Weiter an die Ostsee

 

Sonntag, 04.09.2022 / 9. Tag

Schön war es in Dobbertin und schön war es auch auf dem kleinen Campingplatz am Dobbertiner See. Dennoch sind wir erfreut, nach über einwöchigen Aufenthalt ein neues Ziel anzusteuern. Und diese Freude erhöht sich beim Begleichen unserer Rechnung noch. Denn die Platzbetreiberin macht keinerlei Anstalten, das von ihr auf den Weg gebrachte Gerücht betreffs unserer angeblich früheren Abreise zu korrigieren und trotz unserer signalisierten Gesprächsbereitschaft aus der Welt schaffen zu wollen. Na, dann eben nicht. Für uns bleibt Camping Dobbertin somit nicht nur wegen der während unseres Aufenthalt festgestellten Mängel wenig empfehlenswert. 

Unsere Fahrt in Richtung Ostsee unterbrechen wir gegen 10 Uhr auf dem Rastplatz Speckmoor an der A 20 zu einer ausgiebigen Frühstückspause. Unser Tagesziel, Sund-Camping Altefähr auf Rügen, erreichen wir kurz vor 12 Uhr. Der Empfang ist freundlich und  das Einchecken problemlos. Wir bekommen einen nicht allzu großen Stellplatz zugewiesen, der sogar eine kleine Terrasse für den Vorzeltbereich aufweist. So richtig glücklich werden wir mit dem Plasteboden nicht, weil er das Stellen unseres Campingmobilars unnötig erschwert. Aber es ist ebenso wie es ist und wir machen das Beste draus. Zur Feier des Sonntages ordert die Muddi beim Fischhändler auf dem Platz zwei leckere Portionen Backfisch. Danach radeln wir noch mit den Rädern für eine kurze Erkundungsfahrt über den Platz und durch den Ort, bevor wir den Tag mit einem Schoppen Roten ausklingen lassen.

 

 

Unser Tag in Stralsund

 

Montag, 05.09.2022 / 10. Tag

Auf unserem Tagesprogramm steht heute eine Radtour nach Stralsund. Von den zwei Möglichkeiten, entweder mit der Fähre über den Strelasund zu schippern oder über den Rügendamm aufs Festland zu radeln, entscheiden wir uns für die Räder. Weil es draußen noch recht frisch ist, frühstücken wir im geschlossenen Vorzelt. Um nach dem Stadtbummel durch die Altstadt noch einzukaufen, montieren wir unsere Packtaschen an die Räder. Dann düsen wir los, selbstverständlich schutzbehelmt! Der Radweg führt uns über den Rügendamm auf die Insel Dänholm und dann direkt in die Altstadt. Nachdem wir unsere Bikes hinterm Rathaus geparkt und gesichert haben, spazieren wir in Richtung Alter Markt. Auf einer Bank sitzend beobachten wir das Touristengewusel vor dem historischen Rathaus. In den Straße rund um den Alten Markt gibt es viele Geschäft. Für die Muddi eine willkommene Gelegenheit einen langen Hals zu machen. Und während der Reiseleiter bei einem Latte Macciato eine Pause in einem Straßencafé macht, durchstreift die Muddi ein paar Geschäfterl. Allerdings ohne unsere Reisekasse zu belasten. Unser Vorhaben, zur Mittagszeit an den Fischbuden am Hafen etwas Essbares zu erstehen, scheitert an den exorbitanten Preisen. Für ein läppisches Fischbrötchen werden stolze acht Euro aufgerufen. Nein danke, wir drehen ab. Auf dem Rückweg machen wir zum Einkauf vor einem REWE halt. Während die Muddi drinnen fleißig unseren Einkaufszettel abarbeitet, nutzt der Reiseleiter draußen die Wartezeit und entschädigt sich im Kebab-Laden mit einem Döner für die entgangene Mittagsmahlzeit. So ist zumindest einer unserer zweiköpfigen Reisegruppe satt. So ungerecht kann das Leben manchmal sein..... 

Im Sund-Camping haben wir neue Nachbarn bekommen. Gegenüber ein Ehepaar aus Hildesheim mit einem Riesenköter in einem kleinen Kastenwagen und nebenan ein großes Concorde-Wohnmobil aus Bayern. Na dann! You'll Never Walk Alone.

 

 

Radtour auf die Insel Ummanz

 

Dienstag, 06.09.2022 / 11. Tag

Weil es lt. Wetter-App mit dem schönen Wetter ab Wochenmitte nicht mehr so gut aussieht, entscheiden wir uns nach dem Frühstück ziemlich kurzfristig für eine Radtour zur Insel Ummanz. Aber da gibt es ein Problem: Die Muddi fühlt sich leider nicht so richtig, hofft aber nach ein bis zwei Stunden Ruhe wieder fit zu sein. Und so kommt es dann auch. Gegen Mittag geht es ihr wieder besser. Wir schwingen uns auf unsere Drahtesel und ab geht die Post. Zunächst haben wir allerdings Schwierigkeiten, den Weg in die richtige Richtung zu finden. Darüber hinaus macht uns trotz Akku-Unterstützung der heftige Gegenwind ordentlich zu schaffen. Auf einem Umwege über Breesen sind wir ab Rambin wieder auf Kurs und strampeln mal mit Wind von vorn und mal von hinten Ummanz entgegen. In diesem Teil der Insel Rügen durchfahren wir größtenteils landwirtschaftlich geprägtes Gebiet. Nach knapp 40 km erreichen wir die Brücke zur Insel Ummanz und nach zwei weiteren Kilometern unser Tagesziel, das Café Zuckerkuss im Dörfchen Wusse. Während sich der Reiseleiter um das Abstellen und Sichern der Räder kümmert, eilt die Muddi voraus und sichert uns in dem weitläufigen, aber gut besuchten Gartenlokal zwei der letzten freien Plätze. Bei herrlichem Spätsommerwetter genießen wir zum einen den grandiosen Blick über den Bodden nach Stralsund und zum anderen ein Stück Torte und zwei Tassen Kaffee. Nur ein Stück Torte - die Muddi hat vom Vormittag noch ein bisschen Magen und darum haut der Reiseleiter mal wieder allein rein. Soweit so gut. Dann geht es zurück, diesmal ohne Umweg auf direktem Weg nach Altefähr. Hier angekommen verspürt nun aber die Muddi ein kleines Hüngerchen. Ihre Nachfrage nach einer passenden Lokalität führt uns hinunter zum Hafen. Hier buhlen gleich mehrere Fressbuden um die Gunst der Kunden. Wir entscheiden uns für die Pizzeria und teilen uns eine Pizza Hawaii und ein Köstritzer Dunkel. Zurück im Camp haben wir stolze 79 km auf dem Tacho und lassen den Tag, wie gewohnt, mit einem Schoppen Roten ausklingen. Und wieder geht ein schöner Tag zu Ende. Gut's Nächtle, bis morgen. 

  

 

Bratwurst und Porree am Ruhetag

 

Mittwoch, 07.09.2022 / 12. Tag

Es gehört zu einer uns lieb gewordenen Tugend, nach einer größeren Tour tags darauf etwas kürzer zu treten.  So auch heute, ein Tag nach dem fast 80 Kilometer langen Drahtesel-Ritt auf die Insel Ummanz. Unser Tag beginnt, wie gewohnt, erst gegen 9 Uhr mit dem Frühstück im Vorzelt. Im weiteren Tagesverlauf gar nichts zu tun, ist aber auch nicht unser Ding. So widmet sich die Muddi nach dem Staubsaugen im Wohnwagen mit dem Marmeladekochen einmal mehr einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen auf Reisen. Schließlich gilt es das gestern auf Ummanz erstandene ein Kilo Pflaumen zu verarbeiten. Fast zeitgleich macht sich der Reiseleiter an das fällige Geschirrspülen - eine Tätigkeit, die nicht unbedingt zu seiner Lieblingsbeschäftigung gehört. Aber „wat möt, dat möt“ - und ohne eine halbwegs gerechte Arbeitseinteilung läuft es auch bei uns nicht. Indes scheinen die fälligen Wartungs- und Pflegearbeiten an den beiden zuletzt arg strapazierten E-Bikes dem Reiseleiter mehr zu liegen, weil er sich dieser Arbeit recht ausgiebig widmet. 

Am späten Nachmittag läuft dann die Muddi wieder einmal zur Höchstform aus. Es gilt aus den im REWE gekauften drei Stangen Porree, den legendären Bratwürsten aus der Buchholz/Siebertschen „Wurstmanufaktur“ sowie einer angemessenen Anzahl Kartoffeln in unserer kleinen Bordküche den kulinarischen Höhepunkt des Tages vorzubereiten. Und gleich vorneweg: das gelingt ihr vortrefflich - wir haben lange nicht mehr so gut gespeist. Satt und zufrieden lassen wir den 11. Tag unserer Reise ausklingen. Dass dazu nach einer Runde Skipbo zu vorgerückter Stunde auch noch ein halbtrockener Roter als Absacker gehört, sei zumindest denen kundgetan, die hier nur hin und wieder hier mal schauen.

 

 

Tief Peggy bringt Regen

 

 Donnerstag, 08.09.2022 / 13. Tag

Seit gestern blicken wir häufiger als sonst auf den Wetterbericht. Mit dem schönen Wetter, das uns in den zurückliegenden 11 Tagen die Treue hielt, soll es ab heute vorbei sein. Der Wetterbericht informiert, dass ab heute Nachmittag dank Tief Peggy mit Regen zu rechnen ist. Es werden unwetterartige Mengen zwischen 30 und 50 Liter pro Quadratmeter angekündigt. Im Vertrauen, dass es bis dahin trocken bleibt, starten wir nach dem Frühstück zu einer Autotour über die Insel. Unsere Erkundungsfahrt führt uns zunächst nach Schaprode, wo wir am Hafen der Fähre nach Hiddensee hinterher winken. Unseren Plan, mal mit den Rädern zur Insel überzusetzen, haben wir aus Kostengründen gecancelt. Wir fahren weiter und erreichen über die Wittower Fähre den Norden der Insel. Im Altenkirchener Scotty-Netto erledigen wir die für den Nachmittag in Bergen geplanten Einkäufe. Nächste Station unserer Rundreise ist das am Kap Arkona gelegene Putgarten. Hier im äußersten Norden Rügens befindet sich auch das kleine, urige Fischerdorf Vitt, das komplett unter Denkmalschutz steht und in seiner Ursprünglichkeit mit 13 denkmalgeschützten Häusern erhalten wurde. Unter den vielen Reetdächern, inmitten einer Bucht am Hochufer, fühlt man sich leicht in eine andere Zeit versetzt. In Anbetracht der zahlreichen Fress- und Souvenirbuden wird man aber schnell wieder in die Gegenwart zurückgeholt. Egal, wie es auch sei. Uns schmecken bei dem stürmischen Wetter und dem  köstlichen Räuchergeruch am Hafen, mit Blick über die aufgewühlte See hin zum nahen Kap Arkona, die von der Muddi georderten Backfischbrötchen wie eine Offenbarung. Auf dem Heimweg heißt es, sich zu sputen. Tief Peggy ist ran und es gießt wie aus Kannen. Den Nachmittagskaffe in Glowe lassen wir uns aber nicht nehmen. Gegen 17 Uhr sind wir wieder im Camp, wo wir zunächst feststellen müssen, dass unsere Emma (unser Vorzelt) das Wasser nicht halten konnte. An einigen Stellen hat es reingeregnet. Den Rest des Tages verbringen wir im leicht durchgeheizten Wohnwagen. Und während der Regen ununterbrochen auf unser Wohnwagendach trommelt, ist es drinnen schön warm und hyggelig. (dän. gemütlich)

Im Fernsehen läuft die Nachricht über den Ticker, dass Queen Elisabeth II verstorben ist. God Save the Queen! Long live the King!

 

 

Freitag, der 13. Reisetag

 

  Freitag, 09.09.2022 / 14. Tag

Der heutige Tag wird in den Reisenotizen dieser Reise mit Sicherheit einen besonderen Platz einnehmen. Los geht's eigentlich schon gestern, als uns unser bis dato so treues Zugpferd während unserer Autotour über die Insel ein Rätsel nach dem anderen aufgibt. Der Anlasser macht, was er will. Mal kommt er problemlos seiner ihm zugedachten Aufgabe nach und startet das Auto, wie es sich gehört - ein anderes Mal passiert beim Starten gar nichts und wir schauen uns ratlos an. Heute Morgen gilt es aber zunächst, unser Vorzelt nach den gestrigen wolkenbruchartigen Niederschlägen halbwegs trocken abzubauen und einzupacken. Wir haben. Glück und können in einer regenfreie Phase unsere Leinwandvilla trocken abbauen. Danach gilt es, in Stralsund eine VW-Werkstatt zur Fehlerdiagnose zu finden. Im VW-Autohaus Dürkop sind  wir an der richtigen Adresse. Obwohl es schon auf Mittag zugeht, nimmt man sich unser an. Einen defekten Anlasser schließt der Werkstattmeister nach erster Begutachtung aus. Diagnostiziert wird letztendlich ein für die Stromversorgung des Anlassers zuständiges Relais. Das Teil müsse allerdings erst bestellt werden und könne frühestens morgen Vormittag eingebaut werden, heißt es. Wir sind dankbar, dass uns geholfen wird und happy, dass man uns bis dahin einen Werkstattersatzwagen zur Verfügung stellt. Mit dem kleinen Flitzer (Golf TSI Automatik) düsen wir am Nachmittag in Richtung Binz, jenen Ort, in dem wir vor fast 50 Jahren mit dem Campen begonnen haben. Wir zahlen brav die noblen Parkgebühren im Zentrum des Seebades und spazieren danach in Erinnerungen schwelgend die Hauptstraße bis zur Seebrücke hinauf. Einmal in Spendierlaune ordert die Muddi beim Gosch zweimal leckeren Backfisch, bevor wir uns nach ca. zwei Stunden wieder auf den Heimweg machen. Einen doppelten Espresso für den Reiseleiter zum Apothekerpreis von 6,40 Euro (!) gibt es noch beim Erdbeer-Karl in Zirkow, wo die Muddi durch die Verkaufshallen streicht, ohne die Reisekasse zu belasten. Zurück im Camp, geht ein mächtiges Gewitter nieder. Ringsum ist alles unter Wasser. Nur gut, dass wir unser Gerödel bereits heute Vormittag verpackt haben. Morgen Vormittag bringt der Reiseleiter das Ersatzauto nach Stralsund zurück und kommt mit unserem hoffentlich reparierten Auto wieder zurück. Danach heißt es hier afieu zu sagen - wir fahren weiter in Richtung Rostock.

  

 

Von Stralsund nach Rostock

 

Sonnabend, 10.09.2022 / 15. Tag

Weil wir schon um 9 Uhr der Abholtermin für unser Auto haben, heißt es ein bisschen früher aufzustehen. Der Reiseleiter macht sich gleich nach dem Frühstück mit dem Mietwagen auf den Weg zum Autohaus Dürkop. Die Reparaturkosten halten sich mit 82 Euro im Rahmen und schmälern unsere Reisekasse weniger als erwartet. Wieder zurück im Camp verpacken wir unsere restlichen Sachen und nehmen gegen 11 Uhr unsere nächste Etappe in Angriff. Tagesziel ist das am Rostocker Stadtrand gelegene Elmenhorst/Lichtenhagen, wo wir uns zu einem Kurzbesuch bei Familie Bruns angemeldet haben, mit der wir schon seit Jahrzehnten gut befreundet sind. Die nur rund 100 Kilometer von Stralsund Rostock unterbrechen wir kurz vor Rostock im Hanse-Center Bentwisch. Hier kaufen wir einige Gastgeschenke ein und setzten unsere Fahrt nach dem Mittagessen in einem der zahlreichen Lokalitäten des Einkauf-Centers fort. Um Zeit und Kilometer zu sparen fahren wir nicht durch die Stadt, sondern durch den mautpflichtigen Warnow-Tunnel. Somit sind wir schon kurz nach 14 Uhr bei unseren Gastgebern am Evershäger Weg. Nachdem wir unseren Wohnwagen aufs Bruns'sche Grundstück geschoben haben, folgen dem obligatorischen Begrüßungsumtrunk auf der Terrasse Kaffee und Kuchen in der guten Stube. Nach dem Abendbrot sitzen wir noch ca. zwei Stunden zusammen. Wir haben uns viel zu erzählen. Schließlich sind seit unserem letzten Besuch drei Jahre vergangen.

 

50 km auf dem Küstenradweg

 

Sonntag, 11.09.2022 / 16. Tag

Heute waren wir den ganzen Tag mit den Rädern auf dem Ostseeküstenradweg unterwegs, Von Lichtenhagen ging es zunächst an die Küste ins Ostseebad Nienhagen und dann weiter auf dem Küstenradweg über Börgerende bis nach Heiligendamm. Zurück ging es ebenfalls auf dem Küstenradweg bis hinein nach Warnemünde. Am Ortseingang stärken wir uns zu Mittag, wie  inzwischen schon gewohnt, mit lecker Backfisch für den bevorstehenden Stadtbummel. Danach parken und sichern wir unsere Räder auf der Strandpromenade vorm Hotel Neptun. Den Weg auf der Promenade bis zum Leuchtturm sind wir zwar schon x Mal gegangen, aber es macht immer wieder Spaß an den zahlreichen Verkaufsständen und Fressbuden vorbei zu spazieren. in der kleinen Bäckerei & Konditorei hinterm Leuchtturm lassen wir uns, genau wie bei unserem letzten Besuch, Kaffee und Kuchen schmecken, bevor wir Am alten Strom entlang bis zum Überseehafen weiter laufen. Nach insgesamt fast fünf Kiiometern Fußmarsch sind wir reichlich pflastermüde am späten Nachmittag wieder bei unseren Rädern hinterm „Neptun“. Zurück in Lichtenhagen Dorf haben wir exakt 50 km auf dem Tacho Nach dem Abendbrot sitzen wir bis kurz nach 21 Uhr noch auf der Terrasse mit Familie Bruns beisammen. Nach ein bis zwei Pils mit kurzer „Kräuterbeilage“ gehen wir beizeiten zu Bett. Morgen geht's weiter nach Rerik. Wir freuen uns darauf.

  

 

Sonne über dem Ostseecamp

 

Montag, 12.09.2022 / 17. Tag

Nach dem zweitägigen Besuch bei Familie Bruns starten wir heute zur vorletzten Etappe unserer Spätsommertour. Vor unserer Abreise sitzen wir noch einmal alle zusammen am stets üppig gedeckten Frühstückstisch. So wie bei den zahlreichen Besuchen in den Jahren zuvor, heißt es auch diesmal wieder herzlichen Dank für die erwiesene Gastfreundschaft zu sagen. Dann geht alles sehr schnell. Da wir auf unserem „Stellplatz“ auf dem Bruns'schen Grundstück nicht viel ausgepackt haben, ist schon in wenigen Minuten Fahrbereitschaft hergestellt. Macht's gut, bleibt gesund! Ein letztes Winken ist mit der Frage verbunden, wie oft wir uns wohl noch wiedersehen werden. Schließlich ist Käpt'n a.D. Bruns dem Reiseleiter altersmäßig ein Jahr voraus. Bei gebotenem Respekt vor den zahlreichen Blitzern auf den Straßen in Küstennähe erreichen wir unser Tagesziel, das  Ostseecamp „Seeblick“ bei Rerik bereits kurz vor zehn Uhr. Dank der Hilfsbereitschaft unserer neuen Nachbarn auf unserem Stellplatz in zweiter Reihe bringen wir unseren Wohnwagen auf dem etwas welligen und sandigen Untergrund ganz exakt und mit Blickrichtung zur Ostsee in Waage. Die Entscheidung Sonnensegel oder Vorzelt fällt zu Gunsten des etwas aufwendigeren Vorzeltaufbaus. Aber gemeinsam geht uns auch hier die Arbeit mal wieder gut von der Hand und unsere Leinwandvilla steht. Obwohl wir wissen, dass in den nächsten Tagen wieder mit etwas Regen zu rechnen ist, meint es das Wetter heute noch gut mit uns. Danke Petrus - wir werden wohl heute noch einen Schoppen Müller-Thurgau auf dein Wohl trinken müssen.

  

 

Radtour nach Kühlungsborn

 

Dienstag, 13.09.2022 / 18. Tag

Aus dem gestrigen lauen Lüftchen, das über die Ostsee wehte, ist über Nacht ein strammer Sturm aus Nordwest geworden. Die Brandung der See ist hier oben auf dem Steilufer deutlich zu hören und beim Blick hinunter sieht man die vom Sturm aufgepeitschten Wellen ans Ufer schlagen. Für uns stellt sich die Frage, ob es Sinn macht, bei diesem Wind mit den Rädern auf Tour zu gehen. Mit der Hoffnung, dass es etwas landeinwärts nicht so doll weht, schwingen wir uns zu einer kleineren Tour ins benachbarte Kühlungsborn auf die Räder. Und richtig, etwas weiter weg von der Küste weht es nicht so doll, dafür sind wir überrascht, hier einige Steigungen bewältigen zu müssen, die wir hier nicht vermutet hätten. Auf dem Ostseeküstenradweg radeln wir unterhalb vom Bastorfer Leuchtturm über Kägsdorf auf Kühlungsborn zu. Unmittelbar hinterm Ortseingang machen wir Halt am Kühlungsborner Fünf-Sterne-Camping und schicken einen Gruß an unsere Buxtehuder Campingfreunde Anke und Bernd, die hier sehr gern mit ihrem Wohnmobil Station machen. Auf der Strandpromenade ist auch in der Nachsaison noch viel Betrieb. Vorschriftsmäßig schieben wir unsere Räder über die Promenade, bevor wir zum Einkaufen einen Scotty-Netto ansteuern. Nächster Punkt ist die Suche nach einer preisgünstigen Lokalität zur fälligen Nahrungsaufnahme. Nach einigem Suchen steuern wir direkt auf ein Lokal zu, das uns mit Angebot und Preis überzeugt. Für 6,90 Euro p. P. ordert die Muddi zwei riesige Portionen Backfisch (was sonst). Radlerherz, was willst du mehr? Satt und zufrieden radeln wir „heimwärts“, entlocken unserem Kaffeeautomaten zwei Espresso und beobachten besorgt, dass der Sturm bis zum Abend immer stärker wird. Vor dem Schlafengehen ist uns in Anbetracht des an unserem Vorzelt rüttelnden Sturmes nicht ganz wohl. Nur gut, dass uns unser Wohnwagen zur Wetterseite etwas schützt. Trotz allem hoffen wir auf eine gute Nacht und sagen tschüssikowski bis morgen.  

  

 

Einmal Rerik und zurück

 

Mittwoch, 14.09.2022 / 19. Tag

Nach einer stürmischen Nacht frühstücken wir erst gegen 10 Uhr. Unser Vorzelt hat den nächtlichen Sturm auch ohne Sturmbänder und Sandheringe gut überstanden, während unsere Nachbarn ihre Markisen, Sonnensegel und sonstiges windanfälliges Gedöns sicherheitshalber gestern Abend abgebaut haben. Vorzelt Emmas Standfestigkeit ist aber auch der Tatsache geschuldet, dass uns unser Wohnwagen die größte Windlast abnimmt.

Bis Mittag sind unsere Aktivitäten überschaubar. Der eine sortiert seine Fotos und aktualisiert die Reisenotizen, während die andere grüne Bohnen für eine warme Mahlzeit vorbereitet. Obwohl das Wetter auch am frühen Nachmittag nicht sehr einladend für einen Ausflug ist, machen wir unsere Räder startklar und radeln hinunter nach Rerik. Bis auf die Strandpromenade am Hafen hat das 2000 Seelenstädtchen Rerik bei weitem nicht so viel zu bieten wie das dreimal größere Kühlungsborn. Deshalb ist auch unsere Besichtigungsrunde nach Kaffee und Kuchen in einer Bäckerei und Konditorei an der Steilküste und einem Rundgang am Hafen schneller zu Ende als geplant. Zurück im Camp beschäftigen wir uns gemeinsam mit der Vorbereitung einer warmen Abendmahlzeit. Auf dem Speiseplan stehen Kassler-Hähnchenkeulen mit grünen Bohnen und Kartoffeln. Während sich die Muddi in der Bordküche den Bohnen und Kartoffeln widmet, bereitet der Reiseleiter in unserer Superpfanne die Keulchen zu. Dann heißt es „bon appetito“ und wir lassen's uns schmecken. Den Abend verbringen wir bei zwei Schoppen trockenem Müller-Thurgau und einer Runde Skipbo. Beschallt werden wir dabei vom Disco-Sound, der von der Camp-Bühne herüber dröhnt und tanzlustige Camper/innen zum Tanzen einlädt. Weniger bei „Highway to Hell“ von AC/DC als viel mehr bei „Am Fenster“ von City in der siebzehnminütigen Long Version  juckte es sogar der Muddi in den Füßen. 

 

 

Fresstag in Wismar - Sturm im Camp

 

Donnerstag, 15.09.2022 / 20. Tag

Nachdem der Sturm über Nacht abflaut, glauben wir hinsichtlich der  Standsicherheit unseres Vorzeltes auf der sicheren Seite zu sein. Wegen des starken Windes schließen wir heute eine Radtour aus. Stattdessen planen wir eine Tour mit dem Auto ins ca. 40 Kilometer entfernte Wismar. Weil die Wetter-App für den weiteren Tagesverlauf zunehmenden Sturm ankündigt, sichern wir unser Vorzelt mit zusätzlichen Spannleinen und Sandheringen, bevor wir starten. Gegen Mittag düsen wir über eine holprige Kopfsteinpflasterstraße bis zur Bundesstraße 105 und auf dieser hinein in die Hansestadt. Den zentrumsnahen Parkplatz am Schiffbauerdamm haben wir uns bereits im Internet ausgesucht. Auf dem Weg in Richtung Altstadt lockt ein Fisch-Bistro mit einem ansprechenden Angebot. Es ist Mittagszeit und wir sind uns einig, uns vor dem Stadtbummel unbedingt noch stärken zu müssen. Dass es schon wieder Backfisch wird, ist bei uns nicht neu. Nicht neu ist auch, dass uns auch hier besonders die Altstadt interessiert. Und so spazieren wir munter die Straße hinauf, die uns zum Markt führt. Hier pulsiert das Leben der alten Hansestadt. Nach einem Eisbecher und einem Espresso in Werners Eiscafé flanieren wir weiter durch die Fußgängerzone. Wir machen die erste Pause im „angedeuteten Inneren“ der 1945 zerstörten Marienkirche und die zweite vor einem Würstelstand mit Original Thüringer Rostbratwurst. Dass sich unser Ausflug nach Wismar zum „Fresstag“ entwickelt, war nicht geplant. Es ist aber gut, dass wir gestärkt ins Camp zurückkehren, weil wir hier den Kampf gegen Windböen von bis zu 75 km/h aufnehmen müssen. Bei dem Sturm schaffen wir es nicht mehr das Vorzelt abzubauen und müssen zusehen, wie unsere Leinwandvilla immer mehr zum Spielball der Naturgewalten wird. Wir versuchen zu retten, was noch zu retten ist und fahren zunächst unser Auto als Windschutz vors Zelt. Mehr als das Vorzelt mit weiteren Spanngurten am Auto zu vertäuen können wir nicht tun. Nun hoffen wir, dass der Sturm nicht noch stärker wird. An eine gute Nacht wagen wir nicht zu denken, hauen uns aber dennoch zuversichtlich aufs Ohr. Wer hier mitliest, möge uns bitte beide Daumen drücken.

  

 

Sturmwache und Bratkartoffeln

 

Freitag, 16.09.2022 / 21. Tag

An allzu viel Schlaf war in der zurückliegenden Nacht nicht zu denken. Der Sturm nimmt über Nacht weiter zu und rackelt am Vorzelt und Wohnwagen, dass uns im Inneren Angst und Bange wird. Bis auf etwas fehlenden Schlaf kommen wir aber mit unserem Camping-Gedöns unbeschadet durch die stürmische Nacht. Dennoch bleibt im weiteren Tagesverlauf das Wetter Hauptgesprächsthema. Weil der Wind in Küstennähe besonders stark pustet, verabschieden wir uns zunächst von der geplanten Radtour auf die Insel Poel. Ob daraus morgen etwas wird, ist fraglich. Wettermäßig soll es übers Wochenende recht stürmisch und regnerisch weiter gehen. Shit happens, eigentlich hatten wir hier auf ein bisserl Altweibersommer gehofft, aber daraus wird wohl nun nichts.  Vorläufig ist es der Herbststurm, der unsere Aktivitäten einschränkt. Wegen des wieder auffrischenden Windes bleiben wir zunächst als Sturmwache an unserem Wohnwagen und rufen den Rest des Tages zum Ruhetag aus. Eine gute Gelegenheit, sich mal auf diesem empfehlenswerten Campingplatz umzusehen. Das Abendprogramm ordnet sich heute auf Wunsch der Muddi  den bis dato zu kurz gekommenen Kochkünsten des Reiseleiters unter. Der lässt sich nicht lange bitten und zaubert eine riesige Portion Bratkartoffeln aus der bewährten Bordküchen-Superpfanne. Koch- oder brattechnisch eigentlich kein Teufelswerk, aber nach der zuletzt recht intensiven Backfischfutterei eine willkommene Abwechslung. Mit Einbruch der Dunkelheit legt sich auch der Sturm und es wird fast windstill. Ist das die Ruhe vor dem nächsten Sturm? Hoffentlich nicht, denn morgen wollen wir die heute ausgefallene Radtour auf die Insel Poel nachholen, wenn es das Wetter zulässt. Hin und zurück sollen das roundabout 60 Kilometer sein. Vorausgesetzt, wir kommen nicht vom Kurs ab, obwohl die Tour im Radler-Navi abgespeichert ist. Bis zum Schlafengehen sitzen wir noch bei einem Schoppen Roten und einer Runde Skipbo im leicht durchgeheizten Vorzelt. Draußen schafft es das Thermometer noch nicht einmal an die 16 Grad. Gut's Nächtle, bis morgen.  

  

 

Überraschender Besuch

 

Sonnabend, 17.09.2022 / 22. Tag

Kann bitte dem September jemand sagen, dass er kein Dezember, Januar oder Februar ist? Womit wir wieder beim Hauptthema dieser Tage sind. Mit dem Wetter sieht's nämlich zurzeit auch für hartgesottene Camper nicht gut aus. Nachdem wir den Sturm gut überstanden haben, kennen die Temperaturen hier an der Küste nur noch eine Richtung - nach unten. Mehr als 13 Grad zeigt unser Thermometer nicht an. Und da das Ganze noch von einem Regenschauer nach dem anderen begleitet wird, fällt auch heute unsere Radtour auf die Insel Poel buchstäblich ins Wasser. Bis auf die Reparatur der defekten Tür zur Nasszelle  unseres Wohnwagens wissen wir nicht so recht, was wir mit dem Tag anfangen sollen. Mit dem Vorschlag der stellvertretenen Reiseleiterin, schon heute mit dem Camp-Abbau zu beginnen, kann sich der Reiseleiter nicht anfreunden. Und da bei Stimmengleichheit in unserer zweiköpfigen Reisgruppe die Stimme des Reiseleiters doppelt zählt, wird erst morgen abgebaut. Trotz der unbeständigen Witterung sind wir uns darüber einig, am Nachmittag ins Café am Bastorfer Leuchtturm zu radeln. Selbiges haben wir nach elf Jahren noch in guter Erinnerung. Seinerzeit wurden wir dorthin vor unserer ersten Schweden-Reise von Reiseleiters Schwester und Schwager zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Die Stachelbeerbaiser-Torte und der Kaffee sind noch genauso gut wie damals, sind wir uns einig und genießen den etwa einstündigen Aufenthalt. Dann radeln wir zurück ins Camp, wo wir uns über einen überraschenden Besuch freuen. Es ist Reiseleiters ehemaliger Kollege aus gemeinsamen Sportagenturzeiten Florian Bortfeldt mit Familie. Die Überraschung ist gelungen und die Freude groß, zumal auch unsere Gäste dem Campen zugetan sind. Als wir zum Abendbrot wieder allein sind, stellen wir besorgt fest, dass der Sturm schon wieder ständig zunimmt. Ein zweites Mal fahren wir unser Auto als Windschutz vor unser Vorzelt und ein zweites Mal hoffen wir, dass auch in dieser Nacht der Kelch an uns vorüber geht. 

 

 

Drei Wochen on tour

 

Sonntag, 18.09.2022 / 23. Tag

Wir starten ziemlich unausgeschlafen in den Tag. An erholsamen Schlaf war kaum zu denken, weil der Sturm im Laufe der Nacht noch kräftig zugelegt hat. Dass unser leichtes Reisevorzelt die teilweise orkanartige Böen schadlos überstanden hat, grenzt an ein Wunder. Vielleicht liegt es daran, bei der Anschaffung vor nunmehr sieben Jahren weniger auf den Preis als vielmehr auf die Qualität geachtet zu haben. Trotz des nach wie vor anhaltenden Sturmes frühstücken wir nicht im Wohnwagen, sondern im dem Sturm trotzenden Vorzelt, unserer stabilen „Emma“. Danach beginnen wir peu a peu mit dem Abbau unseres Camps, was bei dem kräftigen Wind auch zu zweit nicht so einfach ist. Aber gemeinsam geht uns die Arbeit gut von der Hand. Jeder Handgriff sitzt und nach einer guten Stunde ist schon gegen Mittag alles verstaut. Danach haben wir reichlich Zeit, die zurückliegenden drei Wochen on tour noch einmal Revue passieren zu lassen.  An den bisherigen drei Standorten am Dobbertiner See, auf Rügen und hier an der Steilküste jeweils eine Woche zu bleiben hat sich hinsichtlich unserer suboptimalen gesundheitlichen Verfassung als vorteilhaft erweisen. Einiges geht eben kräftemäßig nicht mehr so wie in den Jahren zuvor. Unterm Strich sind wir dankbar, noch so mobil sein zu können. Nicht zu vergessen die zahlreichen Extratouren mit den E-Bikes. Zum Abendbrot gönnen wir uns jeder eine Pizza aus der zum Platz gehörenden Pizzeria „Belvedere“. Morgen reisen wir weiter, allerdings noch nicht nach Hause, sondern nach Rostock, um Reiseleiters hochbetagte Schwester zu besuchen.

 

 

Zu Gast in Rostock-Dierkow

 

Montag, 19.09.2022 / 24. Tag

Nach der wettermäßig sehr durchwachsenen Woche heißt es heute Abschied nehmen vom schönen Ostseecamp „Seeblick“ Rerik. Da wir gestern unsere Abreise gut vorbereitet haben, ist schon kurz nach dem Aufstehen und dem Frühstück im Wohnwagen Fahrbereitschaft hergestellt. Gegen 10 Uhr geht's los und wir zuckeln wir mit unserem Gespann auf der B 105 über Kröpelin und Bad Doberan unserem Tagesziel entgegen. Schon seit langem geplant ist ein dreitägiger Besuch bei Reiseleiters Schwester in Rostock Dierkow. Verkehrstechnisch dauert die Fahrt bis zum Ortseingang Rostock etwa genauso lange wie die Fahrt durch die Stadt bis zum Stadtteil Dierkow. Das Rangieren auf das Grundstück in der von-Kleist-Straße ist wegen einer Baustelle nicht ganz einfach, gelingt uns aber recht gut. Was ohne Zweifel der Tatsache geschuldet ist, in den zurückliegenden Jahren schon mehrmals mit dem Wohnwagen am Haken hier vorgefahren zu sein. Wir freuen uns, unsere Schwester bzw. Schwägerin in recht guter Verfassung anzutreffen. Nachdem sie ihr Sohn Michael, unser Neffe, zu ihrem allwöchentlichen Chorsingen in die Marienkirche chauffiert, holen wir sie von dort wieder ab. Wieder zurück in der Kleist-Straße sitzen wir in kleiner Runde bei Kaffee und Kuchen zusammen. Abends schauen wir bei Grönfingers Gartencenter vorbei, um unsere Gastgeberin zum morgigen (64 !!) Hochzeitstag mit einem Blümelein zu überraschen. Schon gegen 20 Uhr geht der Tag zumindest für Reiseleiters Schwester zu Ende. Wir ziehen uns für den Rest des Tages zum Fernsehen in unseren Wohnwagen zurück.  

  

 

Dinner bei Grönfingers

 

Dienstag, 20.09.2022 / 25. Tag

Unser zweiter Besuchstag beginnt mit Reiseleiters Rad-Ausflug zum Bäcker, um frische Brötchen zu holen. Das gemeinsame Frühstück beginnt zwar erst kurz nach zehn Uhr, dauert dafür aber über eine Stunde. Als Gäste müssen wir uns scheinbar erst daran gewöhnen, dass im Haus von Reiseleiters 92-jähriger Schwester alles etwas langsamer und geruhsamer zugeht. Die Hektik des Alltags ist diesem Hause fremd. So ist auch für uns zunächst Entschleunigung angesagt. Ein Umstand, an den wir uns erst noch gewöhnen müssen. Auch das gemeinsame Tagesprogramm ist überschaubar. Nach einer kleinen Ruhepause lädt unsere Gastgeberin uns und ihren Enkel Leonardt, genannt

„Dobby“, zum Essen in eine auf den ersten Blick ungewöhnliche Lokalität ein. Es geht in Grönfingers Café Botanica, Deutschland größten Gartenfachmarkt. Die Speisen im gehobenen Preisniveau sind zwar exquisit, aber schmackhaft. Nach dem Dinner bei Grönfingers fahren wir zu viert mit "Dobby am Steuer zum Friedhof ans Grab des vor drei Jahre verstorbenen Mannes von Reiseleiters Schwester. 

Am Abend lädt uns die Abendsonne zu einer Spritztour mit den E-Bikes ein. Wir radeln hinunter zum Dierkower Damm und von dort weiter ans Gehlsdorfer Ufer. Von hier hat man einen herrlichen Blick über die Warnow nach Rostock. Bei einem Schoppen halbtrockenen Dornfelder aus unserem "Wohni-Weinkeller" und anfangs kontroversen Gesprächen über unsere tolle rot-grüne Regierung beschließen wir zu dritt den Tag. 

  

 

Radtour nach Graal-Müritz

 

Mittwoch, 21.09.2022 / 26. Tag

Als wir am frühen Morgen durch unser Dachfenster in einen blauen Himmel blicken und als uns auch der Wetterbericht einen schönen Tag in Aussicht stellt, zögern wir nicht lange und starten nach dem Frühstück zu einer Radtour nach Graal-Müritz. Bevor wir auf gut ausgebauten Radwegen durch die Rostocker Heide dahin gleiten, müssen wir uns durch das Verkehrsgewusel an Rostocks östlichem Stadtrand "kämpfen". Einziges Manko auf der landschaftlich schönen Strecke ist die Tatsache, dass uns die Radler-App kurz vor unserem Tagesziel etwas in die Irre führt. Somit kommen wir erst nach einem Umweg von acht Kilometern an der Seebrücke von Graal-Müritz an. Unter strahlend blauem Himmel ist hier bei Windstille und angenehmen Temperaturen auf der Seebrücke und am Strand allerhand los. Wir spazieren bis etwa zur Hälfte auf die Seebrücke hinaus, verweilen dort auf einer der wenigen noch freien Bänke und erinnern uns daran, dass wir vor drei Jahren schon mal hier auf der Brücke gewesen sind. Auf der Rückfahrt nehmen wir den straßenbegleitenden Radweg nach Hinrichshagen und dortselbst Kaffee und köstlich warmen Pflaumenuchen im "Schinkenkrug". Zurück in Dierkow  fährt der Reiseleiter mit seiner Schwester plus Rollator im Auto zu einem kleinen Abendspaziergang ans Gehlsdorfer Ufer. Beim gemeinsamen Abend zu dritt und einem trockenen Dornfelder aus dem hauseigenen Weinkeller sind wir gut beraten, diesmal keinen Gespräche über die Grünen und ihre Doppelmoral zu führen. Hier scheinen unsere Ansichten wohl recht unterschiedlich zu sein.

 

 

Fernweh am Überseehafen

 

Donnerstag, 22.09.2022 / 27. Tag

Nunmehr bereits zum dritten Mal in Folge zeichnet sich der Reiseleiter vor dem Frühstück zu dritt als Brötchenholer aus. Danach kann ein Streit innerhalb unserer zweiköpfigen Reisegruppe hinsichtlich der bisherigen und zukünftigen Aufenthaltsgestaltung erst nach einer gemeinsamen Radtour  beigelegt werden. Diesmal radeln wir mit unseren Pedelecs warnowabwärts in Richtung Überseehafen. Mal direkt an der Warnow, mal auf der Hauptstraße über Krummendorf geraten wir schneller als erwartet ins dichte Verkehrsgewusel vor dem Überseehafen. Wir testen, wie weit wir auf dem über das Hafengelände führenden Radfernweg von Berlin nach Kopenhagen radeln können und gelangen bis zum Fährterminal. Beim Beobachten, wie die Fernlastzüge, Wohnmobile und Camper im Schlund der Skandinavien-Fähre verschwinden, macht sich bei uns leichtes Fernweh breit. Sogar ein Radler-Pärchen entert vor uns die Fähre. Mit dem Trost, Skandinavien schon mehrmals bereist zu haben, machen wir kehrt und radeln nach Dierkow zurück. Gerade rechtzeitig, um in Dierkow bei einer örtlichen Fleischerei mit Mittagstisch zu speisen. Das Schnitzel ist okay - die Bratkartoffeln fast ungenießbar. Am Nachmittag bringt der Reiseleiter Dobby, den Enkel unserer Gastgeberin, zum Hauptbahnhof und chauffiert danach seine Schwester samt Rollator zu einem kleinen Spaziergang ans Gehlsdorfer Ufer. Mit einem Schoppen zu dritt geht unser Besuch hier in Dierkow zu Ende. Morgen reisen wir weiter, allerdings noch nicht nach Hause, sondern  ins Camp Buchholz am Südzipfel der Müritz. Nomen est Omen! Wir sind gespannt.

 

 

Neuer Standort Röbel/Müritz

 

Freitag, 23.09.2022 / 28. Tag

Heute wegen der Fußballübertragung Deutschland gegen Ungarn nur Stichpunkte

 Gegen 10 Uhr Abreise Rostock, 120 Kilometer nur Autobahn A 19 bis Abfahrt Plau am See / Röbel, 20 Kilometer weiter auf kleinen Landstraßen bis Buchholz, kleines Dorf am südlichsten Zipfel der Müritz, Campingplatz verdient seinen Namen nicht, Steinzeit-Sanitär, wenn nicht noch schlimmer, Touristenplätze auf holpriger Kuh-Wiese, angepriesene Stellplätze am Wasser gibt es nicht, wir sind die einzigen Gäste, gegenüber kleine Kolonie Dauercamper, Hunde, Hunde, Hunde, Gespräch mit einer Dauercamperin, sie empfiehlt uns Weiterfahrt, Platz ist in Auflösung, Wir machen kehrt, nehmen Kurs auf Röbel an der Müritz, bis Campingplatz Pappelbucht, hier ist Mittagspause bis 15 Uhr, zu Mittag mal wieder Backfisch, was sonst, Müritzfischer gleich umme Ecke, gemeinsame Platzbesichtigung, naja bei 33 Euro/Nacht einschließlich Kurtaxe stimmen hier Preis und Leistung nicht, machen das Beste daraus, buchen zwei Tage mit Option auf Verlängerung, wetterabhängig, nach längerem Suchen findet die Muddi einen schönen Platz, Parzelle hätte mal gemäht werden können (müssen), da schönes Wetter Campaufbau nur in der „Miniausführung“, nur Sonnensegel in die Kederleiste gezogen, keinen Teppich ausgelegt, am späten Nachmittag mit den Rädern in die Stadt geradelt, toller Radweg am See, dann auf Promenade bis zum Hafen, großer Edeka, sitzen abends vorm Wohnwagen, Wetter sehr mild, Windstille, Reisenotizen müssten aktualisiert und  Bilder geordnet werden, schwaches WLan, Fernsehen kein DVBT 2, nur Netflix von der Festplatte.

 

 

Erst Röbel, dann Bollewick

 

Sonnabend, 24.09.2022 / 29. Tag

Gestern war Herbstanfang und heute in drei Monaten ist Heiligabend. Und da fraglich ist, ob uns der Herbst den erhofften, aber leider bisher ausgebliebenen Altweibersommer bringt, soll Röbel die letzte Station unserer Rundreise sein. Nach dem gestrigen sonnigen Anreisetag versteckt sich die Sonne heute hinter einer dichten Wolkendecke, aus der hin und wieder leichter Nieselregen tröpfelt. In einer nieselfreien Phase machen wir uns stadtfein, um mit den E-Bikes hinein nach Röbel zu radeln. Röbel trägt seinen Beinamen "die bunte Stadt" zu Recht. Sowohl in der Hauptgeschäftsstraße als auch in den Nebenstraßen fallen uns die vielen bunt angestrichenen Häuser auf. Nach unserem Stadtbummel und einer Pause am Markt radeln wir mit den Rädern ins drei Kilometer entfernte Bollewick. Weniger der dort groß angekündigte Flohmarkt, als vielmehr Deutschlands größte Feldsteinscheune wecken unser Interesse. Im Inneren der Scheune befinden sich Ladenzeilen, Büros, ein Hotel mit Restauration und Veranstaltungsflächen. Die Scheune hat sich zu einem kulturellen Anziehungspunkt der Region entwickelt. Hier finden unter anderem auch überregional beachtete Märkte, Konzerte und Theateraufführungen statt. Wir stärken und mit Schmalzstullen, Kuchen und Kaffee und lustwandeln durch die zahlreichen in zwei Etagen verteilten Geschäfte. Bevor wir zurück in Röbel wieder Kurs auf unseren Campingplatz nehmen, werden noch einige Dinge im "Netto" eingekauft. Vor Einbruch der Dunkelheit packen wir unsere Sachen und schauen im Wohni noch einen Krimi von der Festplatte. Im Laufe des Abends beschließen wir unsere Rundreise schon morgen, am 29. Reisetag, zu beenden. Nach über vier Wochen on tour gewinnt die Vorfreude auf zu Hause zusehends Oberhand. Sollte in diesem Jahr ein Altweibersommer doch noch für schön Wetter sorgen, nehmen wir unsere Schlepphütte vielleicht noch mal an den Haken. „Schaun mer mal“......

 

 

Heimwärts geht's

 

Sonntag, 25.09.2022 / 30. Tag

Gegen neun Uhr frühstücken wir vielleicht zum letzten Mal in dieser Saison in unserem Wohnwagen, der uns in den zurückliegenden vier Wochen Schutz vor allen möglichen Wetterunbilden bot. Wir verabschieden uns von unseren Nachbarn, einem Camper-Ehepaar aus Bad Kreuznach und düsen danach ab in Richtung Autobahn. Im Gegensatz zur Hinfahrt, als wir über Stendal und Wittenberge den kürzesten Weg nach Norden wählten, nehmen wir heute den Umweg über den Berliner Ring in Kauf. Mit einem Wohnwagen am Haken lässt es sich nun mal auf der an und für sich langweiligen Autobahn besser fahren als über Land. Bei Überlandfahrten muss man bekanntlich bei Ortsdurchfahrten viel schalten und lenken und darüber hinaus auch noch auf die zahlreichen Geschwindigkeitsbeschränkungen achten. So cruisen wir zunächst auf den Autobahnen  A 19 und A 24 in Richtung Berlin mit eingestelltem Tempomaten gemütlich dahin und legen auf einem Parkplatz am Berliner Ring eine größere Mittagspause ein. Auch auf der A 2 und A 14 rollen wir recht komfortabel dahin und biegen in Oschersleben kurz nach 15 Uhr in unsere Straße ein. Entladen wird nur das Nötigste - das hat Zeit bis morgen. Nach vier erlebnisreichen Wochen sind wir gesund, munter und voller Dankbarkeit wieder daheim. Schön war's.