Am Millstätter See

 Montag, 2.10.2023 / 46. Tag

Wie an Reisetagen üblich, krabbeln wir heute schon um acht Uhr aus den Betten. Bis zur Abfahrt ist nicht mehr viel zu tun, weil wir viel von unserem Camping-Gerödel bereits gestern Abend verpackt haben. Ein letzter Blick übers Tal, bevor es nach einem Adijo beim freundlichen Platzbetreiber den steilen Anstieg hinauf zur Straße geht. Wir würden lügen, wenn wir behaupten, dass wir uns inzwischen an die engen und kurvenreichen Straßen im Triglav gewöhnt haben. Ein Grund dafür, nicht die kürzere Verbindung über Kranjska Gora zum Grenzübergang nach Österreich zu fahren. Stattdessen nehmen  wir mit Rücksicht auf das arg strapazierte Nervenkostüm der Muddi bei zurückliegenden Passfahrten einen Umweg von über 100 km über Ljubljana in Kauf. Aber auch die Straße (Route 102) ab Kobarid hat es in sich. Mit Wohnwagen am Haken anspruchsvolle Steigungen, Haarnadelkurven und Baustellen bei Tolmin und Idrija bringen uns zeitlich unter Verzug. Dazu kommt noch, dass unsere Klimaautomatik ausgerechnet gegen Mittag ihren Geist aufgibt. Kurz hinter Logatec erreichen wir die Autobahn, auf der wir nun recht komfortabel mit einer nun entspannten Beifahrerin dahin rollen. Eine längere Pause mit Krainer Wurst, Pommes und Espresso legen wir kurz vor Kranj ein. Dann geht's mit einer neuen Vignette und 7,80 € Tunnelgebühr sowie kaputter Klimaanlage durch den 8 km langen Karawankentunnel nach Österreich hinein. Leider ärgert uns neben der defekten Climatronic noch ein ungeklärtes Quietschen aus der Bremsanlage. Scheinbar haben wir unserem Zugpferd  „Schorschi“ zuletzt zu viel zugemutet.

 

 

Von der Grenze bis zum Millstätter See ist es nur noch ein Katzensprung, der für uns allerdings kurz vor dem Ziel noch eine Überraschung bereit hält, weil wir die Abfahrt nach Döbriach verpassen werden wir über eine brutal ansteigende Bergstraße hoch nach Glanz und wieder runter nach Döbriach geleitet. Das Check Inn erfolgt für uns etwas umständlich durch Selbstbedienung auf einem Tablet, der Stellplatz ist frei wählbar, die Ausrichtung des Wohnwagens ist vorgeschrieben und das Ganze kostet trotz ACSI-Rabatt nicht 23 €, sondern dank Kurtaxe und Umweltabgabe 31 € pro Nacht. Wir bleiben bloß zwei Nächte, richten uns provisorisch ein und sagen erstmal Gute Nacht.....

 

 

Wenn der Reiseleiter baden geht

 Dienstag, 3.10.2023 / 47. Tag

Dass wir uns heute den Ruhetag am Millstätter See gönnen, ist der Tatsache geschuldet, gestern doch länger als geplant unterwegs gewesen zu sein. Darüber hinaus ist das Wetter so wunderbar, dass es eine Sünde wäre, den Tag als Reisetag zu verschwenden. Und somit nehmen die Ereignisse heute einen mehr oder weniger überschaubaren Verlauf. Zumal heute der Tag der deutschen Einheit ist. Fast tut es uns leid, unseren lieben Blog-Mitlesern und -leserinnen nichts Interessanteres bzw. Aufregendes berichten zu können. Sieht man mal von Reiseleiters Badeausflug am Nachmittag ab, als sich der 78jährige mutig in die Fluten des Millstätter Sees stürzt. Die Muddi verfolgt das Ganze vom Ufer aus mit dem Fotoapparat anstatt mit einem Rettungsring...... Nach Kaffee und Kuchen als Belohnung für Reiseleiters Ausflug ins kühle Nass schwingen wir uns in unseren „Schorschi“, um dem zuletzt arg geschundenen Zugpferd an der Tanke im benachbarten Radenthein ordentlich was zum Saufen zu geben. Der Dieselpreis erklimmt hier mit 1,82 € einen neuen Rekord. Das hält den Reiseleiter nicht davon ab, schnell noch beim Türken einen Döner zu verputzen. Die Muddi mag nicht, sie hat ein bisschen Magen und fühlt sich nicht. Stattdessen macht sie einen kleinen Einkaufsbummel durch die umliegenden Geschäfte. Das war's dann schon wieder mit unserem Zwischenstopp am Millstätter See. Morgen müssen wir weiter, um unser fürs Wochenende angestrebte Ziel zu erreichen. Wohin wird noch nicht verraten - wir senden aber schon mal liebe Grüße in den Hunsrück......

      

 

Campen am Kuhstall 

 Mittwoch, 4.10.2023 / 48. Tag

Bei unserer Abfahrt vom Camping Brunner über Millstätt und Seeboden begleitet uns leichter Nieselregen, der sich im weiteren Verlauf auf der Autobahn in Richtung Salzburg zu kräftigem Starkregen entwickelt. Nicht der Regen, viel mehr die vielen Baustellen lassen kaum Freude bei der sonst so schönen Tour über die Hohen Tauern aufkommen. Nach einem kurzen Zwischenstopp auf der Raststätte Tauernalm wird unsere Talfahrt durch weitere Baustellen bis kurz vor Salzburg ausgebremst. Gratis dazu gibt's noch die Blockabfertigung an der Großbaustelle Knoten Pongau. Erfreulich ist, dass sich die Sonne im Laufe des Tages zusehends durchsetzt. Weniger erfreulich ist, dass wir ohne Klimaanlage fahren müssen, nachdem die Quecksilbersäule am frühen Nachmittag locker die zwanzig Grad überschreitet. Bei einer weiteren Pause veranlassen uns die Preise in der Raststätte Golling schnellstmöglich zur Weiterfahrt. Für ein Würstel mit Brötchen unverschämte 12 Euro zu verlangen, grenzt schon an Wucher. Kein Wunder, dass das Restaurant fast leer ist. Wieder zurück in Deutschland, empfinden wir die Preise an der Raststätte Chiemsee halbwegs moderat und leisten uns einen bescheidenen Imbiss. Unseren Stellplatz am „Schaideringerhof“ bei Riedlingen erreichen wir nach rund 270 km kurz nach 15 Uhr. Wir bringen unseren Wohnwagen neben einem Camperpaar aus dem Spree-Neiße-Kreis (SPN) in Stellung. Für Stellplatz, Strom und Wasser zahlt die Muddi bei der Bäuerin 15 € und bringt  gleich noch 'ne Packung frische Eier mit. W-Lan gibt's gratis, allerdings in mäßiger Qualität. Fernsehen haben wir dank aufgefülltem Datenvolumen trotzdem. Und so verbringen wir unsere erste Nacht auf deutschem Boden bei Netflix, Kreuzworträtsel und Blogschreiberei hinter einem Kuhstall. Akustisch umrahmt vom eintönigen Geläut der Glocken, die man hierzulande den Kühen um den Hals zu hängen pflegt. Morgen sind wir auf der A 8 bis in den Großraum Stuttgart unterwegs. Auf dem Campingplatz Aichelberg wartet man schon auf uns. Gute Nacht, bleibt gelassen und zuversichtlich. 

 

 

Die Kupplung qualmt 

Donnerstag, 5.10.2023 / 49. Tag

Dass uns der neue Tag mit empfindlicher Kühle begrüßt, stört uns wenig. Im leicht durchgeheizten Wohnwagen ist es wohlig warm und der Frühstückstisch von der Muddi liebevoll gedeckt. Wir lassen uns mit dem Frühstück viel Zeit und genießen noch einmal den schönen Blick auf die Berge. Nach einem Umweg über einige oberbayerische Dörfer sind wir schon bald auf der Autobahn unterwegs. Schon im Großraum München ist es allerdings mit dem "Unterwegssein" vorbei. Obwohl vierspurig, kommen wir auf der A 99 nur langsam voran. Auf der A8 in Richtung Stuttgart läuft's dann besser. Trotz mehrerer Pausen machen wir verlorene Zeit  wieder wett. Auf den von Brummis zugeparkten Raststätten Pause zu machen klappt leider nicht. Und so sind wir froh, dem Wegweiser zur Autobahnkirche Adelsried gefolgt zu sein. Fast allein an dem sich harmonisch in die Landschaft einfügenden Gotteshaus nehmen wir uns die Zeit, mal innezuhalten. Dankbar für unsere bisherige Reise zünden wir eine Kerze an und sind schon wenige Minuten später wieder der Hatz und dem Gedränge der Autobahn ausgeliefert. Was noch auf uns zu kommt, hätte fast das Ende unserer Reise bedeutet. Als uns der Verkehrsfunk über einen kilometerlangen Stau vor uns informiert, stecken wir schon mitten drin. Wer in der Schule aufgepasst hat, der weiß, dass man zwischen Ulm und Stuttgart die Schwäbische Alb überquert. Mühsam quälen wir uns dort mit unserer Schlepphütte am Haken Meter für Meter bergauf. Das ständige Stopp-and-Go in diesem mörder  Stau verkraftet unser Zugpferd nicht. Die Kupplung fängt plötzlich an zu qualmen und gewaltig an zu stinken. Sie verweigert fast gänzlich die Arbeit und rutscht nur noch. In letzter Minute retten wir uns auf die Standspur. Nach einem Telefonat mit unserer heimischen Werkstatt des Vertrauens bekommt unser Zugpferd eine Stunde Pause verordnet. Dann geht es mit etwas weniger rutschender Kupplung weiter. Nach rund 280 Kilometern erreichen wir unser heutiges Tagesziel, den Campingplatz Aichelberg. Weil wir uns auch hier nur für eine Nacht angemeldet haben, koppeln wir den Wohnwagen gar nicht erst ab und packen nur das Nötigste aus. Nach dessen Ent- und Versorgung sowie  einer wohltuenden Dusche sitzen wir nach Einbruch der Dunkelheit bei einer Flasche slowenischen Weißwein und lassen die Ereignisse des Tages noch einmal Revue passieren. Vor unserem Wohnwagen steht unser treues Zugpferd „Schorschi“ und erholt sich von den heutigen Strapazen. Und das ist gut so. Morgen geht's schon wieder weiter. Am Sonnabend wollen wir bei lieben Freunden im Hunsrück sein. Gute Nacht Freunde - haltet durch und bleibt gelassen.

 

 

Freitag auf der Autobahn 

Freitag, 6.10.2023 / 50. Tag

Nach der stressigen Etappe von gestern starten wir heute ausgeschlafen und gut gefrühstückt zu unserer nächsten Etappe. Schon bei Fahrtantritt steigt uns im Auto immer noch der Gestank der arg in Mitleidenschaft gezogenen Kupplung in die Nasen. Unsere Hoffnung, heute von ähnlichem verkehrsbedingten Stopp-and-Go verschont zu bleiben, erfüllt sich leider nicht. Bei jedem Anfahren macht sich bemerkbar, dass die Kupplung während der gestrigen Auffahrt zur Schwäbischen Alb Schaden genommen hat. Einmal in Fahrt, gleiten wir auf der A8 zunächst bis Stuttgart recht komfortabel dahin. Erst in einer Baustelle und einer beachtlichen Steigung hinter Pforzheim kommt es wieder zum Stau. Leider nicht der letzte. Da nutzt auch unser Versuch nichts, den Stau auf einem Parkplatz auszusitzen. Und so quälen wir uns weiter mühsam nach der A8 auf der A5 und A 61 bis  nach Bad Kreuznach. Unterwegs nimmt Reiseleiters Gedanke, die Kupplung zeitnah von einer Werkstatt begutachten und ggf. austauschen zu lassen, nach einem Gespräch mit Maik, unserem Gastgeber am Wochenende, Gestalt an. Und so kommt es am kommenden Montag in Simmern zu einem von Maik vermittelten Termin. Mit dem angeschlagenen Zugpferd noch bis nach Hause zu fahren, wäre ohnehin nicht das Gelbe vom Ei. Mit der Gewissheit, dass uns am Montag geholfen wird, erreichen wir nach über fünfstündiger (!) Fahrt für die rund 270 Kilometer unser Tagesziel, den Wohnmobil- und Wohnwagen-Stellplatz im Salinental von Bad Kreuznach. Groß ist zunächst die Enttäuschung feststellen zu müssen, dass der Platz bereits proppenvoll voll ist. Ein winziges Fleckchen im Eingangsbereich ist die letzte Chance, hier unter zu kommen. Schnell ist ein Ticket gezogen und die kleine Schlepphütte auf wenigen Quadratmetern in Stellung gebracht. Für das Auto ist kein Platz,   „Schorschi“ muss draußen bleiben, findet aber in der Tiefgarage des Brauhauses einen Platz. Wir finden eine Etage höher im Restaurant des Brauhauses zwei Plätze, um nach des Tages Last gut zu speisen. Zum Tagesabschluss genehmigen wir uns vorm Wohnwagen einen Schoppen slowenischen Weißwein und ziehen uns bei Einbruch der Dunkelheit in diesen zurück. Morgen sind wir bei Julia und Maik in Tiiefenbach zu Gast. Wir freuen uns wie Bolle! Schließlich verbindet uns mit den beiden seit über 12 Jahren eine gute Camperfreundschaft. Übrigens hat die Muddi morgen Geburtstag - der selbstverständlich gefeiert werden muss. Na, dann gute Nacht in die Runde, haltet durch und bleibt zuversichtlich.....

 

 

Muddis Geburtstag 

Sonnabend, 7.10.2023 / 51. Tag

Die Nacht auf dem für uns ungewohnten Terrain inmitten von rund zwei Dutzend Wohnmobilen, vom Kastenwagen bis zum „Monster-Truck“, verläuft ruhig. Nur das Geplätscher der unmittelbar am Stellplatz vorbei fließenden Nahe ist zu hören. Mit einer Kerze auf dem Frühstückstisch und frischen Brötchen stimmen wir uns auf Muddis Geburtstag ein. Nach dem Packen unserer Sachen haben wir erstmal Mühe aus der Enge des Platzes hinaus in die Stadt zu kommen. Die rund 40 km lange Fahrt über die Autobahn nach Simmern dauert nicht lange und wird durch zahlreiche telefonisch und per WhatsApp eintrudelnde Glückwünsche für das Geburtstagskind verkürzt. In Simmern machen wir kurz am Wasgau-Supermarkt Haltl Wir füllen unsere Bordvorräte etwas auf und essen eine Kleinigkei. Nach weiteren neun Kilometern erreichen wir unser Tagesziel Tiefenbach im Hunsrück, wo Julia und Maik mit ihren fünf Kindern zuhause sind. Von Maik herzlich und von den Kindern noch mit etwas Zurückhaltung begrüßt - Julia ist noch unterwegs - wird zunächst unser Wohnwagen rückwärts auf den Hof rangiert. Froh mit unserem angeschlagenen Zugpferd noch gut bis hierher gekommen zu sein, hat Maik bereits die Werkstatt kontaktiert, in der ab  Montag unser Auto wieder fahrtüchtig gemacht werden soll. Ein ganz besonderer Glücksfall ist, dass es sich mit R+S automobile in Simmern um ein Autohaus handelt, in dem mit Jonas Reif ein naher Verwandter der Familie Grund Geschäftsführer ist. Mit der Aussicht auf Hilfe schauen wir wieder optimistisch nach vorn und können zunächst alle fünf Kinder in unserem kleinen Wohnwagen begrüßen

Oha, da geht in unserer kleinen Hütte die Post ab, denn die kleine Gesellschaft ist äußerst lebhaft und fremdelt keinesfalls. Im Handumdrehen sind wir Petra und Hannfried oder nur noch Oma und Opa. Der Abend steht dann ganz im Zeichen von Muddis 71. Geburtstag, zu dem der umsichtige Hausmann Maik nicht nur einen reich gedeckten Tisch, sondern auch leckeren Zwiebelkuchen vorbereitet hat. Inzwischen ist auch Julia eingetroffen. Mit dabei ihre Mutti, die mit unüberhörbaren Redeschwall gesegnet erstmal viel zu erzählen hat, bevor auch Julia, Maik und wir nach und nach zu Wort kommen.  Bei selbstgemachtem Federweißen und Zwiebelkuchen sitzen wir bis kurz vor Mitternacht zusammen. Dass wir uns beim „Gute-Nacht-sagen“ noch einmal ganz herzlich für Pannenhilfe und Gastfreundschaft bedanken, ist nicht nur Chronistenpflicht. Wir halten durch und bleiben zuversichtlich. Gut's Nächtle in die Runde.

 

 

Sonne über Tiefenbach

Sonntag, 8.10.2023 / 52. Tag

     Tiefenbach (Hunsrück)

Den Luxus, sich morgens an einen liebevoll gedeckten Frühstückstisch setzen zu können und mit frischen Brötchen in den Sonntag zu starten, haben wir Julia und Maik sowie ein paar helfenden Kinderhänden zu danken. Und das tun wir hiermit von ganzem Herzen. Am Vormittag leisten uns die Zwillinge Naya und Neyla, deren Schwester Nika sowie die beiden Buben Neo und Nelo, um die fünf „N“-Kinder hier mal beim Namen zu nennen, im großen Garten des Grund'schen Wohnhauses Gesellschaft. Zumindest solange, bis es heißt, unser lahmendes Zugpferd schon heute nach Simmern in die Werkstatt R+S automobile zu bringen, damit morgen beizeiten mit der Reparatur begonnen werden kann. Gesagt, getan! Ohne Wohnwagen am Haken brummt unser „Schorschi“ noch wie ein Bienchen die beachtliche Steigung hinauf zu B 50. Fast so, als wollte er die geplante Reparatur nochmal in Frage stellen. Aber dass es mit Wohni am Haken ganz anders aussieht, hat ja die Fahrt hierher bewiesen. Gegen Mittag sind wir aus Simmern zurück. Obwohl sich der Reiseleiter zuletzt nie um Spaziergängen und Wanderungen gerissen hat, schließt er sich bei strahlendem Sonnenschein einem Sonntagsspaziergang mit Julia, Maik und drei Kindern an. Von soviel Bewegung erholen wir uns am frühen Nachmittag bei Sekt und Bier im Grund'schen Garten, bevor wir unsere Gastgeber zum Essen in den nahegelegenen „Tiefenbacher Hof“ einladen. Nachdem die Kinder im Bett sind sitzen wir noch etwa eineinhalb Stunden in der großen Stube zusammen. Unter anderem erinnern wir uns an unser erstes Zusammentreffen über Pfingsten 2011 am Bergwitzsee bei Lutherstadt Wittenberg. Hej, Leute, das ist über 12 Jahre her.....

 

 

Schorschis Tag

Montag, 9.10.2023 / 53. Tag

     Tiefenbach (Hunsrück)

Heute hat unser „Schorschi“ im Simmerner Autohaus R+S Automobile seinen großen Tag. Wobei wir uns spätestens jetzt für den Namensklau „Schorschi“ aus dem Wendezeit-Kult-Film „Go Trabbi Go“ entschuldigen müssen. Aber wegen der kleinen und größeren Pannen damals wie heute, fällt uns kein besserer Name ein. Während wir mit Julia, Maik und Nelo frühstücken (die anderen vier sind in der Schule, bzw. Im Kindergarten) kommt der Anruf aus dem Autohaus. Nach gründlicher Inspektion wurden leider noch weitere "Wehwehchen" gefunden, von denen die meisten unserer Tour im und über den Triglav in Slowenien zuzuschreiben sind. Um mit einem verkehrssicheren Auto weiterzufahren ist es zwingend notwendig, die gefundenen Mängel zu beseitigen. Dass wir für die Instandsetzung einen vierstelligen Betrag löhnen müssen, reißt ein großes Loch in unsere Reisekasse. Dafür wissen wir unser Auto in dieser Werkstatt in guten Händen und fühlen uns werkstattseitig auch gut betreut. Bis gegen Mittag ist es noch ruhig im Haus. Erst als die Kinder aus der Schule und dem Kindergarten wieder daheim sind, geht es wieder recht lebhaft in Haus, Hof und Garten zu. Von den Kindern längst als Oma und Opa anerkannt, haben wir die kleine Gesellschaft oft in unserem Wohnwagen zu Gast. Da kommt keine Langeweile auf. Kulinarischer Höhepunkt des Tages sind die von Maik zubereiteten Ofenkartoffeln, dazu Quark-Dipp mit Schabziger Klee, Fisch in Sahnesoße, Bockwurst, Zwiebelkuchen und einiges mehr.  Alles ist saulecker und wir futtern wie die Kesselflicker. Auch diesen Tag lassen wir nach dem Sandmanngucken und Sandmannsingen sowie dem Zubettbringen der Kinder bei einem Schoppen Weißwein und Federweißen ausklingen. Und wieder geht ein schöner Tag zu Ende. Wie hieß es doch bei den Waltons: „Gute Nacht, John-Boy! Gute Nacht, Elizabeth! Gute Nacht, Gute Nacht, Ma, Gute Nacht Kinder!“ - „Gute Nacht Naya, Neyla, Nika, Neo und Nelo, Gute Julia und Maik - es war schön bei euch.

 

 

Wieder auf der Piste

Dienstag, 10.10.2023 / 54. Tag

Bedingt durch den Kupplungsschaden hat unser Aufenthalt bei der gastfreundlichen Familie Grund in Tiefenbach länger als ursprünglich geplant gedauert. Kurz vor Mittag ruft das Autohaus an, um uns mitzuteilen, dass unser Auto abholbereit vor der Werkstatt steht. Maik, der den Werkstatttermin so kurzfristig für uns klar gemacht hat, fährt uns zum Autohaus hinauf nach Simmern, wo uns Geschäftsführer Jonas Reif noch einmal alle erforderlichen Reparaturarbeiten erklärt, bevor die Muddi unsere Bank-Karte zückt und uns schwuppdiwupp ein vierstelliger Betrag vom Konto abgebucht wird. Wir trauern den Kröten keinesfalls nach, schließlich haben wir von nun an wieder ein fahrtüchtiges und vor allem verkehrssicheres Fahrzeug unterm Hintern. Schon bei der Rückfahrt hinunter nach Tiefenbach muss sich der Reiseleiter an die nun wieder straffe Kupplung gewöhnen. Darüber hinaus vermitteln auch die neuen Vorderbremsen ein sicheres Fahrgefühl. Und dann heißt es mal wieder Abschied zu nehmen, von lieben Gastgebern, wie man sie sich besser nicht wünschen kann. Wenn auch nur für eine kurze Zeit, so war es für uns zwei ein sehr schönes Gefühl, so herzlich von der Familie aufgenommen zu werden und last but not least von den fünf Kindern durch die Bank als „Ersatz-Oma und -Opa“ akzeptiert zu werden. Wir stellen uns noch einmal zu einem Abschiedsfoto auf, bevor uns unser nun wieder zu Kräften gekommenes Zugpferd die beachtliche Steigung hinauf zur L 162 zieht. Auf dem Kamm des Hunsrücks dahin fahrend, biegen wir schon bald rechts ab, um ins schöne Moseltal hinunter zu fahren. Hier cruisen wir gemütlich auf der Moselstraße über Cochem auf Koblenz zu und beenden diese Etappe auf dem Campingplatz Mosel-Wunder Pommern, wenige Kilometer vor Treis-Karden. Hier bleiben wir erstmal, wissen aber noch nicht wie lange. Da wir uns nach dem reichhaltigen Spätstück in Tiefenbach in punkto Nahrungsaufnahme etwas zurückgehalten haben, gibts zum Abendbrot warm, nachdem die Muddi 'ne Büchse  Soljanka aufmacht. Gute Nacht! Haltet durch und bleibt zuversichtlich.

 

 

Sonnige Tage an der Mosel

Mittwoch, 11.10.2023 / 55. Tag

Heute krabbeln wir, bis auf Muddis „Brötchenhole-Ausflug“, erst aus den Betten als die ersten Sonnenstrahlen unseren Wohnwagen erreichen. Zwar ist es da bereits kurz vor zehn Uhr, aber das stört uns nicht. Wir teilen uns die Zeit ein, wie es uns passt. So wird einmal mehr aus dem Früh- ein Spätstück, was zur Folge hat, dass das Mittagessen ausfällt. Das herrliche Wetter fordert uns geradezu zu einer Aktivität auf, die wir zuletzt etwas vernachlässigt haben: das Radfahren. Und dazu haben wir hier an der Mosel ideale Voraussetzungen. Parallel zur Moselstraße verläuft der Moselradweg, den man je nach körperlicher Verfassung von Trier bis Koblenz „abradeln“ kann. Ohne besonderen Plan radeln wir zunächst auf Koblenz zu. Die rund 40 km bis dahin sind für uns kein Problem. Bekanntlich haben wir ja Akkus unterm Hintern, die einen kleinen Motor im Tretlager antreiben, der wiederum dafür sorgt, dass wir nicht so schnell aus der Puste kommen. Und so radeln wir in spätsommerlichem Outfit munter durch die Weinorte Pommern, Treis-Karden und Müden, als bei der Muddi plötzlich der Bord-Computer versagt und der Motor ohne Vorwarnung die Arbeit verweigert. Shit happens, das hatten wir doch in Slowenien schon einmal. Diesmal radeln wir allerdings auf ebenem Radweg abwechselnd mit dem defekten Rad die rund 12 km bis zum Campingplatz zurück und legen das Kapitel „Radtour nach Koblenz und zurück“ ad acta. Stattdessen genießen wir vor unserem Wohnwagen bei einem Espresso die herrliche Altweibersommersonne. Leute, wir haben heute den 11. Oktober und der Herbst lässt noch auf sich warten. Am Nachmittag fahren wir mit dem Auto ein paar Kilometer stromabwärts nach Treis-Karden, um im Supermarkt unsere Vorräte zu ergänzen und am Bankomaten ein paar Scheine zu ziehen. Den Autoausflug schließen wir mit einen kleinen Bummel durch den Weinort und eine Einkehr zu einem kleinen Imbiss in einen Biergarten ab. So geht der 55. (!) Tag unserer großen Reise, bis auf Muddis „Bord-Computer-Defekt“, ohne besondere Ereignisse bei einem Schoppen Roten und ein bisschen Knabberkram an einem äußerst milden Abend zu Ende. Gute Nacht, tschüssikowski! Haltet durch und bleibt zuversichtlich.

 

 

Heimweh kommt auf

Donnerstag, 12.10.2023 / 56. Tag

Nach den zwei sonnigen Tagen an der Mosel begrüßt uns der dritte Tag auf diesem Platz mit Regen, allerdings bei annehmbaren Temperaturen um die 18 Grad. Wir wissen nicht so recht, was wir mit dem Tag anfangen sollen und beschränken uns zunächst auf die Pflege unserer Webseite und das längst fällige Ordnen und Sortieren der vielen Fotos, die sich an den zurückliegenden Reisetagen auf unseren Handys und der kleinen Canon-Kamera angesammelt haben. Einig indes sind wir uns, dass es nun an der Zeit ist, nach Hause zu fahren. Wir haben wunderschöne und  erlebnisreiche Tage in Österreich, Ungarn, Slowenien und zuletzt im Hunsrück und an der Mosel verbracht. Nun aber sind es unsere großen Kinder in Halberstadt und Gunsleben mit unseren Enkel- und Urenkelkindern, die das aufkommende Heimweh beschleunigen. Unserem Heimweh folgend, beschließen wir nun endgültig schon morgen nach Hause zu fahren. Zwar noch nicht so ganz, denn 600 Kilometer am Stück mit dem Wohnwagen am Haken sind zu viel für den Reiseleiter. Wir werden die Strecke in zwei Etappen aufteilen und morgen zunächst rund 300 Kilometer bis in den Großraum Kassel und tags darauf die voraussichtlich „allerallerletzte“ Etappe einer so großen Reise unter die Reifen nehmen. Mehr nicht für heute. Wir wollen noch die Reiseroute planen und sind auf der Suche nach einem Stellplatz für morgen. Haltet durch und bleibt zuversichtlich. Gute Nacht.

 

 

Brathähnchen am Sensenstein

Freitag, 13.10.2023 / 57. Tag

Dass heute Freitag, der 13. ist, stört uns nicht. Wir sind nicht abergläubisch und alles was wir auf dieser Reise an Pleiten, Pech und Pannen einstecken mussten, passierte nicht an einem Freitag und schon gar nicht am 13. Nachdem wir in unserem Wohnwagen frühstücken, begleicht die Muddi unsere Rechnung für die drei Moseltage, während der Reiseleiter das restliche Gerödel verstaut. Dann fahren wir recht gemütlich auf der Moselstraße Richtung Koblenz, tanken in Löf noch einmal nach und fahren in Winningen hinauf zur Autobahn. Bis Limburg kommen wir gut voran. Auf der meist einspurigen B 49 indes es läuft bis Gießen nicht ganz so gut. Als wir annehmen, hinter Gießen mit dem Erreichen der Autobahn das Schlimmste hinter uns zu haben, fällt uns der 13. doch noch am Freitag Nachmittag auf die Füße. Sowohl am Hattenbacher als auch am Kirchheimer Dreieck geraten wir in den vom Navi angekündigten Stau. Zum Glück haben wir mit der neuen Kupplung auch beim bergauf „Stopp-and-Go“ kein Problem. Unser „Schorschi“ fährt mit dem eine Tonne leichten Schneckenhaus am Haken mühelos an, wofür er allerdings eine Pause auf der Raststätte „Pfefferhöhe“ bekommt, während wir als kleinen Imbiss zwei Fleisch-Semmeln verputzen. An der Abfahrt Kassel Nord verlassen wir die Autobahn und erreichen kurz darauf unser Tagesziel, die Jugendburg und Sportbildungsstätte Sensenstein. Der dortige Wohnmobilplatz mitten im Grünen ist super und sogar für Wohnwagen zugelassen. Strom, Sanitär, W-Lan - alles ist vorhanden. Wir bringen unseren Wohnwagen neben einem Wohnmobil aus NRW in Stellung, bauen nur das Nötigste auf und erfreuen uns nach der erfolgreichen Etappe zunächst an einem Espresso mit Gebäck und am Abend an leckeren Kasseler Hähnchenkeulen mit Kartoffelsalat und einem Kaltgetränk. Haltet durch, bleibt zuversichtlich und gut's Nächtle - morgen sind wir zu Hause.

 

 

Wieder daheim

Sonnabend, 14.10.2023 / 58. Tag

Heute müssen wir mit leisem Bedauern zur Kenntnis nehmen, mal nicht von der Sonne, sondern von einem starken Platzregen geweckt zu werden. Der Regen trommelt laut auf unser Wohnwagendach und lässt kaum eine Unterhaltung zu. Auch unser Bordthermometer kündet mit schlappen 10 Grad unmissverständlich das Ende der warmen Spätsommertage an. Nach dem Frühstück und dem vertrauensvollen Entrichten der 12 € Platzgebühr in einem Briefkuvert brauchen wir nur noch wenige Minuten um Fahrbereitschaft herzustellen. Der Weg über die Kasseler Berge auf der A 7 bis zur Abfahrt  Goslar ist uns gut bekannt. Nur noch wenige Kilometer von zuhause entfernt, überhört der Reiseleiter eine Navi-Info über eine Umleitung in Halberstadt. Die Umleitung zu umfahren geht wegen einer weiteren Straßensperrungen schief. Und so geht's auf Umwegen über Sargstedt, Aspenstedt, Huy-Neinstedt, Aderstedt und Gunsleben in Richtung Heimat. Selbstredend, dass wir in Gunsleben schnell mal bei unseren Kindern vorbeischauen. Danach ist's bis Oschersleben nur noch ein Katzensprung - und als wir dann aus der Ferne die beiden Kirchtürme von St. Nicolai sehen, gewinnt das schöne Gefühl nach so langer Zeit wieder zuhause zu sein, zusehends Oberhand. 

Nun ist unsere Reise zu Ende, eine Reise die nur bis zur bis zur Hälfte so verlief, wie wir sie geplant hatten. Während unser dreiwöchiger Kuraufenthalt im Thermalheilbad Papa ebenso geplant war, wie die darauf folgende Rundfahrt durch Slowenien, haben wir uns zu den folgenden Etappen ausschließlich unterwegs entschlossen. Besonders unsere Rückfahrt hat einen ganz anderen Verlauf als ursprünglich geplant genommen. Wir sind uns bis auf einige riskante Passfahrten in Slowenien einig darüber, vielleicht nicht alles, aber vieles richtig gemacht zu haben. Es ist nun mal so wie es ist, bzw. wie es gewesen ist. Auf jeden Fall sind wir unendlich froh und dankbar, Mitte August einfach los gefahren zu sein. Schließlich hatten wir uns das Ziel gesetzt, noch einmal auf eine so große Reise zu gehen. Und wenn man ein Ziel hat, dann muss man einfach los fahren. So einfach ist das. Tschüssikowski! Wir sind wieder zu Hause.