Sonnabend, 27.06.2020 / 26. Tag

Speyer - Herbolzheim 170 km

Die zwei Tage in Speyer mit Dom, Stadtbummel und Technikmuseum waren interessant aber auch anstrengend. Obwohl die Möglichkeit besteht, den Caravanpark am Technikmuseum für drei Übernachtungen zu nutzen, belassen wir es bei einem zweitägigen Aufenthalt und setzen heute Vormittag unsere Reise mit der siebten Etappe fort. Es geht weiter rheinaufwärts ins Markgräfler Land, dem südwestlichsten Zipfel Deutschlands. Zunächst stellt uns aber die Ausfahrt aus Speyer vor eine harte Geduldsprobe. Die Rheinbrücke ist gesperrt und auch in der Stadt sorgen zahlreiche Umleitungen für Verwirrung. Auch Fräulein Navi dreht völlig durch und will nicht begreifen, dass uns die Umleitung zunächst in Richtung Mannheim und Heilbronn schickt, bevor wir über die A 61 zum Kreuz Hockenheim zunächst in einen mega Stau und danach auf die A 5 in Richtung Basel geführt werden. Hier rollen wir äußerst komfortabel vorbei an Karlsruhe und später zwischen dem Schwarzwald zur Linken und dem Rhein zur Rechten auf Basel zu. Bis ganz ins Markgräfler Land kommen wir heute allerdings nicht, sondern fahren in Sichtweite des Europaparks Rust von der Autobahn, um in Herbolzheim auf dem dortigen Terrassencamping Station zu machen. Wir sind kurz vor 13 Uhr an der Schranke und erwischen den Platzchef gerade noch vor der Mittagspause. Wir werden freundlich aufgenommen und vom Chef persönlich mit jeder Menge Informationen versorgt. Auf einem halbwegs schattigen Platz bauen wir in der Mittagshitze mit Unterstützung eines von hier stammenden, jetzt aber in Thüringen lebenden Rentner-Ehepaars unser Camp. Wir kommen ins Gespräch und werden am Ende sogar noch mit einem Schälchen frischer Erdbeeren beschenkt. Den fälligen Wochenend-Einkauf erledigen wir im nagegelegenen Edeka. Am Abend wird nach längerer Zeit mal wieder ein paar Steaks gegrillt und mit einem halbtrockenen Rosé auf unsere Ankunft hier am Schwarzwald angestoßen.

 

 

Wetterumschwung 

Sonntag, 28.06.2020 / 27. Tag

Das "Schaukelwetter" der letzten Wochen hält an. Die Hitze der zurückliegenden Tage muss im Laufe des Tages einer Kaltfront weichen. Während sich die Sonne am Vormittag noch gegen de aufkommende Bewölkung durchsetzt, bauen sich im Laufe des Tages immer mehr Regen- und Gewitterwolken über uns auf. Zu regnen beginnt es allerdings erst kurz vor 20 Uhr. Bis dahin ist der Tag für uns fast schon gelaufen. Einmal mehr gelingt es uns, unseren Vorsatz, wieder mal fast nichts zu tun, problemlos umzusetzen. Wir bleiben den ganzen Tag am Wohnwagen und gehen häuslichen Arbeiten wie Wäschewaschen, Geschirrspülen und sonstige Tätigkeiten im und am Wohnwagen nach. Zum Abendbrot, das wir noch vor dem Wohnwagen einnehmen, macht sich der Wetterumschwung spürbar bemerkbar.  Das Thermometer sinkt bis auf 20 Grad. So ziehen wir uns in unseren Wohnwagen zurück, und machen es uns dort bei einem Schoppen Wein für sie und und zwei Flaschen Rothaus-Pils - das trinkt man(n) hier - für ihn, etwas Knabberkram bei zwei Runden Skibpo gemütlich. Und während der Regen monoton auf unser Wohnwagendach trommelt, schlafen wir zu vorgerückter Stunde zufrieden unserem 28. Reisetag entgegen.

 

 

Gengenbach und Niederbach

Montag, 29.06.2020 / 28. Tag

 

Herbolzheim -Gengenbach - Steinach - Herbolzheim 125 km

Nach dem gestrigen Faulenzertag ist heute wieder Action angesagt. Wir fahren ins ca. 40 km entfernte Gengenbach im Ortenaukreis und bummeln dort fast drei Stunden durch die schöne Altstadt. Natürlich darf auch hier die Einkehr in ein Café am Markt zu Kaffee und Kuchen nicht fehlen. Danach fahren wir weiter in den Schwarzwald hinein, um  im Kinzigtal nach dem Schultheißhof zu suchen. Im Kinzigtal kennen wir uns aus, denn hier waren wir schon mehrmals. Bereits 2006 waren wir in der Ferienwohnung auf dem Schultheißhof zu Gast und haben den Hof bei einem weiteren Schwarzwaldbesuch 2010 noch einmal besucht. Nun schauen dort nun 10 Jahren noch einmal vorbei. Die Überraschung bei Familie Schultheiß ist groß und schon bald sitzen wir in der "Rentnerecke" bei einem Schoppen Wein und einem Radler für den Reiseleiter zusammen.
Die Rückfahrt nach Herbolzheim verläuft nicht so glatt. Starkregen und auf dem Navi die kürzeste Route gewählt zu haben, machen uns zu schaffen. Anstatt über Bieberach und Lahr einen Umweg von ca 12 km in Kauf zu nehmen, fahren wir auf engen und kurvenreichen Landstraßen über den 600 Meter hohen Geisberg bei Schweighausen. Gegen 18 Uhr sind wir zurück im Camp, wo sich die Muddi gleich an die Zubereitung der versprochenen Bratkartoffeln macht. Nach dem heutigen Ausflug in den Schwarzwald planen wir morgen, noch einen Ausflug ins Markgräfler Land.

 

 

Kaiserwetter im Kaiserstuhl

Dienstag, 30.06.2020 / 29. Tag

 

Herbolzheim - Breisach - Herbolzheim  85 km

Als wir morgens aus dem Wohnwagenfenster schauen, ist noch nicht abzusehen, was uns der Tag wettermäßig bringen wird. Es ist noch recht kühl und eine dichte Wolkendecke scheint den Wetterbericht in Frage zu stellen. Gegen Mittag reißt die Wolkendecke auf und es wird spürbar wärmer. Weil wir morgen weiter fahren, starten wir heute wieder zu einer "Sightseeing-Tour" mit dem Auto. Wir wollen die Gegend zwischen Schwarzwald und Rhein südlich von Freiburg, das sogenannte Markgräflerland erkunden. Diesen südwestlichsten Zipfel Deutschlands haben wir schon einmal durchfahren, als wir von der ligurischen Mittelmeerküste durch das Aostatal und die Schweiz nach Hause fuhren und bei Lörrach Deutschland erreichten.

Heute durchfahren wir bei Kaiserwetter zahlreiche kleine Dörfer im Kaiserstuhl, einem kleinen Mittelgebirge in der oberrheinischen Tiefebene. Die Stadt Breisach am Rhein zieht uns magisch an und hat auch viel zu bieten. Hier fällt uns zunächst das großzügig sanierte Stadtzentrum auf, in dem es sich prächtig flanieren lässt. Wir verbinden das Angenehme mit dem Nützlichen und kehren zum Mittagessen ins vietnamesische Restaurant "Saigon" ein. Wir bleiben noch ein bisschen in der Stadt und schauen auch noch mal beim Vater Rhein vorbei.

Auf der Heimfahrt verlassen wir die badische Weinstraße und verfahren uns mittelprächtig auf den sehr engen Straßen im Kaiserstuhl. Zurück in Herbolzheim gilt es noch einiges in der Stadt zu erledigen. Nach Sonnenuntergang beginnen wir mit dem Abbau und dem Verpacken unserer Sachen. In er Abenddämmerung sitzen wir dann noch bei 'ner Runde Skipbo und 'nem Schoppen Müller-Thurgau vor dem Wohnwagen. Das war es dann hier. Morgen geht es weiter über den Schwarzwald an den Bodensee und weiter ins Allgäu, wo wir uns in Weiler-Simmerberg mit Marielu und Werner, den Camperfreunden unserer Cornwall-Reise treffen.

 

 

Vom Schwarzwald ins Allgäu

Mittwoch, 01.07.2020 / 30. Tag

Herbolzheim - Weiler-Simmerberg  255 km

Wie an Reisetagen üblich, ist der größte Teil unseres Gerödel schon am Vorabend verpackt. Bis zur Abfahrt gegen 7:30 Uhr sind nur noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen. Dann geht's los. Zunächst allerdings sehr moderat. Als wir über die Herbolzheimer Auffahrt die A 5 in Richtung Basel erreichen, geht erstmal nichts mehr. Willkommen im Stau, heißt es mal wieder. Mit "stop und go" quälen wir uns langsam bis zur Ausfahrt Freiburg-Mitte und dann auf B 31 durch die Stadt. Von Fahrvergnügen keine Spur. Dass die B 31 wegen Fahrbahnsanierung im Höllental gesperrt ist, wissen wir. Was wir nicht wissen ist, dass uns die ausgeschilderte Umleitung auf einer engen und serpentinenreichen Straße bis in über 1000 Meter Höhe führt. Unser Zugpferd ist bei Steigungen von 16 und mehr Prozent voll gefordert und wir sind froh, als es wieder nach Titisee-Neustadt hinab und dann recht komfortabel auf der B 31 weiter nach Donaueschingen geht.

Kurz vor der Auffahrt zur A 81, die uns zum Bodensee bringt, machen wir noch eine größere Pause. Die Fahrerei und die Hitze machen uns mehr zu schaffen, als uns lieb ist. Nachdem sich Friedrichshafen, wie erwartet, als Nadelöhr erweist, kommen wir auf der Alpenstraße B 308 gut voran. Zugpferd und Fahrer werden nur noch bei der Kinberg-Auf- und Abfahrt (Rohrach) sowie der Abfahrt zum Campingplatz Alpenblick geprüft. Das wars aber dann auch schon. Wir sind im Allgäu angekommen.

 

Vom Navi lassen wir uns trotz Umleitung zur kürzesten Strecke verleiten - die südliche Schwarzwaldumfahrung über Lörrach und Waldshut-Tiengen wäre zwar länger, aber entspannter gewesen
Vom Navi lassen wir uns trotz Umleitung zur kürzesten Strecke verleiten - die südliche Schwarzwaldumfahrung über Lörrach und Waldshut-Tiengen wäre zwar länger, aber entspannter gewesen

 

Marylou und Werner

Mittwoch, 01.07.2020 / 30. Tag

Simmerberg

Unsere Reise ins West-Allgäu erfolgt keinesfalls zufällig. In Simmerberg wohnen Marylou und Werner, jenes Camper- und Ehepaar, mit dem wir vor einem Jahr in Cornwall eine schöne gemeinsame Zeit hatten. Der Kontakt zu den beiden ist über das ganze Jahr nicht abgebrochen. Was lag da näher, als ein telefonisch abgesprochenes Wiedersehen in die Tat umzusetzen. Die Begrüßung in Coronamanier und der Empfang bei Marylou sind herzlich. Bei Kaffee und Kuchen auf dem Balkon, von dem man einen herrlichen Blick auf die Alpen und ins Allgäu hat, gibt's beiderseitig viel zu erzählen. Wir sind zum Abendbrot eingeplant, zu dem uns Marylou mit handgemachten Käsespätzle verwöhnen möchte. Während unsere Gastgeberin noch einige Einkäufe tätigt, verkürzen wir uns die Wartezeit bis Werners Heimkehr mit einem Kurzbesuch in Simmerbergs urigem Biergarten neben der örtlichen Brauerei. Nach einem ortstypischen Bier (Rödler) als "Apetitsanreger" schmecken uns die Spätzle vorzüglich. Sorge indes bereitet uns ein heftiges Unwetter, das unser nur locker aufgebautes Sonnensegel wegpusten könnte. Unabhängig davon verbringen wir einen kurzweiligen Abend zu viert. Selbstverständlich wurde wie schon in Cornwall und in Canterbury, Karten gespielt. Und nicht ganz so selbstverständlich war es der Reiseleiter, der beim "Rote Geigel-Verlierer" ermittelt wird. Erst gegen 23 Uhr fahren wir zurück ins Camp. Hier haben Sturm und Regen ganze Arbeit geleistet: Draußen liegt alles flach und auch drinnen ist es klitschnass, weil wir auch beide Dachfenster offen gelassen haben. Wir müssen erst alles notdürftig wieder herrichten, bevor wir nach einem ereignisreichen Tag müde in unsere Betten fallen.

 

 

Wangen, Fidelisbäck und mehr

Donnerstag, 02.07.2020 / 31. Tag

Immer wieder erleben wir auf unserer Reise, dass auf Regen Sonne folgt. Auch heute zeigt sich das Wetter nach dem gestrigen Unwetter und weiteren Regenschauern über Nacht schon nach dem Aufstehen von seiner freundlichen Seite. Wir frühstücken trotz der "nächtlichen Restnässe" vorm Wohnwagen und genießen den herrlichen Alpenblick. Jenen Blick, der dem Campingplatz seinen Namen gibt. Um 10 Uhr holen uns Mariyou und Werner mit dem Auto ab, um uns "ihr" Wangen zu zeigen. "Ihr", weil Marielu gebürtige Wangenerin ist und dort auch etliche Jahre lebte, bevor sie nach Simmerberg zog.

Gleich vorneweg: Die Altstadt der ehemaligen Reichsstadt Wangen ist der Hammer. Sie liegt allerdings nicht in Bayern, sondern im Herzen des Württembergischen Allgäus. Unter Marylous und Werners ortskundiger Führung bummeln wir gemeinsam durch die wunderschöne Fußgängerzone. Wir betrachten die pittoresken Häuserfassaden, Handwerks- und Gasthausschilder und machen an den vielen Brunnen halt, die alle eine Geschichte erzählen. Selten haben wir bisher schönere Fassaden gesehen, die allesamt so liebevoll restauriert und aufbereitet wurden.

Am späten Vormittag laden uns unserere "Stadtführer" in ein Café am Markt zu einem Aporol ein. Wir revanchieren uns kurz darauf und laden beide für ihre Gastfreundschaft in die urige, über 500 Jahre alte Bäckerei und Gaststätte "Zum Fidelisbäck" zu frisch aufgebackenem Leberkäse mit Laugengebäck und einem frisch gezapften Bier ein. Das Fidelisbäck ist ein Muss für alle Besucher dieser schönen Stadt. Am frühen Nachmittag sind wir wieder zurück im Camp, bevor uns Marielu und Werner kurze Zeit später zu sich zu Kaffee und Erdbeertorte einladen. Ehrensache, dass der Tag nicht ohne eine fröhliche Runde Rote Geigel endet, bei der diesmal die Männer als Sieger hervorgehen und den Frauen mal zeigen, wo der Frosch die Locken hat.....

Und wieder geht ein schöner Tag zu Ende. Wir sind dankbar, hier sein zu dürfen und schlafen unter dem Kuhglockengeläut der ringsum grasenden Alpen-Rindviecher zufrieden einem neuen Tag entgegen.

 

 

Am Waldsee in Lindenberg

Freitag, 03.07.2020 / 32. Tag

Unseren Plan, schon nach zwei Tagen weiter zu reisen, haben wir kurzfristig gecancelt und unseren Aufenthalt hier im schönen Allgäu um einen Tag verlängert. Nachdem wir zwei Tage die Gastfreundschaft von Maryl0u und Werner genießen durften, macht heute allerdings jeder seins. Was die beiden im ca. 800 Meter Luftlinie entfernten Simmerberg machen, wissen wir nicht. Was wir machen, wissen wir allerdings genau: erst einmal gar nichts, ausgenommen die Vervollständigung unserer Reisenotizen und das Ordnen und Uploaden unserer vielen Fotos. Wobei wir gestern mit Bedauern feststellen müssen, dass eine unserer Speicherkarten in der Digicam einen Fehler meldet. Nur gut, dass wir fast täglich die Fotos auf unseren Laptop exportiert haben. So fehlen uns zurzeit nur die Fotos der letzten beiden Tagen. Da auf die Schnelle kein geeignetes Tool für die Reparatur der Karte zu finden ist, hoffen wir, zuhause an die Bilder zu kommen.

Viel wichtiger ist, sich über den Fortgang unserer Reise Gedanken zu machen. Unser Plan, nach Weser und Rhein nun entlang der Donau bis Regensburg und dann straff nach Norden, sprich in Richtung Heimat zu fahren ist nach wie vor aktuell. Wir planen morgen zunächst bis Ulm und dann donauabwärts bis Dillingen auf den CP Donau-Camping fahren.

Den Nachmittag verbringen wir im nahegelegenen Lindenberg, wo zunächst im Edeka einiges fürs Wochenende eingekauft wird, bevor wir uns am Lindenberger Waldsee nach einem kleinen Spaziergang dort auch noch Kaffee und Kuchen schmecken lassen.

 

 

Schön war's im Allgäu

Sonnabend, 04.07.2020 / 33. Tag

Eigentlich verlassen wir das Allgäu viel zu früh, denn hier gibt es noch vielmehr zu sehen und zu entdecken. Aber "the Show must go on" - wir sind heute 33. Tage unterwegs und haben noch einiges vor. Nun heißt es erstmal mit einer Träne im Knopfloch adieu zu sagen und das ganz besonders Marylou und Werner, die uns an den Tagen hier im schönen Allgäu liebenswerte Gastgeber waren. Danke, ihr zwei - und dass aus unserem zufälligen Treffen in Cornwall etwas mehr als nur eine Bekanntschaft geworden ist, erfüllt uns mit großer Freude. So herzlich wie wir hier aufgenommen wurden, so herzlich werden wir heute morgen mit einem Sektfrühstück von den beiden verabschiedet. Und dann sind wir auch schon wieder auf der Piste. Noch einmal geht es durch Wangen, bevor wir auf der A 96, A 7 und A 8 unserem Tagesziel, dem Donau-Camping in Dillingen an der Donau entgegen brausen. 

 

 

Am Stubenweiher

noch Sonnabend, 04.07.2020 / 33. Tag

Simmerberg - Dillingen - Günzburg  195 km

So schnell wir den Campingplatz Donau-Camping auch angsteuern und besichtigten, so schnell sind wir auch wieder weg. Was man uns da als Stellplatz unterjubeln will, schüttelt die Sau - unzumutbar eng und dreckig. Nichts wie weg, aber wohin? Im Internet finden wir den Campingplatz Gutshof Donauried der uns auf telefonische Nachfrage den angeblich letzten freien Platz anbietet. Pustekuchen - dort in praller Sonne vor vor leeren Kuhställen und Scheunen dicht bei dicht auf Schotter zu stehen, lässt wenig Campingfeeling aufkommen, sind wir uns einig. Also wieder wenden in drei bis fünf Zügen und nichts wie weg. Ohne Erfolg telefonieren wir noch weitere Campingplätze im Umland ab. Alles rammelvoll - nur der Campingplatz Stubenweiher bei Günzburg hat noch Plätze frei. Am mitten im Wald gelegenen Stubenweiher landen wir auf dem gleichnamigen Campingplatz einen Volltreffer. Zwar sind wir nun nicht an der Donau, sondern ein paar Kilometer vom Fluss entfernt - aber das ist uns jetzt völlig Latte. Hier bleiben wir erstmal und werden uns unsere weiteren Campingplätze an der Donau sorgfältiger aussuchen. Hier ist der zum Glück schattige Stellplatz gut 100 Quadratmeter groß, hat Wimbledonrasen und eine zumutbare Entfernung zum Sanihaus. Leider ist das Grillen mit Holzkohle wegen der Waldbrandgefahr untersagt. Aber die von der Muddi in der Elektropfanne zubereiteten Steaks und Bratwürste schmecken trotzdem vorzüglich. Ebenso der halbtrockene Müller-Thurgau, mit dem wir auf unsere neue Bleibe anstoßen.

 

 

Neue Reisepläne

Sonntag, 05.07.2020 / 34. Tag

Nachdem gestrigen etwas turbulenten Reisetag sind wir nach dem Dämmerschoppen und dem Quaken der Frösche nebenan im Weiher wunderbar ein- und heute morgen ausgeschlafen aufgewacht. Was wir mit dem heutigen Tag bzw. dem Wochenende anfangen, ist noch nicht klar. Gestern haben wir noch über eine Fahrt in das ca. 40 km entfernte Ulm nachgedacht. Aber macht es Sinn, sich von diesem herrlich ruhigen Platz hier mitten im Wald in das Gewusel einer Großstadt zu stürzen? Heute erstmal nicht, sind wir uns einig und ziehen es vor, die Vorzüge unseres derzeitigen Aufenthaltsortes zu nutzen. Vielleicht ist heute oder morgen ein Ausflug ins acht km entfernte Günzburg ein adäquater Ersatz für Ulm. Nach Günzburg wollen wir morgen ohnehin, um uns in einem Campingfachgeschäft nach einer neuen Trittstufe für unseren Wohnwagen umzusehen. Der alte Tritt wird zusehend wackeliger und erhöht das Unfallrisiko. Heute genießen wir erstmal die Ruhe und das schöne Wetter hier am idyllischen Stubenweiher. Klarheit indes herrscht inzwischen über den Fortgang unsere weitere Reise. Wir bleiben drei Tage hier, bevor uns die nächste Etappe nach Neustadt an der Donau führt. Der dortige Campingplatz "Felbernmühle" macht einen vertrauenswürdigen Eindruck. Weniger vertrauenswürdig und total überteuert erscheint uns der Campingplatz in Regensburg. Es gehört zu den Azur-Campingplätzen, die erfahrungsgemäß wenig Leistung für viel Geld anbieten. Wir werden uns stattdessen ein paar Kilometer entfernt auf dem Naabtal-Campingplatz in Pielenhofen niederlassen. Abends ziehen wir uns beizeiten in unseren Wohnwagen zurück, wo sich die eine noch einen Krimi von der Festplatte unseres Receivers reinzieht, während der andere die Reisenotizen aktualisiert.

 

 

Der Reiseleiter schwächelt

Montag, 06.07.2020 / 35. Tag

Der Tag beginnt mit viel Regen, der aber schon am Nachmittag von strahlendem Sonnenschein abgelöst wird. Super Wetter, um zu einem Bummel durch Günzburgs Altstadt zu starten. Zentrumsnah finden wir einen kostenlosen Parkplatz, von dem es nur noch ein Katzensprung bis zum Marktplatz ist. Hier punktet die Stadt mit herausgeputzten Häuserfassaden, die allerdings den Häusern in Wangen nicht das Wasser reichen können. Bevor wir durch die Altstadt flanieren, haben wir etwas Mühe, das ortsansässiges Campinggeschäft zu finden. Unser zehn Jahre alte Treppenstufe soll einer neuen aus dem Hause Fritze Berger weichen. Nach kurzem auf und ab auf dem Markt landen wir letztendlich zu Kaffee und Kuchen in einer Bäckerei. Zum Abschluss unseres Stadtbesuchs schmälert eine kostenintensive Neuanschaffung unsere Reisekasse. Reiseleiters Handy ist nicht mehr o.k. und muss einem neuen weichen. Der geringe Speicher und extrem lange Ladezeiten schränken einige Funktion deutlich ein. Das bisher treue Galaxy S5 läuft dem aktuellen Standard ohnehin hinterher. Von nun ab wird uns ein Galaxy A20e, ein preisgünstiges Einsteigermodell, zu Diensten sein.

Aber anstatt sich über das neue Gerät zu freuen, fängt der Reiseleiter am Abend an zu schwächeln, weil scheinbar der Kreislauf nicht mehr so will, wie er soll. Vorsorglich wird aus diesem Grund die Bettruhe um ein paar Stunden vorgezogen. Morgen ist ein neuer Tag und obendrein noch ein Reisetag. Bleibt zu hoffen, dass der Reiseleiter bis dahin wieder wieder fit ist.

 

 

Weiter entlang der Donau

Dienstag, 07.07.2020 / 36. Tag

 Günzburg - Neustadt an der Donau  150 km

Zugegeben, die augenblickliche Situation zwingt uns, darüber nachzudenken, ob wir unsere Reise fortsetzen, oder auf kürzestem Wege nach Hause fahren. Zu entscheiden ist, entweder fast 600 km bis nach Hause oder nur 140 km bis zum nächsten Etappenort zu fahren. Wir entscheiden uns gegen die lange Heimreise und steuern erstmal unser Tagesziel, Neustadt an der Donau an, um dort auf Besserung zu hoffen und andernfalls einen Arzt aufzusuchen.

So schleichen wir mit einigen Pausen auf der B 16, der sogenannten Donauachse, vorbei an Günzburg, Donauwörth und Neuburg auf Neustadt zu. Etwas schlapp, zieht sich der Reiseleiter nach den wichtigsten Aufbauarbeiten in den Wohnwagen zurück. Die Muddi indes schwingt sich auf ihr Fahrrad, um in der Stadt neben einigen Einkäufen vor allem noch ein paar Medikamente aus der Apotheke zu besorgen. Ein gar nicht so leichtes Unterfangen, wie sich später herausstellt, weil ein Radweg nur bis zum Ortseingang führt. Aber alles geht gut und sie kehrt voll bepackt und mit den dringend benötigten Medikamenten wohlbehalten zurück. Während der Reiseleiter wieder früh zu Bett geht, guckt sich die Muddi noch einen Film von der Receiver-Festplatte an.

 

 

Reiseleiter wieder fit

Mittwoch, 08.07.2020 / 37. Tag

Zwei Tage war er, ach so krank - jetzt lacht er wieder, Gott sei Dank. Zwei Tage absoluter Ruhe haben genügt, um den Reiseleiter wieder auf die Beine zu bringen. Uns das ist gut so. Hauptanteil an der schnellen Genesung hier in der Fremde hatte die Muddi - da beißt die Maus keinen Faden ab. In diesem Zusammenhang soll nicht verschwiegen werden, dass der scheinbar etwas geschwächte Kreislauf mit einer leichten bis mittelschweren Magenverstimmung einherging. Die gestern von der Muddi in der Neustädter Apotheke besorgten Medikamente verfehlen nicht ihre Wirkung, so dass wir am Ende des Tages wieder optimistisch nach vorn schauen. Dankbarkeit macht sich breit - es hätte in diesen unsicheren Zeiten ja auch anders ausgehen können. Covid-19 lässt grüßen...….

Dass dadurch unsere Berichterstattung und das Fotografieren für den Reiseblog etwas zu kurz gekommen ist, ist bei unserem bisher ungebrochen großem Mitteilungsbedürfnis das kleinere Übel.

 

 

Spritztour an die Naab

Donnerstag, 09.07.2020 / 38. Tag

 Neustadt a.d.D. - Pielenhofen - Neustadt a.d.D.   145 km

Während wir den Vormittag zur Erholung nutzen, fahren wir am Nachmittag nach Pielenhofen an der Naab, genau der Ort, der eigentlich unser nächstes Etappenziel sein soll. Den Campingplatz Naabtal-Pielenhofen hatten wir für etwa drei Tage gebucht, um von hier aus Tagestouren nach Regensburg zu machen. Wir haben Naabtal-Camping Pielenhofen zwar storniert, müssen aber dort trotzdem noch mal hin, um die nach dort adressierte Post mit der neuen Vodafone-Simcard für das neue Handy abzuholen. Auf der Rückfahrt machen wir Halt in Kelheim, jene Stadt, die wir bereits vor acht Jahren im Rahmen unserer ersten Deutschland-Tour schon einmal besucht haben. Wir bummeln durch die Altstadt und sind schockiert von dem großen Anteil Ausländer aus dem arabischen Raum, die die Innenstadt fest im Griff zu haben scheinen. Wir fühlen uns wie auf einem orientalischen Basar. Auch beim Essen, es gibt Huhn und Ente in einem chinesischen Restaurant, wirkte das Gegröle und Auto-Posen der meist jungendlichen Ausländer störend.

 

 

Weiter in die Oberpfalz

Freitag, 10.07.2020 / 39. Tag

 Neustadt a.d.D. - Neualbenreuth  185 km

Unsere Reise entlang der Donau, die wir von Ulm bis Regensburg begleitet haben, ist nun vorbei. Schon gegen sieben Uhr ist alles verpackt und Marschbereitschaft hergestellt. Fazit zur Felbermühle: Schön wars. Wir fahren auf der anfangs etwas holprigen A 93 nordwärts in die Oberpfalz, wo man uns bei Mitterteich auf dem Panorama & Wellness Campingplatz Großbüchelberg den angeblich letzten Platz reserviert hat. Was wir vorfinden, ist ein schmaler Platz auf groben schwarzem Schotter. Wie schon oft in solchen Fällen sind wir uns einig und verlassen fluchtartig die angebliche Wellnes-Oase. Ca. 20 km weiter finden wir im Campingplatz Platzermühle alles vor, was ein Camperherz begehrt. Der Platz liegt an der tschechischen Grenze bei Bad Neualbenreuth. Auf dem terassenförmig angelegenen Platz werden wir vom jungen Eigentümer freundlich empfangen und entscheiden uns nach freier Platzwahl für einen Stellplatz im oberen Bereich. Leider ist das platzeigene W-Lan hier oben äußerst schwach und auch mit den mobile Daten von Vodafone sieht es mau aus.

 

 

Kloster Waldsassen

Sonnabend, 11.07.2020 / 40. Tag

Der Platz hier hält, was er verspricht. Himmlische Ruhe nicht nur nachts-, sondern auch tagsüber tragen auch bei uns wesentlich zur Entschleunigung von den krankheitsbedingt etwas aufregenden zurückliegenden Tagen bei. Wettermäßig ist zumindest vormittags ein leichter Temperaturrückgang mit etwas Nieselregen zu vermelden. Es gibtaber noch einiges rund um den Wohnwagen zu tun, wie zum Beispiel den "Musterkoffer" auf recht abschüssigem Weg hinunter zur WC-Entsorgung zu bringen. Nach der Mittagspause fällt uns ein, dass es sinnvoll ist, den für heute geplanten Ausflug ins tschechische Cheb (Eger) auf morgen zu verschieben. Wir haben vergessen, dass heute Sonnabend ist und der fällige Wochenend-Einkauf tunlichst heute erledigt werden sollte. Wegen einer Umleitung gelangen wir am frühen Nachmittag auf Umwegen ins sonst nur 12 km entfernte Waldsassen, dem nächsten größeren Ort mit einige Supermärkten. Waldsassen, bekannt durch sein 1147 gegründetes Zisterzienserkloster ist uns nicht fremd. Hier waren wir vor vier Jahren schon mal. Damals haben wir im Rahmen einer Dreiländertour (Deutschland-Tschechien-Österreich) einen Ausflug vom tschechischen Cheb (Eger) hierher gemacht. Im Juni 2016 waren sowohl im Inneren als auch im Äußerungen der Basilika umfangreiche Sanierungsarbeiten im gange, so dass von dem eingerüsteten Gotteshaus nicht viel zu sehen war. Heute präsentiert sich die Klosteranlage samt ihrer das Stadtbild prägenden Basilika in ganzer Pracht. Wir werfen ein paar Cent in den Opferstock und zünden anlässlich der heutigen mit der Zeugnisausgabe verbundenen Schulentlassung unseres Enkels Maurice eine Kerze an. Der Junge hat es im Coronajahr nicht leicht gehabt. Möge ihm auf seinem weiteren Lebensweg Gesundheit und Glück beschieden sein.

Danach melden wir uns "coronamäßig" in einem Café im Stadtzentrum an und lassen uns dort anlässlich des Tages Kaffee und Kuchen servieren.

Unser Abendprogramm fällt wetterbedingt etwas anders aus. Das Thermometer zeigt nur noch schlappe 14 Grad an - und dass mitten im Juli. Wir ziehen uns in unseren mal kurz durchgeheizten Wohnwagen zurück und eine DVD aus unserem mitgeführten Filmsortiment rein. Gute Nacht!

 

 

Sonntagsausflug ins Egerland / 1

Sonntag, 12.07.2020 / 41. Tag

Nach saukalter Nacht mit Tiefsttemperaturen um die acht Grad begrüßt uns heute morgen ein blankgeputzter blauer Himmel. Die Sonne meint es schon zum Frühstück sehr gut mit uns, so dass wir an unser "fest verbautes" Sonnensegel noch das blaue Tarp montieren. So vor den Sonnenstrahlen geschützt lässt es sich prima frühstücken und den Tagesplan besprechen. Viel zu besprechen gibt es nicht, denn heute steht der bereits gestern beschlossene Ausflug ins tschechische Cheb (Eger) auf der Tagesordnung. Gegen Mittag fahren wir über Waldsassen nach Eger und parken unser Auto unterhalb der Katholischen Pfarrkirche St. Niklas, von wo aus wir in wenigen Schritten zum Markt gelangen. Es ist Mittagszeit und wir haben Hunger. Was liegt da näher, als sich in einem der zahlreichen Restaurants am Markt niederzulassen. Unser Vorhaben, wie vor vier Jahren wieder im "Spalicek" zu speisen schlägt wegen Platzmangel fehl. Aber schon wenige Meter weiter finden wir Platz in einem anderen Restaurant. Was uns fremd und nicht ganz geheuer ist, ist die Enge. Alles sitzt dicht an dicht. Mund- und Nasenschutz sowie Namenerfassung wie zuvor in Bayern gibt es hier nicht (mehr). Es hat den Schein, dass hier Corona gestern war....

 

 

Sonntagsausflug ins Egerland / 2

Sonntag, 12.07.2020 / 41. Tag

Das hält den Reiseleiter nicht davon ab, landestypisch zu speisen und einen Altböhmischen Teller mit Knödeln zu ordern, während die Muddi nicht ganz so landestypisch Jägerschnitzel auf tschechische Art mit Pommes speist. Satt und zufrieden bummeln wir danach durch die Stadt, vieles ist uns neu, einiges erkennen wir aber wieder. Ein Eiskaffe in einer Kavarna, das Schreiben zweier Kartengrüße und ein Kurzbesuch von St. Niklas beenden unseren Städtetrip.

Was sonst noch geschah: Ungeklärt bleibt, warum die Muddi anstatt in einem Change-Büro (Wechselstube) in einem Cance-Büro (Wettbüro) landet, um den aktuellen Wechselkurs Euro/Krone zu erfragen. Ungeklärt bleibt auch, warum wir beim Überfahren einer Kreuzung gleich von mehreren Autos angehupt werden. Vermutlich standen wir nicht in der richtigen Spur und sind schon los gefahren, als die Ampel nur für Rechtsabbieger auf Grün sprang. Kismet, sagt der Mohammedaner (Von denen wir allerdings in Cheb wenige gesehen haben.......)

 

 

Au Backe, mein Zahn

Montag, 13.07.2020 / 42. Tag

Es fing gestern ganz langsam an und entwickelte sich bis zum Abend zu dem, was man unterwegs überhaupt nicht gebrauchen kann: Zahnschmerzen plagen den Reiseleiter. Zwar ist die Muddi als "Medizinfrau" schnell mit einem schmerzlindernden Medikament zu Stelle, dennoch ist der Weg zum Zahnarzt unumgänglich. Unser freundlicher Campingplatzinhaber empfiehlt uns, die Zahnarztpraxis von Patricia und Maria Höhn im 17 Kilometer entfernten Mitterteich.
So nimmt der Tag bereits nach dem Frühstück seinen am Ende glücklichen Verlauf. Praxis-Juniorchefin Marie nimmt sich Reiseleiters Schmerzen an und kommt der Sache behutsam bohrend schnell auf den Grund. Nach wenigen Minuten schmerzfrei und mit der Empfehlung zur Weiterbehandlung daheim nutzen wir den Ausflug gleich noch zu einem Bummel durch Mitterteich. Und als nach einer Stunde das verordnete Essverbot vorüber ist, sichert die Muddi die Mittagsmahlzeit mit zwei leckeren Leberkässemmeln ab. Auf der Heimfahrt statten wir der Kreisstadt Tirschenreuth noch einen Besuch ab. Der Besuch beschränkt sich allerdings auf einen Spaziergang über den unlängst sanierten Marktplatz, einschließlich Einkehr zu einem Espresso in ein kleines Café. Dann fahren wir auf kürzestem Wege zurück zum Campingplatz. Nach einem Anruf im erzgebirgischen Schneeberg stellt sich auch heraus, dass der dortige Campingplatz unser nächstes Ziel sein wird. Wie immer wird der morgige Reisetag so gut wie möglich vorbereitet. Abends sitzen wir noch vor unserem Wohnwagen, bevor uns die zunehmende Kühle ins Innere unserer Schlepphütte treibt.

 

 

Zurück im "wilden" Osten

Dienstag, 14.07.2020 / 43. Tag

Neualbenreuth - Schneeberg  155

Nach 42. Reisetagen durch die alten Bundesländer kehren wir heute in die neuen Bundesländer zurück. Tagesziel ist das sächsische Schneeberg im für uns in punkto Camping noch fremden Erzgebirge. Los geht's heute gegen neun Uhr. Bei den nur 150 Kilometern bis Schneeberg lassen wir uns Zeit, zumal wir ohnehin erst gegen 14 Uhr erwartet werden. Die um ca 30 km kürzere Route durch Tschechien findet bei der Muddi keine Zustimmung, so dass wir den Umweg über die Autobahnen A 93 und A 72 nehmen. Nach einer größeren Pause auf dem Rastplatz Großzöbern fühlen wir uns schon fast wie zu Hause, auch wenn wir erst in Sachsen  sind. Kurz vor 13 Uhr verlassen wir die Vogtland-Autobahn und stehen wenige Minuten später vor dem Campingplatz Lindenau. Es ist noch Mittagspause und die Dame in der Rezeption scheint etwas ungehalten, dass wir sie heraus klingeln. Trotz Mittagspause nimmt sie unsere Anmeldung entgegen und weist uns einen schönen Stellplatz am Badesee zu. Im Laufe des Nachmittags schauen wir uns etwas auf dem Platz um, überreichen der Rezeptionsdame eine Flasche Rotkäppchen als Trostpflaster für die gestörte Mittagsruhe.

Abends kommen wir mit einem jungen Paar aus Estland ins Gespräch, die mit zwei kleinen Kindern und einer minimalen Campingausstattung im Auto unterwegs sind. Wir merken schnell, dass uns der junge Papa im englischen überlegen ist, können uns aber trotzdem mit unserem bescheidenen Schulenglisch gut verständigen. Selbstverständlich, dass sie ihre Handys bei uns aufladen können.

 

 

Wieder mal ein Regentag

Mittwoch, 15.07.2020 / 44. Tag

Heute trifft ein, was uns die Wetter-App vorausgesagt hat. Der anfängliche Nieselregen entwickelt sich im weiteren Tagesverlauf zu handfesten Regenschauern. Und so wie der Regen zunimmt, nimmt die Temperatur ab. Der Wetterumschwung bringt unsere Tagesplanung etwas durcheinander. So fällt der geplante Ausflug ins dreieinhalb Kilometer entfernte Schneeberg erstmal buchstäblich ins Wasser, bzw. wird auf morgen verschoben.

"Unsere" vierköpfige Familie aus Estland verabschiedet sich höflich, wir winken ihnen noch hinterher und sind dann wieder uns selbst überlassen. Ein ausgedehnter Spaziergang rund um den Försterteich beschließt ein Gespräch mit dem Platzinhaber über den niedrigen Wasserstand des Teiches. Seit drei Jahren sinkt der Wasserstand kontinuierlich, weil der Zufluss durch ein kleines Bächlein zu gering ist. Sei es wie es sei, wir finden den von schmucken Bungalows und etwas in die Jahre gekommenen Hütten der Dauercamper geprägten Platz mit seinen gepflegten Rasenflächen sehr ansprechend.

Verpflegungstechnisch ist heute zu vermelden, dass der Platz täglich von einem Bäckerauto mit frischen Backwaren angefahren wird. Ehrensache, dass die Muddi nicht nur Brot und Brötchen, sondern auch ganz leckeren Kuchen für den Nachmittag einkauft. Das Mittagessen indes fällt nicht ganz so üppig aus. Ursprünglich standen ja typisch vogtländisch "Grüne Kließ un Schwammebrüh" in einem Schneeberger Restaurant auf der Wunschliste. Nun muss es eine schlichte Linsensuppe aus der Tüte mit 'ner Bockwurscht tun. Auch nicht schlecht. Und während am Nachmittag der Regen pausenlos auf unser Wohnwagendach trommelt, lassen wir uns im inneren unseres Schneckenhauses den frischen Bäckerkuchen schmecken.

 

 

Unterwegs im Erzgebirge

Donnerstag, 16.07.2020 / 45. Tag

Nach dem gestrigen Regentag starten wir optimistisch mit einem Frühstück unterm Sonnensegel in den neuen Tag. Wohl wissend, dass das sonnige Wetter bereits am Nachmittag dem nächsten Regentief weichen wird, fahren wir so früh wie möglich nach Schneeberg, um uns dort ein bisschen umzusehen. Unser Erkundungsgebiet beschränkt sich allerdings nur auf das Zentrum der ca. 15 000 Einwohner zählenden Bergstadt. Rund um den Markt und den angrenzenden Fürstenplatz sehen wir sanierte Häuser mit schmucken Fassaden. Verlässt man aber dieses herausgeputzte Vorzeigeareal, so fallen uns in den Nebenstraßen viele leerstehende Geschäfte und Wohnhäuser auf. Ähnliches stellen wir auch auf unserer Fahrt durch Eibenstock hinauf zum 1081 Meter hohen Auersberg und etwas später in Johanngeorgenstadt fest. Johanngeorgenstadt wirkt auf uns wie eine Geisterstadt. Daran ändern auch die großen Schwibbögen nichts, von denen einer sogar der größte der Welt sein soll. Unvorstellbar, dass hier wegen des Uranabbaus die komplette Altstadt abgerissen wurde. Ebenso unvorstellbar, dass die Einwohnerzahl von 45.000 auf knapp 4000 geschrumpft ist. Wir verlassen die schrumpfende Stadt und kehren nach Schneeberg zurück, wo wir zur Mittagszeit kurz vor Küchenschluss in die Gaststätte "Zum Eisernen Landgraf" einkehren.
Am Abend treffen wir dann die Entscheidung, morgen unsere Sommertour ausklingen zu lassen.

 

 

Die Heimreise

Freitag, 17.08.2020 / 46. Tag

 Schneeberg - Oschersleben  280 km

Die Entscheidung nach Hause zu fahren ist gestern Abend gefallen. Die Idee, noch ein Stück durchs Erzgebirge in Richtung Sächsische Schweiz zu fahren, verwerfen wir ebenso wie die Variante im Leipziger Seengebiet noch einen letzten Zwischenstopp einzulegen. 45 Tage auf Achse sind genug, irgendwie macht sich auch so was wie Reisemüdigkeit breit. Und dann ist ja da auch noch die Freude, nach so langer Zeit daheim die Kinder und Enkelkinder einschließlich Urenkelkind wieder zu sehen. Ohne jeglichen Zeitdruck verabschieden wir uns gegen 9 Uhr von unseren Nachbarn und sind schon kurze Zeit später auf der Autobahn. Nach etwa einer Stunde gemütlichen Mitschwimmens im ziemlich dichten LKW-Verkehr fahren wir kurz vor Chemnitz rechts raus, um auf einem Rastplatz ausgiebig zu frühstücken. Die noch recht neue A 72 bringt uns nach einer Pipi-Pause auf dem nagelneuen Rastplatz Hainichsee bis kurz vor Leipzig. Hier wird allerdings noch kräftig gebuddelt und der Verkehr ampelgeregelt bis zum Anschluss an die A 38 arg behindert. Auf der uns vertrauten A14 sind wir dann schon auf bekanntem Terrain, legen noch eine weitere Pause am Rastplatz Petersberg ein, bevor wir gegen 14 Uhr Oschersleben erreichen.