Über den Harz nach Thüringen

Sonnabend, 07.05.2022 / 1. Tag

 Oschersleben - Weberstedt  160 km

Der Start zu unserer Reise in Richtung Thüringen ist nun die abgespeckte Version unserer einst großen Reisepläne in Richtung Balkan. Will heißen, dass wir in diesem Jahr in punkto Tourumfang kleinere Brötchen backen werden und dass wir auf Kroatien ein weiteres Mal, nun vielleicht endgültig, verzichten müssen. Stattdessen werden wir unter dem Motto „Entdecke wo du lebst“, einige Ziele in Deutschland, speziell im Osten Deutschlands ansteuern. Los geht's kurz vor neun Uhr und zwar nicht auf der vom Navi vorgeschlagenen Tour über die Autobahn A 71 in Richtung Erfurt, sondern auf kürzestem Weg auf der B 81 über den Harz. Somit sind wir schon nach gut zwei Stunden in Bad Langensalza, wo wir in einem Norma-Supermarkt einen Imbiss- und Einkaufsstopp einlegen. Von hier aus zum Campingplatz sind es nu noch 11 Kilometer. Schon bei der Einfahrt sind wir von dem herrlich gelegenen und gut ausgestatteten Platz sehr angetan. Mit dem Anmelden können wir uns Zeit lassen und bauen stattdessen unser Camp in der Sommervariante auf einer gepflegten Rasenfläche auf. Auch die Inspektion der sanitären Einrichtungen bestätigt uns, es hier mal wieder sehr gut getroffen zu haben. Und da bisher auch noch das Wetter mitspielt, sind alle Voraussetzungen für eine schöne Woche hier am Hainich erfüllt. Der erste Tag endet, wie soll es auch anders sein, mit einer Runde Skipbo, die der Reiseleiter ganz souverän gewinnt. Gegen 22 Uhr hauen wir uns nach etwas Netflix-TV aufs Ohr.

 

 

Radtour am Muttertag

Sonntag, 08.05.2022 / 2. Tag

Eigentlich hat uns Petrus, bzw. die Wetter-App für heute Sonne vorausgesagt. Aber der Tag, noch dazu der Muttertag und gleichzeitig der 50. Geburtstag unserer Tochter beginnt recht kühl unter wolkenverhangenem Himmel. Etwas unentschlossen verbringen wir den Vormittag im Camp. Gegen Mittag reißt die Wolkendecke etwas auf, so dass einer kleinen Runde mit unseren E-Bikes nichts mehr im Wege steht. Was zunächst als kleine Runde durch den Nationalpark geplant ist, führt im Laufe des Tages zu einer einvernehmlichen Verdrossenheit. Das ist zunächst einer gewissen Orientierungslosigkeit auf dem 25 Kilometer langen Rundkurs durch den Nationalpark geschuldet. Mit elektrischer Unterstützung strampeln wir zunächst munter drauf los, wobei uns weniger die langen Steigungen, als vielmehr die unterschiedliche Wegbeschaffenheit zu schaffen machen. Mal rollen wir auf asphaltierten Straßen recht komfortabel dahin und mal schmälern recht wellige Schotterpisten unseren Spaß am Radeln. Willkommene Abwechslung sind mehrere gastronomische Einrichtungen am Wegesrand, wo wir uns bei der ersten zu gediegenen Preisen Thüringer Rostbrätl und Bratwurst und bei der zweiten Kaffee und Kuchen schmecken lassen. Weniger schmeckt uns indes, der sich scheinbar endlos hinziehende Weg zurück ins Camp. Aus den angekündigten 25 Kilometern werden letztendlich 40 Kilometer. Untrügliches Zeichen dafür, dass wir irgendwo unterwegs ein bisschen vom Kurs abgekommen sind. Aber egal, gegen 18 Uhr erreichen wir etwas gestresst den Campingplatz und sind am Ende mit dem Tagesverlauf zufrieden. Nach dem Abendbrot genießen wir noch gemeinsam den Sonnenuntergang, bevor die Muddi in aussichtsreicher Position die zweite krachende Niederlage im Skipbo hinnehmen muss. Das Leben kann so grausam sein - und das auch noch am Muttertag.    

  

 

Kaiserwetter über dem Hainich

Montag, 09.05.2022 / 3. Tag

Nach dem gestrigen mit fast 40 Fahrradkilometern aktiven Tag gehört es nach wie vor zu unseren gepflegten Tugenden, am Folgetag so gut wie gar nichts zu tun. In Anbetracht des strahlend blauen Himmels über dem Hainich eine Übung, die wir perfekt beherrschen. Gleich nach dem Frühstück bringen wir unsere Liegestühle in die günstigste Position zur Sonne und legen erstmal die Beine zu einem ausgiebigen Sonnenbad hoch. Unterbrochen wird die Sonnenbaderei lediglich zur Mittagszeit. Zum einen, um uns nicht den Pelz zu verbrennen und zum anderen, um die von der Muddi zubereitete Mittagsmahlzeit einzunehmen - es gibt Rührei, Möhrchen, Kartoffeln und Dessert. Danach ist noch ein bisschen Fahrradpflege angesagt, weil unsere Bikes während der gestrigen Radtour ganz schön gelitten haben. Der Nachmittag verläuft genauso wie der Vormittag. Wir genießen das schöne Frühlingswetter in vollen Zügen. Darüber hinaus gibt es bis auf die abendliche Skipbo-Runde bei einem guten Schoppen Roten über den heutigen Tag nicht viel zu berichten. Gut's Nächtle - morgen wieder mehr.

 

 

In Thüringens drittgrößter Altstadt

Dienstag, 10.05.2022 / 4. Tag

Heute steht eine Fahrt ins elf Kilometer entfernte Bad Langensalza auf dem Programm. Unklar ist nach dem Frühstück lediglich, ob wir mit den Fahrrädern oder mit dem Auto in die nach der Kreisstadt Mühlhausen zweitgrößte Stadt im Unstrut-Hainich-Kreis fahren. Wir entscheiden uns wegen des etwas holprigen Radwegs für das Auto, außerdem sind im Supermarkt noch einige lebensnotwendige Dinge zu kaufen. Darüber hinaus scheint auch das Wetter nicht so recht zu wissen, was es will. Hatten wir gestern noch strahlend blauen Himmel, so versteckt sich die Sonne heute hinter einer dichten Wolkendecke. An unserem Tagesziel angekommen, parken wir unser Auto auf dem unterhalb des botanischen Gartens (Arboteum) gelegenen Großparkplatz uns schlendern durch die seit 1990 zu einem großen Teil restaurierte Altstadt. Unterwegs ziehen wir noch ein paar Scheine am Bankomaten und lauschen punkt 12 Uhr dem Glockenspiel am Rathaus, das uns mit hellem Klang daran erinnert, immer Treu und Redlichkeit zu üben. Zum Mittagessen steuern wir, wie schon am Anreisetag, eine Fleischerei mit Mittagstisch am Norma in der Poststraße an. Allerdings mit einiger Mühe, weil uns unsere Navitöse durch recht enge Straßen der Stadt lotst. Auf dem Heimweg machen wir noch einen Abstecher in den Hainich, vorbei am Baumwipfelpfad, den wir in den nächsten Tagen noch erkunden wollen. Das Abendprogramm im Camp unterscheidet sich nicht von dem der vorausgegangenen Tage.

 

 

Im Hainich hoch hinaus

Mittwoch, 11.05.2022 / 5. Tag

Angeblich zeigt uns die Wetter-App für diese Woche letztmalig einen sonnigen Tag an. Ab morgen soll es mit dem schönen Wetter erstmal vorbei sein, heißt es. Na, warten wir es ab und nutzen den Tag für den eingeplanten Besuch einer der Hauptattraktionen des Hainichs, den Baumkronenpfad. Da der Weg zu Fuß über einen fast vier Kilometer langen, für Radfahrer gesperrten Wanderweg, nichts für unsere schlappen Waden ist, schwingen wir uns nach dem Frühstück auf unsere Räder. Der Hinweis des Platzwarts, dass wochentags kaum Wanderer unterwegs sind, ermutigt uns den Wanderweg zu nehmen. Schon bald stellt sich heraus, warum der Weg quer durch den Urwald nichts für Radler ist. Es wird kurvenreich und sehr eng und bergig, bevor sogar noch einige entwurzelte Bäume den Weg versperren. Wir sind froh, die Strecke unbeschadet zu bewältigen und parken unsere Räder vor dem Eingang zum Baumkronenpfad. Nachdem die Muddi zwei Tickets für 18 Euro erstanden hat, geht's hoch hinaus. Allerdings ganz langsam, schließlich ist ein alter Mann kein D-Zug und nach der heute exakt sechs Wochen zurückliegenden OP dankbar für jede Bank, die auf dem weitläufigen Wipfelpfad zu einer Pause einlädt. Wir schaffen es tatsächlich bis ganz nach oben und sind auch ein bisschen stolz darauf. Von hier oben haben wir einen gigantischen Bick ins Land. Von so viel Natur ein bisschen besoffen, steigen wir wieder hinab und schwingen uns auf unsere Räder. Den auf der Hinfahrt geradelten Wanderweg meiden wir wie der Teufel das Weihwasser und fahren stattdessen auf Umwegen zurück nach Weberstedt. Hier belohnen wir uns in der örtlichen Gaststätte "Schill's Schenke" mit einem opulenten Mittagessen. Es ist Schnitzeltag und wir langen ordentlich zu. Zurück im Camp erholen wir uns von den Strapazen des Tages und lassen den selben zu später Stunde mit einer Flasche Müller-Thurgau und einer von der Muddi gewonnenen Runde Skipbo ausklingen. 

 

 

Heute wird sich erholt

Donnerstag, 12.05.2022 / 6. Tag

Der für heute angekündigte Wetterumschwung scheint noch ein bisschen auf sich warten zu lassen. Genau wie gestern lacht auch heute morgen die Sonne vom strahlend blauen Himmel. Es hat sich lediglich etwas abgekühlt. Allerdings ist es immer noch warm genug, um nach dem Frühstück in den Liegestühlen zu faulenzen. Wir sind uns ohnehin mit dem Tagesprogramm nicht ganz einig. Und so findet der Vorschlag des weiblichen Teils unserer zweiköpfigen Reisegruppe, sich heute nur zu erholen, allgemeine Zustimmung. Und so verbringen wir den ganzen Tag im Camp. Bis auf die Ausnahme, dass sich der Reiseleiter am frühen Nachmittag auf das Fahrrad schwingt, um ein paar Ansichtskarten zum Postkasten in Weberstedt zu bringen und im Nachbardorf in einem kleinen Kaufladen ein paar Kleinigkeiten zu besorgen. Gegen Abend bekommen wir auf unserer großen Wiese mit eiinem etwa gleichaltrigen Wohnmobil-Ehepaar aus Stuttgart endlich Nachbarn.

 

 

An Deutschlands Mittelpunkt

Freitag, 13.05.2022 / 7. Tag

Nach dem gestrigen "Erholungstag" geht es heute wieder ordentlich in die Vollen. Wir können uns vor Tatendrang kaum einkriegen, müssen aber eingestehen, dass der Auftakt weder zu Fuß noch auf den Rädern, sondern trotz zurzeit hoher Dieselpreise höchst komfortabel mit dem Auto erfolgt. Wir fahren zum zweiten Mal nach Bad Langensalza, spazieren dort zunächst durch den kleinen Magnoliengarten und lustwandeln danach durch den etwas größeren Japanischen Garten. Nach soviel Lauferei rechtschaffend hungrig lenken wir danach unsere Schritte zur Marktkirche St. Bonifazius hin wo im gegenüberliegenden Bonifazius-Stübchen eine vielversprechende Speisekarte zum Mittagessen einlädt. Mit einem Bauernschnitzel für ihn und einem Bauernfrühstück für sie treffen wir, eine gute Wahl. Nach einem Espresso im Marktcafé steuern wir den 12 km entfernten Campingplatz "Palumpa- Land" und den angeblich geografischen Mittelpunkt Deutschlands bei Niederorla an. Palumpa Land ist ein Campingplatz für jene, die sich das Campen abgewöhnen wollen und der angebliche Mittelpunkt Deutschland ist ein von einer Hecke umwachsener Gedenkstein über dem die schwarzrotgoldene Fahne weht. So weit so gut. Wir machen ein Foto vorm Gedenkstein, erledigen im Edeka noch einen kleinen Einkauf und fahren zurück ins Camp. Hier genießen wir den Sonnenuntergang und beschließen den erlebnisreichen Tag mit zwei/drei Schoppen Müller-Thurgau. Chronistenpflicht ist, dass der Reiseleiter seine zweite Skipbo-Niederlage in Folge hinnehmen muss. 

 

 

Auf dem Inselsberg

 Sonnabend, 13.05.2022 / 7. Tag

Heute aus Zeitgründen nur Stichpunkte: Letzter Tag - Fahrt nach Bad Tabarz 38 km - Auffahrt zum Großen Inselsberg auf 916 Meter - Baustellen wegen Straßenschäden - auf dem Inselsberg vergebliche Suche nach einem Würstelstand - Schweinepreise im Bergrestaurant - Rückfahrt über bzw. nach  Friedrichroda - Stadtbummel mit Einkehr - endlich Thüringer Rostbrätl - original Thüringer Bratwurst ist hier nirgends zu bekommen - nachmittags ins Kurcafé Friedrichroda - Rückfahrt zum Campingpatz - Rechnung bezahlt - acht Nächte 140 € - eine Nacht gratis neue Womo-Nachbarn - zwei Ehepaare - eins aus Hessen und eins aus Berlin bzw. Randberlin auf „unserer Wiese“. Beide okay - gute Nachbarschaft - Abends Campabbau begonnen -  Skipbo - Scheidebecher Müller-Thurgau - letzte Nacht - Vollmond 

 

 

Auf Umwegen heimwärts

 Sonntag, 14.05.2022 / 8. Tag

Weberstedt - Oschersleben 190 km

Heute geht's wieder nach Hause. Und zwar nicht auf der kürzeren Strecke über den Harz, sondern auf einem Umweg zunächst in Richtung Erfurt und dann auf der Autobahn A 71 bis zum Autobahnkreuz Südharz. Weiter auf der B 86 durchfahren wir zur Mittagszeit Mansfeld, grüßen Regina S. per WhatsApp und erreichen Oschersleben am frühen Nachmittag. Mit nur acht Tagen war dies die mit Abstand kürzeste Ausfahrt zu Beginn eines Camperjahres. Aber die Gründe sind bekannt und nach Enkelmanns 18. Geburtstag am 20. Mai wollen wir ja am 23. Mai zu einer etwa drei bis vierwöchigen Tour durch die Lüneburger Heide und das Rheinsberger Seenland starten, um eventuell über Berlin vielleicht den Spreewald und die Lausitz anzusteuern.